Maylis Beelzenia Teil 1

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-Bericht-

Ich habe noch keinen einzigen Hinweis auf eine Lösung des massiven Verschwindens von Frauen in Asmodean gefunden.
Seitdem Königin Yufina in Lisa-A verschwunden ist, sind noch mehr Frauen verschwunden und die Zahl der Vorfälle ist bis zu fünfzehn gestiegen. (Wegen der Tatsache, dass Yufinas Verschwinden geheim gehalten wird, ist die offizielle Zahl vierzehn.)
Ich konnte keine eindeutigen Zeugenberichte über die Verschwundenen erhalten.
Es scheint, als hätte mein Vorgänger Ferdinand eine Liste von mehreren Personen erstellt, von denen er vermutete, dass sie der Täter sein könnten, aber die wurde von dem Verbrecher, der ihn und seine Familie ermordet hat, mitgenommen und ist nun verschwunden.
Durch seinen Tod hat sich eine große Unruhe unter meinen Untergebenen ausgebreitet.
Herzog Venomania, Marquis Glassred, Marquis Donald und Marquis Ferdinand—vier von Asmodeans Adligen wurden angegriffen, vielleicht ist diese Unruhe deshalb unvermeidlich.
Im Endeffekt gibt es unter diesen Untergebenen welche, die behaupten, dass dies das Werk eines Dämons oder Gottes sein muss.

Nachfolgend habe ich eine Liste der Personen geschrieben, nach denen man Ausschau halten sollte.
Es ist eine Liste der Frauen, die nach Königin Yufina verschwunden sind.

Sonika Sonic, neunzehn Jahre, adlig
Lazuli Blue, fünfzehn Jahre, Beruf unbekannt
Priema Soap, dreißig Jahre, arbeitslos
Lilien Turner, vierundzwanzig Jahre, Bäckerin
Mewtant Lusha, neunundzwanzig Jahre, Schmuckhändlerin
Tette Cetera, einunddreißig Jahre, Offizierin (Ritter)
Rio Neja, sechzehn Jahre alt, Dienstmädchen

Ich würde mich freuen, wenn Sie sowohl auf diese, als auch auf die vorherige Liste zurückgreifen würden.
Da die Ermittlung schon seit einiger Zeit läuft, werde ich einen weiteren Bericht schreiben, wenn es neue Informationen geben sollte.

Ermittlerin Neruneru Nerune.

Nachdem die jüngste Prinzessin des Kaiserreichs Beelzenia, Maylis Beelzenia sich den Bericht angeschaut hatte, atmete sie tief aus.
„Kein Fortschritt wie es scheint..."
Vor ihr stand ihr bevorzugter Gefolgsmann Baron Conchita, der sanft lächelte.
„Auch wenn es der Bericht einer anderen Person ist, ist die Situation noch die gleiche."
Maylis hatte das Verschwinden von Frauen in Asmodean heimlich genauer angeschaut, indem sie Einsatzkräfte auf Befehl losgeschickt hatte.
Der Anlass für die Ermittlungen war der Bericht über die Vorfälle, den sie von Marquis Glassred erhalten hatte. Ihr ältester Bruder Janus war zu diesem Zeitpunkt aufgrund eines Notfalls nicht in seiner Position gewesen und deshalb hatte sie den Bericht zufällig in ihrer Freizeit an seiner Stelle gehört. Sie war sehr interessiert an allen sensationellen Nachrichten, die in dem friedlichen und langweiligen Reich Beelzenia geschahen. Sie hatte dann Marquis Glassred befohlen, die Angelegenheit sorgfältig zu untersuchen und das Kommando darüber zu übernehmen.
Obwohl es am Anfang nur halb so viel Spaß gemacht hatte. Schließlich handelte es sich um ein Verbrechen, das an der abgelegenen Nordgrenze begangen wurde. Normalerweise würde sie sagen, dass es ein unbedeutender Fall war und ihn dem Lord überlassen, der für die Region zuständig war, in der es passierte.
Aber mit dem Angriff auf die Familie von Marquis Glassred in Lasaland, dem Angriff auf Marquis Donald in Lisa-A und dem Verschwinden ihrer Schwägerin Yufina, hörte die Situation auf, eine unbedeutende Angelegenheit zu sein.
Da Marquis Glassred den Verstand verloren hatte, hatte Maylis als nächstes Marquis Ferdinand, der in der Stadt Mystica im Süden von Asmodean lebte, beauftragt, die Ermittlungen durchzuführen. Er war sehr loyal der kaiserlichen Familie gegenüber, insbesondere Maylis. Maylis interessierte sich allerdings wenig für ihn und sein intensiver, warmer Blick beunruhigte sie immer. Vielleicht war er zu loyal. Trotzdem waren ihr keine anderen Partner in den Sinn gekommen und deshalb musste sie sich damit abfinden.
Ungefähr zu der Zeit, als die zwölfte Frau verschwunden war, Lilien Turner, wurde Marquis Ferdinand in seiner eigenen Villa ermordet vorgefunden. Da Lilien in der gleichen Stadt wie er lebte, konnte man mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass es ein und derselbe Täter gewesen war.
Es werden hier so viele Menschen ermordet und Frauen verschwinden. Es ist sehr seltsam, dass wir keinen einzigen Hinweis oder Zeugen haben.
Ihr zweitältester Bruder Martinus, der neue König von Marlon, hatte verzweifelt nach Yufina gesucht. Maylis hatte ihren Bruder das erste Mal so aufgewühlt gesehen. Es war allerdings verständlich, dass die Frau, die eigentlich unter dem gleichen Dach wie er leben sollte, in der Nacht ganz plötzlich verschwunden war.
„Er wird aber wahrscheinlich nicht damit davonkommen, beide Länder zu täuschen, indem er sagt, dass Yufina sich gerade von einer Krankheit erholt."
Baron Conchita legte seine Hände auf den Hinterkopf und knackte mit den Schultern.
Er war jeden Tag damit beschäftigt gewesen, die Berichte über die Ermittlungen zusammenzutragen und wahrscheinlich erschöpfte ihn das ziemlich.
„Wie geht es Bruder Martinus, Baron Conchita?"
Martinus war vorerst nach Marlon zurückgekehrt. Als König konnte er es sich nicht leisten, außerhalb seines eigenen Landes zu sein. Baron Conchita hatte ihr mitgeteilt, dass er einen Assistenten in diesem Land habe. Deshalb hatte Maylis ihn gebeten, einen Brief an Martinus zu schicken, indem sie den Baron als Boten nutzte.
Es war nicht so, dass sie sich besonders um ihren Bruder sorgte. Im Gegenteil: Insgeheim verachtete Maylis Martinus, weil er so befangen war. Das war so weit gekommen, dass sie Yufina bemitleidete, weil sie ihn geheiratet hatte.
Aber dann war sie interessiert, weil sie ihn nicht mochte—Manchmal waren Menschen so. Maylis war da keine Ausnahme.
Nachdem er sich geräuspert hatte, begann Baron Conchita mit seiner Antwort.
„...Es scheint, als würde er vor Trauer verfallen. Und weil er so verärgert ist, weil er nichts tun kann, hat er darüber nachgedacht, eine gewisse „Zauberin" mit der Untersuchung zu beauftragen."
„Eine Zauberin?"
„Ihr kennt sie selbst, Prinzessin Maylis. Es ist die Zauberin, die vor Jahren die Dürre in Mystica beendet hat—wie es aussieht, befindet sie sich zurzeit in Marlon.
„Ah-das...wie lächerlich."
Maylis versuchte nicht, ihre Unzufriedenheit vor dem Baron zu verbergen. Gegenüber „Zauberern" und „Magie" war sie völlig voreingenommen. Maylis betrachtete sie als Ausdrücke, die von Scharlatanen verwendet wurden, um Menschen zu täuschen.
„Wenn wirklich eine echte Zauberin existieren würde, dann wäre das sicher das wichtigste auf der Welt."
„Es gibt Legenden, dass es im magischen Königreich Levianta vor langer Zeit viele echte „Zauberer gab—"
„Ah, genug, genug, genug. Ich möchte meine Zeit nicht mit so einer unnötigen Diskussion verschwenden. Wir müssen so schnell wie möglich herausfinden, was in Asmodean vor sich geht. Das ist jetzt das wichtigste."
„...Sehr gut. Aber wir haben keine weiteren Hinweise, also was sollen wir..."
„Gibt es denn niemanden?! Eine fähige Person, die in der Lage ist, diesen Fall zu lösen?!"
Maylis erhob ihre Stimme, ohne nachzudenken, auch wenn sie wusste, dass Baron Conchita nichts tun konnte. Nun, da Marquis Ferdinand tot war, gab es niemanden mehr, mit dem sie zusammenarbeiten konnten, den Maylis auftreiben könnte.
„Ich kenne keine geeigneten Leute für die Untersuchung." Sagte Baron Conchita nach einer kurzen Stille plötzlich. „Es gibt jedoch eine Person, der ich versuchen will, diesen Fall zu überlassen."
„Hä? Wer ist es?"
„Mein Freund, mit dem ich über Martinus' Zustand gesprochen habe...Er ist jetzt gerade in das kaiserliche Schloss gekommen."
„Ah, ich verstehe. Es ist lobenswert, dass er den ganzen Weg hierhergekommen ist. Aber warum willst du ihn zu unserem Vertrauten machen?"
Baron Conchita antwortete nicht auf Maylis' Frage. Er schein über etwas nachzudenken.
„...Ich weiß nicht, ob das etwas ist, das Ihr hören solltet, Prinzessin Maylis. Es ist eine komplizierte Angelegenheit..."
„Du hast keine Geheimnisse vor mir, Baron."
Auf Maylis' hartnäckigem Vorwurf, beruhigte sich der Baron.
„Nun, dann sollte ich Euch selbst mit dem Mann über die Umstände sprechen lassen...Du kannst reinkommen, Karchess."
Auf seine Aufforderung öffnete ein blauhaariger junger Mann die Tür und betrat den Raum, in dem sich die beiden befanden.
„Es ist mir ein Vergnügen, Euch kennenzulernen, Prinzessin Maylis. Ich bin ein Graf des Landes Marlon, Karchess Crim."
Der Mann verbeugte sich vor Maylis.


The Madness of Duke Venomania DeutschWhere stories live. Discover now