Mikulia Greeonio Teil 2

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Sateriasis erwachte in einer Pferdekutsche. Es schien, als wäre er kurz eingenickt. „Du bist wach? Anscheinend hattest du einen Alptraum." Sagte die rote Katze gleichgültig, die neben ihm saß und aus dem Fenster blickte. Draußen sah man eine ausgedehnte Landschaft. Anscheinend waren sie nahe am Dorf Abito. Sateriasis fragte IR neben sich, wie viel Zeit vergangen war, seit sie von Lasaland aufgebrochen waren. „Eine Stunde, vielleicht weniger. Wir hätten nicht den ganzen Weg mit der Kutsche fahren müssen."
„Trotzdem bin ich der Herr dieser Region und es würde meinem Ansehen schaden, wenn ich zu Fuß in ein nahegelegenes Dorf gehe."
„Darüber machst du dir Sorgen? Ist es nicht schon komisch genug, dass du nicht einen einzigen Diener angestellt hast?"
„Das stimmt allerdings." Der junge blonde Kutscher blickte kurz zu ihm herüber, während er die Pferde antrieb. „...Hey, IR." Sateriasis senkte plötzlich seine Stimme und flüsterte der roten Katze zu: „Ist es in Ordnung, normal miteinander zu reden? Sprechende Katzen sind nicht üblich, zumindest nicht in Asmodean."
„Hm? Ah, das ist kein Problem. Du bist der einzige, der mich verstehen kann. Für den Kutscher klingst du wahrscheinlich nur wie ein seltsamer Katzenliebhaber."
„...Das ist auch ein Problem. Warum bist du nicht einfach in deinem Menschenkörper gekommen?"
„Es würde nur Gerüchte geben, wenn ein mysteriöses Mädchen an der Seite des Herzogs reist. Für mich ist es einfacher, in dieser Form rauszugehen, wenn ich mit dir reise." Ein verrückter Herzog, der mit Katzen redet, würde auch Gerüchte verursachen. Sateriasis überlegte, was wohl das Bessere war. Die Kutsche fuhr gerade über einen steinigen Feldweg, was dazu führte, dass die Fahrt ein wenig unangenehm war.
Die Asmodean Region war zwar ein niederschlagsarmer Ort, aber Lasaland war eine Ausnahme. Im Vergleich zu den anderen Orten war der Niederschlag dort unerwartet hoch. Deswegen gab es in der Nähe von Lasaland viele landwirtschaftliche Betriebe. Das Dorf Abito, das Sateriasis und Irina anstrebten, war ein solcher Ort. „Abito, ja? Warst du schonmal dort, mein Herzog?" Das war eine seltsame Frage von IR. „Nein...zumindest erinnere ich mich im Moment nicht daran." Sateriasis' Erinnerungen waren noch nicht vollständig zurückgekehrt, oder besser gesagt gab es viele Dinge, an die er sich noch nicht erinnern konnte. Es gab nur drei wichtige Dinge, an die er Erinnerung hatte. Einmal, dass er mithilfe von IR einen Vertrag mit dem „Dämon der Wollust" geschlossen hatte, außerdem hatte es ein Massaker in der Villa gegeben und der Verantwortliche dafür war niemand geringeres als Sateriasis selbst. Und zu guter Letzt, dass er den Vertrag mit dem Dämon geschlossen hatte, um „Gumina" zu bekommen. Allerdings konnte er sich bei diesen drei Dingen auch nicht vollständig an die Details erinnern. Er wusste, dass er seine ganze Familie ermordet hatte, sogar seine Eltern. Dessen war er sich sicher, allerdings wusste er nicht, was für ein Motiv er dafür gehabt hatte. Ich habe meine Familie gehasst...glaube ich. An diese Gefühle kann ich mich erinnern. Aber wie ist es überhaupt dazu gekommen? Auch wenn IR ein Zeuge gewesen war, sie kannte auch nicht die genaueren Details, weil sie den Vorfall nur rein zufällig entdeckt hatte und keine genaueren Details kannte. Laut IR hatte er ihm bei ihrem ersten Treffen allerdings gesagt, dass er „geliebt werden wollte." Liebe...ja, ich habe „Gumina" geliebt. Und dann hat sie mich abgewiesen...könnte das der Grund gewesen sein? Selbst an Gumina konnte er sich abgesehen von ein paar Details, wie ihrem Aussehen, oder die Tatsache, dass sie ihn verspottet hatte, kaum erinnern. Es fühlte sich an, als würden sie sich schon sehr lange kennen, allerdings war das nur ein Gefühl und er konnte es nicht beweisen. Aber wenn sie eine alte Bekannte ist, die grüne Haare hat...
Dann bestand eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sie eine Verwandte seiner Mutter aus der Glassred Familie war. Am schnellsten würde es gehen, wenn ich die Glassred Familie in naher Zukunft besuche...allerdings bin ich abgeneigt, zu gehen. Marquis Glassred war Sateriasis' Onkel und sie hatten seit dem Vorfall eine schlechte Beziehung, da sie sich darüber gestritten hatten, dass er keine Diener in der Villa eingestellt hatte. Das ist jetzt nicht wichtig, ich sollte mich auf das aktuelle Problem konzentrieren.
Vor sich konnte er ein schäbiges Holztor sehen. Es sah aus, als wäre es der Haupteingang nach Abito. Sateriasis fragte die rote Katze, die sich neben ihm putzte: „Das Mädchen mit dem Wasserkrug von letztens ist hier, richtig?"
„Ja, das stimmt. Ihr Name ist Mikulia Greeonio und sie ist eine Bäuerin, die im Dorf Abito lebt."
„Ich bin beeindruckt, dass du es geschafft hast, sie in so kurzer Zeit zu finden."
„Das ist, weil ich einen gewissen Einfluss auf die Regierung dieses Landes habe. Du bist nur ohne Probleme zum Herzog aufgestiegen, weil ich mich hinter den Kulissen darum gekümmert habe." IR sah stolz aus. Vielleicht wollte sie einen Dank von ihm hören. „Nun, ich bedanke mich. Allerdings denke ich, dass ich das auch ohne deine Hilfe auf diesen Stand gekommen wäre, da ich der älteste Sohn der Familie des Herzogs war."
„...Du bist ein naiver Narr." Sateriasis hob die Arme und streckte sich, um seine Müdigkeit loszuwerden. „Nnngh~ ich bin noch etwas müde."
„Das liegt daran, dass du die ganze Nacht wach warst...es scheint, als hättest du letzte Nacht viel Spaß gehabt, oder sollte ich sagen: „Letzte Nacht ebenfalls?""
„Lukana auch. Sie schläft wahrscheinlich gerade in der Villa. Gestern war sie besonders intensiv."
„Ich bin erstaunt, dass das schon seit einer Woche so geht und du noch nicht müde bist."
„Bist du nicht diejenige, die mich zu dem gemacht hat? Oh? Wirst du gerade irgendwie rot?"
„Mein ganzer Körper ist schon rot!" Sateriasis erinnerte sich an den Tag, als er seine Kräfte wieder eingesetzt hatte. Er hatte die Macht des Dämons der Wollust genutzt, um Lukanas Herz zu stehlen. Durch den Vertrag war es ihm möglich, jede Frau zu verführen. Laut IR konnte er diese Macht bald auch nutzen, ohne sich in einen Dämon zu verwandeln. Dazu musste er sich allerdings erst an die Kräfte gewöhnen. Es gab aber eine Bedingung, um die Macht aufrecht zu erhalten. Er musste regelmäßig Sex mit Frauen haben. Wenn das nicht passierte, würde der Vertragsabschließende eine extreme Lust verspüren und den Körper von Frauen begehren. Deshalb hatte er sich nach seinem Erinnerungsverlust von den Menschen ferngehalten, er hatte so etwas befürchtet.
Sateriasis hatte auch überlegt, ob er Lukana zu seiner offiziellen Frau machen sollte und das ganze öffentlich machen sollte. In der Asmodean Region war allerdings anders in den anderen Gebieten von Beelzenia die Monogamie üblich. Selbst nach den Geboten der Staatsreligion, Levin, war es verboten, mehrere Frauen zu haben. Sateriasis' einziges Ziel war es, Gumina zu bekommen und zu seiner Frau zu machen. Deshalb konnte er es sich nicht leisten, Lukana zu heiraten. Außerdem wäre es nicht einfach für ihn, wenn jemand herausfinden würde, dass sie in seiner Villa eingeschlossen war.
Lukana war eigentlich nicht wichtig, um die Macht des Dämons aufrechtzuerhalten, er könnte sie von der Gehirnwäsche befreien und nach Hause schicken. Er könnte seine Lust einfach mit Prostituierten in der Stadt ausleben. Dennoch hatte Sateriasis nicht die Absicht, Lukana gehen zu lassen. Ich mag Gumina, aber Lukana mag ich auch. Es ist lächerlich, dass man nur eine Frau haben kann. Was ist falsch daran, alle Frauen zu lieben, die mir wichtig sind?" Auch wenn er so dachte, konnte er nichts ausrichten. Er war immerhin nur der Herr einer einzigen Region, er hatte nicht die Macht, die Gesetze dieses Landes zu ändern. Er war in der Lage, sich in einen Dämon zu verwandeln und eine außergewöhnliche Kraft zu nutzen. Damit könnte er sich allerdings niemals gegen die Armee von Beelzenia stellen, denn seine Spezialität lag vor allem darin, das andere Geschlecht zu verzaubern. Alles, was Sateriasis im Moment tun konnte, war, Lukana tief in seiner Villa zu verstecken, wo sie niemand finden würde und er sich jede Nacht mit ihr beschäftigen konnte.
Es gab einen Keller in der Villa. Anscheinend wurde er lange Zeit nicht benutzt und Sateriasis konnte sich nicht daran erinnern, je einen Fuß hineingesetzt zu haben. Er hatte keine Fenster und war von der Außenwelt abgeschnitten, der perfekte Ort, um Lukana einzusperren. Der Keller war so groß wie der erste Stock, die Größe war also kein Problem, allerdings hatte er eine leblose und bedrückende Atmosphäre. Selbst Sateriasis selbst konnte sich kaum dazu durchringen, Lukana dort einzusperren.
Nun konnte er aus einem völlig anderen Grund keine Diener einstellen, also musste er überlegen, wie er damit umgehen sollte. Es gab noch ein anderes Problem: Lukanas Familie, ihre Eltern und ihr Onkel, würden sicher bald bemerken, dass sie vermisst wurde, und einen Aufruhr veranstalten. Dagegen musste er auch etwas unternehmen. Die Tatsache, dass Lukana in Sateriasis' Villa übernachtet hatte, um ihm neue Kleidung zu nähen, war allgemein bekannt. Er würde also zweifellos verdächtigt werden. Es schien allerdings, als hätte IR einen Plan deswegen. Als Sateriasis sie danach gefragt hatte, hatte sie geantwortet, dass sie es ihm sagen würde, sobald sie das Problem mit Mikulia Greeonio gelöst hatten. Mikulia Greeonio also... Warum hatte seine Magie damals nicht bei ihr funktioniert? Er musste herausfinden, warum, und das Mädchen zum Schweigen bringen, dass seine wahre Gestalt genau gesehen hatte.
Sateriasis und IR passierten das Tor zum Dorf Abito.



The Madness of Duke Venomania DeutschWhere stories live. Discover now