Ich will dich retten

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, bereute ich es Loki und Thor so weggeschickt zu haben. Doch meine Gefühle hatten überhand genommen, wofür ich mir heute vorgenommen hatte mich dafür zu entschuldigen. Eigentlich konnte ich es immer noch nicht glauben, dass in mir ein Kind heran wuchs. Doch heute morgen war die Nachricht in meinem Kopf angekommen und war damit ein klein wenig verdaut. Aus einem Reflex heraus, von dem ich nicht wusste woher er kam, legte ich meine Hand auf meinen flachen Bauch. Einen Moment später, knurrte dieser vor Hunger los. Als ich mich darauf aus meinem Bett gewälzt hatte, mir etwas überzog und durch die Tür trat, war ich das erste Mal seit einer gefühlten Ewigkeit wieder auf dem Weg zum versammelten Morgenmahl. So ging ich also zu den Hallen Odins, wo mir die davor postierten Wachen die gewaltig, vergoldeten Flügeltüren öffneten. Dahinter verbarg sich ein riesiger Saal, in dem alle Asen willkommen waren zum Morgen-, Mittags-, und Abendmahls mit ihrem König zu Speisen, sofern dieser nicht anderweitig beschäftigt war. Während ich also dabei war Sif, oder einen der tapferen Drei auszumachen, bat mich die Königin von ihrem drei Stufen höheren Tisch zu sich zu kommen. Etwas verlegen kam ich dieser wortlosen bitte nach, denn eigentlich war es nur den Mitgliedern der königlichen Familie erlaubt, an diesem Tisch zu sitzen. Kurz verbeugte ich mich vor dem Allvater und seiner Königin, bevor ich mich zu ihr gesellte. Immer noch verlegen setzte ich mich auf den Stuhl, auf dem eigentlich immer Loki saß und blickte zu den verblüfft hochstarrenden Wachen hinab „Wie geht es dir heute mein Kind?“ fragte mich Frigga und lenkte so meinen Blick zu ihr herüber „Etwas besser.“ Antwortete ich ihr schnell, worauf sie einem Diener ein Zeichen gab und dieser mir etwas in meinen Krug einschenkte. Dankbar nahm ich einen Schluck und blickte etwas erstaunt zu Frigga, denn es war Amanenbeerensaft „Met und Wein sind Tabu.“ Erklärte sie kurz mit einem Lächeln, dieses Kind verlangte jetzt schon viel von mir. Während ich also begann etwas von dem Essen das vor uns aufgebahrt wurde zu verschlingen, betrat Thor die Halle und lächelte mir von dem prunkvollen Eingang aus zu, als er mich erspähte. Zielstrebig stieg er die Treppen auf meiner Seite hinauf, pflückte sich eine Traube von dem Teller vor mir und steckte sie sich in den Mund während er sagte „Ihr seht heute besser aus, meine Königin.“ Und damit verbeugte er sich aus Scherz vor mir, der die röte in meine Wangen aufstiegen ließ. Kaum hatte er sich die zweite Traube hinein geschoben, trat er hinter mich und legte seine Hände auf meine Schultern „Und auch etwas glücklicher.“ Fügte er noch in mein Ohr flüsternd hinzu, sodass nur ich dies hören konnte. Danach ließ er wieder von mir ab und wandte sich Odin zu. Während wir nun weiter aßen und miteinander plauderten wobei es natürlich weiter um das Baby ging, hielt ich Ausschau nach Loki, der sich aber zu meinem verwundern bis zum Schluss nicht blicken ließ. Als das Morgenmahl darauf von dem Allvater beendet wurde, machte ich mich auf um nach Loki zu Suchen. Zu meiner nicht allzu großen Verwunderung, fand ich ihn in der Bibliothek über mehrere Bücher brüten. Erst als ich Anstalten machte den Stuhl gegenüber von ihm heraus zu ziehen, bemerkte er mich und schreckte seinen schwarzen Schopf nach oben. Mit einer kurzen Verwunderung sah er mich an, das sich in ein warmes Lächeln verwandelte „Ich habe dich beim Morgenmahl vermisst, Thor war auch da.“ Erklärte ich ihm Kurz, denn das Thor dort zugegen war ist eine wahre Rarität geworden, meist verschlief er nämlich dieses „Entschuldige. Doch ich muss zu einer Entscheidung finden, bevor die Jotunen zurückkehren und eine von mir erwarten.“ Irgendwie verzweifelt blickte Loki wieder auf sein Buch herunter, und stützte dabei seinen Kopf mit den Händen. Schnell ließ ich von dem Stuhl ab und stellte mich hinter Loki, um zu sehen was er gerade für ein Buch las, dabei stützte ich mich auf der Lehne des Stuhles ab. Das Buch beinhaltete ein Bild von einer trostlosen Eislandschaft, die zweifelsohne Jotunheim abbildete. Auf der anderen Seite wurde jeder Krieg aufgezählt, gefolgt von dem unterzeichnen des Friedensvertrags unter Laufeys Herrschaft mit Asgards König Odin. Dieser beendete einen Jahrhunderte andauernden Konflikt zwischen Asen und Eisriesen. Einen Moment blieb es noch still, bevor Loki aus seinen eigenen Gedanken fuhr „Egal welches Buch ich auch aufschlage, es geht in jedem nur darum das Asgard erfolgreich Krieg gegen Jotunheim führte, bis Odin mit ihnen einen Friedensvertrag unterzeichnete.“ Verzweifelt fuhr sich Loki durch die Haare und legte dabei eine Hand auf meine „In keinem steht etwas über ihren Handel, Feinde innerhalb ihres Reiches oder das Volk selbst.“ Erklärte er weiter und lehnte sich dabei zurück. Kurz grübelte ich über sein Problem, bis mir etwas schon fast offensichtliches klar wurde „Loki, Jotunheim ist nicht Asgard. Keiner würde solch wichtige Informationen einer anderen Welt preisgeben, und schon gar nicht verfeindete Königreiche.“ Sein Blick wanderte zu mir hoch „Das heißt ich soll von einem mir völlig unbekannten Königreich den König spielen.“ Argumentierte Loki als ob er keine Wahl hatte, obwohl er diese sehr wohl hatte. Er quälte sich damit sich selbst davon zu überzeugen, dass es falsch war diesen Thron zu besteigen, obwohl er sich tief in seinem Inneren bereits dafür entschieden hatte „Wie wär’s wenn wir ein wenig im Garten spazieren gehen, damit du wieder den Kopf frei bekommst.“ Versuchte ich ihn von den Büchern weg zu locken, worauf ein Lächeln seine Lippen zierte „Ich hätte da eine bessere Idee.“ Sein Blick hob sich wieder auf mich „Wie wäre es wenn wir gemeinsam in die Heilkammer gingen um unser kleines Wunder zu sehen.“ Zuerst war ich verwundert wie er darauf kam, was sich schnell in eine kleine Verzweiflung änderte. Stammelnd versuchte ich mich da heraus zu reden „Weißt du was, mir fällt gerade ein das Hogun wollte das ich ihm beim Training helfe. Also vielleicht ein andermal.“ Mit diesem Gestammel im Gepäck flüchtete ich aus der Situation, ohne mich bei Loki für gestern Abend entschuldigt zu haben. Flüchtend lief ich also die goldenen Gänge entlang und lief so auf dem Weg zu meinen Gemächern, Sif praktisch in die Arme „Vorsicht, immerhin trägst du was kostbares in dir.“ Sagte Sif mit einem Lächeln, als sie mich mit einer Umarmung aufhielt. Schon wieder dieses Thema, konnte man denn mit keinem reden ohne das dieses Thema aufkam? Schnell entzog ich mich Sif wieder und flüchtete nun auch vor meiner besten Freundin. So führte mein Weg mich unter einen Baum, in dem hintersten Teil des Gartens wo wir früher als Kinder oft gespielt hatten, weil dort nie Erwachsene hin kamen. Erschöpft von der weiten Flucht, ließ ich mich keuchend unter dem Baum nieder und lehnte mich an seinen Stamm. Ich konnte zwar noch nie Aufmerksamkeit leiden, doch nun fragte ich mich wirklich was nur mit mir los war. Hatte ich Angst? Oder wollte ich einfach nur dieses Kind tot schweigen, da ich bisher nichts für es Empfand. Egal wie oft ich darüber nach dachte, es endete damit das sich mein Kopf drehte. Doch für immer konnte ich nicht vor der jetzigen Situation davon laufen. Ratlos und ziemlich am Ende zog ich meine Beine an mich heran, verschränkte meine Arme darauf und bettete meinen Kopf oben auf. Wie ein kleines Kind saß ich da, wusste nicht weiter und wartete das mich jemand retten kam. In unseren Kindheitstagen war es immer Loki gewesen, doch heute kam Thor durch das Gebüsch getorkelt. Langsam trat er an mich heran und ging vor mir in die Hocke „Was willst du?“ fragte ich ihn etwas gedämpft, so wie ich es auch früher tat als Loki kam und auch heute bekam ich die gleiche Antwort „Ich will dich retten.“ Antwortete Thor mit einer sanften Stimme, worauf ich überrascht hoch fuhr „Woher weißt du…?“ setzte ich die Frage an, doch Thor antwortete mir bevor ich die Frage zu Ende stellen konnte „Ich bin Loki damals hinterher gelaufen.“ Erklärte er kurz und legte seine Hand auf meiner ab „Warum redest du nicht mit Loki?“ fragte er und legte den Kopf schief. Mein Blick wanderte zu seiner Brust, die von einem königlichen Harnisch bedeckt wurde, um ihm nicht direkt in die Augen sehen zu müssen „Ich will ihn nicht verletzen.“ Kratzte ich nun meinen Mut zusammen und ließ Thor in mich hinein blicken „Wenn du aber davor weg läufst, verletzt du ihn noch mehr.“ Erklärte er und griff nun nach meinem Kinn, um endlich in meine Augen blicken zu können. Eine Weile sah er mich nur an, seine tief blauen Augen bahnten sich schon förmlich einen Weg in mich hinein „Die Situation macht mir Angst. Ein Wesen in mir zu tragen, dass ist so ungreifbar.“ Vor ein paar Stunden wusste ich nicht mal wie ich es mir selbst erklären sollte, doch nun vor Thor war es so einfach gewesen und nahm mir eine Last vom Herzen „Lass dich nicht davon beherrschen. Du bist die stärkste Kriegerin die ich kenne, da wird dich doch jetzt kein Kind besiegen.“ Er streichelte mir mit seiner anderen Hand über die Wange, seine Hand war so warm an meiner Haut, sie gab mir schlicht weg ein gutes Gefühl „Komm, lass uns gehen.“ Sagte er noch mit einem Lächeln, bevor er seine Arme unter mich schob und mich hoch heben wollte „Thor!“ rief ich aus Trotz heraus, da ich bereits wusste was er wieder tun wollte und begann wild in seiner Bewegung zu zappeln. Thor schwankte in seinem tun und kippte mit mir im Arm um, hart war die Landung auf seiner Rüstung. Als ich mich leicht auf ihm hochstemmen wollte, fror ich in meiner Bewegung ein als unsere Lippen sich so nah waren wie an jenem Abend nicht mehr. Seine Augen strahlten keine Verwirrung aus oder Überraschen, sondern eine tiefe Sehnsucht, sein Atem wurde kontrolliert langsam und seine Arme schwebten neben meiner Taille, als ob er sich zurück halten musste mich zu berühren. Ich wusste dass, da es bei Loki ähnlich war bevor wir uns unsere Gefühle eingestanden hatten. Was war ich noch für Thor, außer eine Kindheitsfreundin? Ich wagte es gar nicht zu Ende zu Denken, denn mein Herz gehörte Loki. Doch wieso kam ich dann nicht von ihm los? Wieso lag ich dann so versteinert auf ihm und konnte meine Augen nicht von seinen abwenden. Mit einem räuspern Durchschnitt ich die Stille und befreite mich so aus meiner Starre „Wir sollten…“ setzte ich an, doch vergaß den halben Satz und verlor meine Gedanken wieder in Thors blauen Augen. Er schluckte „Wir sollten…“ sprach auch er nicht mehr, bis ich mit einem kurzen Blinzeln wieder bei Sinnen war und seinen Satz vervollständigte „am besten zurück zum Palast gehen.“ Endlich konnte ich mich von ihm lösen und stand wieder auf beiden Beinen unter dem Baum. Als sich auch Thor aufgerichtet hatte, standen wir uns gegenüber doch dieses Mal wagte ich es nicht ihm in die Augen zu sehen „Lass uns Loki suchen, und in die Heilkammer gehen.“ Schlug ich nun selbst vor, denn nicht nur das Thor recht hatte, auch die Tatsache das ich ein Kind in mir trug wurde für mich greifbarer. Ich liebte Loki, und dieses Kind war das Erzeugnis unserer Liebe. Stolz diese fast simple Tatsache erkannt zu haben, ging ich mit Thor im Schlepptau zur Bibliothek wo Loki immer noch über einen Stapel Bücher brütete. Als wir näher traten, ertönte Lokis Stimme ohne das er zu uns auf sah „Na schon fertig mit dem Training?“ fragte er mit einer schon fast tonlosen Art und Weise „Es tut mir Leid.“ Entschuldigte ich mich einfach, worauf Lokis Kopf sich hob und sein Blick zu uns hinüber glitt „Wofür entschuldigst du dich?“ wollte er mit zusammengezogenen Augenbrauen von mir wissen „Für mein Verhalten seit gestern, ich wollte dich nicht verletzen. Ich war einfach nur ein wenig verwirrt.“ Gestand ich ihm in der Kurzfassung. Als mein letztes Wort meine Lippen verließ, klappte Loki das Buch vor sich zu und erhob sich „Dann lass uns gehen.“ Beschloss er, bevor Loki seinen Stuhl an den Tisch schob und zu uns herum kam. Etwas verwirrt sahen wir Loki zu, wie er an uns vorbei ging, während wir kurze Blicke austauschten und wir ihm schließlich folgten. Als er uns nun zur Heilkammer führte, bekam ich ein ungutes Gefühl. Hatte Loki uns etwa gesehen? Doch bei was, wir sind lediglich umgefallen. Obwohl ich mich für meine kurze Schwäche schämte, verwarf ich den Gedanken wieder. Als wir vor der Seelenschmiede ankamen, begrüßte uns eine ältere Heilerin mit einem Lächeln und einer Verbeugung „Wir würden gerne unser ungeborenes sehen.“ Erklärte Loki mit einem Schmunzeln unsere Anwesenheit. Mit einer Handbewegung bedeutete mir die Heilerin, dass ich mich auf die Seelenschmiede legen solle. Sobald sich mein Körper auf dieser niedergelassen hatte, erschien auch schon das typische schimmernde Bild meines Körpers. Einen kurzen Moment später leuchtete der winzige blaue Punkt in meinem Unterleib auf. Lächelnd ergriff Loki meine Hand, beugte sich zu mir herab und gab mir einen Kuss auf die Stirn „Das ist unser Kind.“ Sagte Loki so leise und mit Glück erfüllt, dass wahrscheinlich nur ich es hören konnte. In diesem Moment sah Loki so glücklich aus. Dabei war der winzig kleine Punkt, noch so unscheinbar in meinem Körper. Doch er sollte schon bald zu einem kleinen Wesen heran wachsen, dass ich zu diesem Zeitpunkt anfing zu lieben. Meine andere Hand wanderte zu meinem Bauch, und im nächsten Augenblick wandte sich mein Blick zu Thor der mit einem steifen Lächeln zu uns herüber sah. Ein Stich fuhr kurz durch mich hindurch, als ich erkannte das Thor lieber an Lokis Stelle gewesen wäre.

the God of Mishief and the Blood Hair SnowprincessWhere stories live. Discover now