Gumina Glassred Teil 7

11 3 0
                                    

In dieser Nacht begann Sateriasis, das Tagebuch von vorher noch einmal in seinem Zimmer zu lesen.
 Ein Portrait stand neben seinem Schreibtisch. Es zeigte einen jungen Mann. 
Er hatte es vorhin auf dem Dachboden gefunden und hierhergebracht. 
Sateriasis blätterte durch die Seiten und stoppte dort, wo er als letztes aufgehört hatte. 
...Das ist sie. Das ist die Seite. Hier fange ich an. 
Dort stand geschrieben, dass ein anderes Kind zu dem Jungen im Gefängnis kam.

19. Juli EC 123
Das Gefängnis ist dunkel und ziemlich nass.
Heute hat mich ein Junge namens Sateriasis besucht.
Er hat mir überraschender Weise erzählt, dass er mein kleiner Bruder sei.
Anscheinend ist er mein Halbbruder, weil er eine andere Mutter als ich hat.

31. Juli EC 123
Das Gefängnis ist dunkel und es ist sehr heiß.
Sateriasis ist wiedergekommen, er hat mir Essen mitgebracht, das ich noch nie gesehen habe.
Es war süß und lecker.
Der Wachmann war die ganze Zeit ruhig.

3. August EC 123
Seit heute ist das Gefängnis ein wenig heller.
Sateriasis ist gekommen und hat eine große Lampe an die Decke vor dem Gefängnis gehangen.
Er sagte, dass sie hochmodern wäre.
Sateriasis hat sich vor die Gitterstäbe gesetzt und mir viele Dinge über die Außenwelt erzählt.
Der Wachmann hat nichts gesagt, aber er hat ein wenig gelächelt.

29. August EC 123
Sateriasis ist heute wiedergekommen und hat mich viele Dinge gefragt.
Ob es schwer für mich hier drin wäre, oder ob ich nach draußen gehen wollte.
Der Wachmann ist hier bei mir, deshalb ist es nicht so schlecht.
Aber ich habe ihm gesagt, dass ich nach draußen wollte.

7. September EC 123
Heute bin ich zum ersten Mal aus dem Gefängnis herausgekommen.
Sateriasis hat mich rausgebracht!
Er hat dem Wachmann etwas gegeben, aber er wollte es nicht annehmen.
Er hat zu Sateriasis gesagt, dass er es niemandem erzählen würde und dass er sich keine Sorgen zu machen brauchte.
Ich habe alles zum ersten Mal gesehen.
Aber es war nicht so hell, wie mir erzählt wurde.
Sateriasis hat gesagt, dass das normal wäre, da Nacht war.

10. Oktober EC 123
Ich habe heute wieder draußen mit Sateriasis gespielt.
Wir haben uns viele Gebäude angesehen.
Es gab ein Gebäude, das heller war als alle anderen. Ich habe die ganze Zeit durch das Fenster geschaut.
Die Leute darin haben mit Werkzeugen etwas Leuchtendes erschaffen.

16. Oktober EC 123
Ich habe eine neue Freundin gefunden.
Es ist ein Mädchen mit dem Namen Gumina.
Als wir uns draußen getroffen haben, hat Sateriasis etwas unbeholfen geguckt.
Das machte er offenbar, weil er nicht wollte, dass jemand erfuhr, dass ich mit ihm nach draußen ging.
Aber Gumina hat versprochen, es niemandem zu erzählen.
Von nun an werden wir drei zusammenspielen.

Bis zur letzten Seite handelte das Tagebuch davon, wie die drei zusammenspielten. 
Sateriasis war sich sicher, dass dieses Tagebuch von seinem großen Bruder Cherubim geschrieben wurde.
 Er schloss es und nahm das Portrait, das auf dem Schreibtisch stand. 
Es war ein langhaariger Mann mit Dienerkleidung. Laut der Inschrift war es ein Portrait seines Bruders, das der Maler, den sie heute getroffen hatten gemalt hatte. 
Cherubim hatte es von dem Maler bekommen und in seinem Zimmer auf dem Dachboden aufbewahrt. 
Er wurde aus dem Gefängnis entlassen, als er erwachsen war, allerdings als Diener und nicht als Sohn der Venomania Familie. 
Auf dem Bild sah er ein wenig aus wie Sateriasis selbst.  Man konnte das Gesicht allerdings nicht gut erkennen, da sein langer Pony es verbarg. Sateriasis verstand nicht, warum es verdeckt war. 
Wie konnte ich jemanden so wichtiges wie meinen eigenen Bruder vergessen? 
Obwohl Gumina ihm alles erzählt hatte, obwohl er sein Tagebuch gelesen hatte, obwohl er das Portrait ansah, fühlte er nicht viel. 
Cherubim war vollkommen aus seinen Erinnerungen verschwunden.
 Wenn Sateriasis das Portrait ansah, verspürte er nicht mehr als—extreme Abscheu.
 Was sind das für Gefühle...? Habe ich ihn gehasst? Meinen eigenen Bruder? 
Sein Kopf begann zu schmerzen. 
Sateriasis ließ das Portrait fallen und kniete sich neben es. 
Seine Kopfschmerzen wurden stärker. 
Wieder...diese Szene... Guminas Gesicht blitzte in seinem Kopf auf. 
Sie hatte nicht denselben Gesichtsausdruck wie vorhin bei ihrem Treffen—es war der Gesichtsausdruck, den sie früher hatte, der ihn verspottete.
 Gleichzeitig hörte er ihre Stimme.
 „...Du bist so nervig."
„Warum bist du so dumm?"
„Eigentlich habe ich dich schon von Anfang an gehasst."
„Ich fühle mich so angewidert, wenn du in meiner Nähe bist."
„Du bist so verdammt ekelhaft."
„Du bist nicht derjenige, den ich liebe."
„Ja, du kennst ihn auch ziemlich gut."
„Ich werde ihn heiraten, also—"
„Komm mir mit diesem hässlichen Gesicht nicht näher." 
Die Kopfschmerzen wurden weniger und Sateriasis stand auf. 
Nun verstand er alles. 
Gumina...hat sich für meinen Bruder entschieden und nicht für mich...
 
Nicht Sateriasis, den Erben der Venomania Familie, sondern Cherubim, einen bloßen Diener. 
Also habe ich meinen Bruder getötet? Zusammen mit meiner ganzen Familie und den anderen Dienern?
 
Es schien irgendwie zu stimmen, aber irgendwie auch nicht. 
Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr. 
Sateriasis schloss die Augen und rief den Dämon in sich. Dämon. 
Heute Nacht werde ich sehr wüten.
...Nun denn, dann unterhalte mich gut
Im nächsten Moment verwandelte sich Sateriasis in einen Dämon.
 Eins wusste er genau. 
Er musste Gumina bekommen, um die Liebe zu erlangen, die sie ihm nicht gegeben hatte.


The Madness of Duke Venomania DeutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt