Die letzten Erinnerungen

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Es fielen vereinzelte Schneeflocken auf uns herab. Bei der Wahl unserer Umgebung, war es kein Wunder, aber dennoch ungewohnt. In Asgard gab es nie einen Winter, dort herrschte zu allen Tages und Nachtzeiten, die fruchtbarsten Jahreszeiten. Vielleicht auch einer der Gründe, wieso es den Asen, nie an etwas mangelte. Vor meinen Lippen bildeten sich kleine Atemwölkchen. Meine Hand hatte sich um den Griff meines Schwertes geklammert, vor Kälte und Nervosität beider maßen. Ich war Loki hier in die eisige Tundra von Jotunheim gefolgt, um einem Gefühl von ihm nach zu jagen. Das am Ende vielleicht gar nichts zu bedeuten hatte. Innerlich verfluchte ich mich das ich Heimdalls Rat nicht angenommen hatte, als er uns sagte das wir nicht warm genug gekleidet waren. Jeder Muskel meines Körpers war angespannt, im Versuch das zittern zu unterdrücken. Loki hingegen schlich neben mir her, als würden wir in den Wäldern Asgards jagen. Ihm schien die Kälte herzlich wenig auszumachen. Ich würde ihn aber trotzdem nicht, um seinen Ledermantel bitten. Zielsicher führte er uns an zerklüfteten Eiswänden vorbei, als wäre er sich seines Weges sicher. Während ich schon einige Male über kleinere Eisklumpen gestolpert bin, und langsam aber sicher befürchtete das mir beim nächsten Schritt Zehen abbrechen würden. Doch genauso wenig würde ich ihn alleine lassen. Denn ich kannte Loki, und wusste das er nur so schweigsam war, wenn ihn etwas bedrückte. Und er hatte kein einziges Wort mehr gesagt, seitdem ich mich ihm aufgedrängt hatte. Nach einer Weile nahmen die steilen Eiswände ab und eine ebenere Landschaft lag vor uns. Auch wenn diese immer wieder von Abgründen durchzogen wurde, war sie mir lieber als in einem Eislabyrinth herum zu laufen, wo hinter jedem Fels ein Jotune lauern konnte. Es war mir sowieso schleierhaft, warum wir noch keinem begegnet waren. Während Loki näher an einen Abgrund heran trat, und die Ebene in Augenschein nahm, blickte ich prüfend zurück zu den Eishängen, von denen wir gekommen waren. Eine kaum merkliche Bewegung in meinem Augenwinkel, ließ mich wachsam aufschauen. Ich kniff die Augen zusammen, im Versuch das blau vom Eis, im Zwielicht von dem Blau der Haut unserer Feinde zu unterscheiden. Mein Blick blieb auf einer Stelle kleben, und ich riss im nächsten Moment die Augen auf. Zwischen zwei dickeren Felsen verbarg sich ein Durchgang durch die dicke Eiswand, und dort stand er. Ein Eisriese der gerade seinen Arm zum Wurf nach hinten warf. Ich handelte schneller als meine gefrorenen Lippen sich zu einem Schrei öffnen konnten. Gerade rechtzeitig erreichte ich Loki und warf ihn mit einem Stoß zu Boden, doch das brachte mich dem Abgrund zu nah, und als dann der Eissplitter meine Schulter traf, verlor ich an der Kante taumelnd, das Gleichgewicht..

Ich erinnerte mich nicht an den Fall, nur an die Wassermaßen die gnadenlos meinen Körper nach unten ziehen wollten. Im Versuch eisige Luft in meine Lungen aufzunehmen, schluckte ich Wasser. Meine Lungen brannten und bald hoffte ich auf erneute Finsternis, die mich nur allzu gern wieder in empfang nahm..

Wir hatten gerade unseren Auftrag ausgeführt. Es war bereits das dreizehnte Mal das wir von unseren Befehlshabern ausgesandt wurden. Natürlich wurde uns nie gesagt wie lange sie uns im Ruhe Zustand ließen, doch wir waren nicht blind. Nach jedem Einsatz brachten wir das genaue Datum in Erfahrung, und hofften nicht bereits über hundert Jahre geschlafen zu haben. Die Zeit nach der Ausführung war uns die kostbarste, denn nach der Erfüllung des Befehls lichteten sich die Wolken des Zwangs in unseren Köpfen, und wir konnten unseren eigenen Gedanken nachhängen. Wir schlichen gerade durch eine dunkle Seitengasse, fernab von den Straßenlichtern und Menschen, als er mich am Handgelenk packte und gegen die Ziegelmauer einer Hauswand drückte. Sein Körper presste sich förmlich gegen meinen, sein metallener Arm lag schwer an meiner Hüfte. Ich keuchte kurz auf und suchte trotz der Dunkelheit um uns herum, seinen Blick. Er legte seine Stirn auf meine und seufzte tief aus seiner Kehle heraus. Wir hatten keine Erinnerungen mehr an unser früheres Leben, oder ob es überhaupt eines gab. Uns blieb nichts in unserem Dasein, als einander. Das einzige was wir wussten war, das es ein anderes Gefühl war als Schmerz, wenn wir nah beieinander waren. Wir hatten keinen Namen für dieses, aber missen würden wir es nie wieder wollen. Seine metallenen Fingerspitzen wanderten über meine Wange, hinab zu meinem Hals. Ein Schauer fuhr mir den Rücken hinab und ich presste mich aus Reflex, näher an die Ziegelmauer. Doch er rückte mir nach, ließ nun auch seine warme Hand über meine Seite streichen. Ungeduldig schlang ich meine Arme um seinen Hals und zog ihn zu mir herunter, bis ich seine Lippen auf meinen Spürte. Das Gefühl verstärkte sich und mein Herz fing an gegen meinen Brustkorb zu hämmern, als wollte es mir Rippen brechen. Im Rausch dieses Gefühls fiel mir wieder ein, das es nicht das erste Mal war das ich dieses fühlte..

the God of Mishief and the Blood Hair SnowprincessWhere stories live. Discover now