Eine Partie Schach

730 30 0
                                    

Zu unser aller Erleichterung erholte sich Arikàda, nachdem sie erwacht war jeden Tag etwas schneller. Wegen der Sache mit dem Buch von Hel, hatte mich Mutter wütend belehrt und nahm mich anschließend weinend in den Arm. Sie war erleichtert das es doch nicht dazu kam, und endlich alles wieder normal war. Nur der Verlust unseres Sohnes lag noch schwer auf unseren Herzen. Ich konnte mir gar nicht ausmalen was für schreckliche Schmerzen Arikàda erleiden musste, und nun konnte sie nicht mal unser Kind in ihre Arme schließen. Dabei machte mir besonders ihr Blick Sorgen, wenn sie dachte das niemand sie sehen würde, legte sie ihre Hand auf ihren Leib und sah so unendlich traurig aus. Doch die Heiler meinten das dies ganz normal wäre, und vorüber ginge. Nie mehr würde ich sie dabei alleine lassen wollen. Heute war jedoch nach ganzen zwei Wochen, der Tag gekommen an dem meine Königin die Heilkammer verlassen durfte. Lächelnd teleportierte ich mich also in besagte Kammer, worauf dieses wieder verschwand. Ich sah das Innere von Arikàda, und wie viel von dem Schaden noch übrig geblieben war. Überall waren rot leuchtende Stellen, an denen etwas noch nicht gänzlich verheilt war. Normalerweise hatte mich Arikàda auch rausgeschickt, wenn die Heiler sie untersucht hatten „Loki!“ rief sie nun erschrocken als sie mich entdeckte und die Heilerin ließ darauf auch sofort das Bild verschwinden. Ich schluckte „Es tut mir Leid. Ich wusste nicht…“ entschuldigte ich mich schnell und fand mittendrin nicht die richtigen Worte, während ich näher trat aber meinen Blick nicht so recht von Arikàdas Bauch abwenden konnte „Wie schlimm ist es?“ fragte ich in die Runde von Heilerinnen und Arikàda, mit leiser Hoffnung jemand würde mir die Wahrheit sagen „Es ist nicht schlimm.“ Log Arikàda und sah weg, was sie meist tat. Die Heilerinnen brachen jedoch nicht ihr Schweigegelüppte und sahen nur Arikàda schweigend dabei zu, wie sie sich wieder langsam aufsetzte. Schmerz zeichnete sich auf ihrem Gesicht dabei ab, schnell stützte ich sie und hob sie von der Seelenschmiede herunter „Es muss immer jemand bei ihr sein, für den Notfall.“ Brachte nun doch eine Heilerin etwas heraus, bevor sich Arikàda bei mir einhakte und wir aus der Heilkammer gingen. Nach kurzer Stille Durchschnitt Arikàda diese wieder „Wo gehen wir hin?“ lächelnd sah ich sie an, meine Gefühle von eben schob ich für den Moment bei Seite „In unser Gemach.“ Verwirrt schmunzelte sie mich an „Ok?“ gab sie überrascht zurück. Es war eigentlich brauch das die Frau erst nach der Vermählung mit dem Mann in ein gemeinsames Gemach zog, doch es fühlte sich bei uns schon mehr als überfällig an. Unser Weg führte uns also zu den königlichen Gemächern, genauer genommen zu meinem. Und für den heutigen Tag hatte ich sogar eine Überraschung vorbereitet „Willkommen in eurem Gemach meine Königin.“ Freudestrahlend öffnete ich ihr die Tür und eröffnete ihr damit den Blick, auf meine Mühen. Ich habe den ganzen Morgen und Mittag damit verbracht, mein gesamtes Gemach mit Blumen und Kerzen zu schmücken, die ich vorher auf dem Markt besorgen mussten. Letzteres war die größere Herausforderung gewesen, also hoffte ich das meine Auswahl Arikàda gefiel. Doch lange musste ich nicht auf eine Reaktion warten, als die Tür zu unserem Gemach aufschwang spiegelten die vielen Lichter in Arikàdas Augen wieder und ein unfassbar schönes Lächeln zierte ihre Lippen. Wortlos ging sie hinein und drehte sich langsam in mitten der vielen kleinen Lichter. Schnell sprang ich wieder an ihre Seite, als ich sah das sie in ihrer Bewegung schwankte. Lachend fiel sie in meine Arme „Loki das ist wundervoll.“ Arikàda klang wieder so unbeschwert, als ob sie die letzten Monate einfach vergessen hätte. Das war einer der Dinge, auf die ich schon fast neidisch war „Es wird aber noch besser.“ Grinste ich schelmisch und drückte ihren Kopf ein wenig nach rechts, um ihren Blick auf den Badezuber im Nebenraum zu richten. Doch statt das ihre Freude wie erwartet wuchs, fielen ihre Mundwinkel nach unten und ihr Körper löste sich von meinem „Was hast du?“ fragte ich sie sogleich, worauf sie ihre Arme um ihren Leib schlang „Es ist nur…“ setzte sie an, brach aber ab und blickte gen Boden. Entrüstet näherte ich mich ihr wieder „Weil du nicht willst das ich dich sehe.“ Schlussfolgerte ich und hob ihr Kinn mit meiner Hand wieder an „Ich könnte dich nie wegen einer Narbe verachten. Besonders nicht wenn sie von unserem Kind stammt.“ Versuchte ich sie aufzumuntern und lächelte sie darauf an. Arikàda gab mir dagegen nur ein schwaches Lächeln zurück „Das weis ich doch Loki.“ Versicherte sie mir, und plötzlich verschwand ihr schwaches Lächeln, wich einem Schmerz verzerrtem Gesicht wobei sie die Luft scharf einsog. Schnell wollte ich sie stützen, doch sie winkte ab „Geht schon wieder.“ Sie atmete einmal durch „Ich wäre eine schlechte Kriegerin wenn ich so einen kleinen Schmerz nicht aushalten würde.“ Ein kurzes kichern entwich ihren Lippen, worauf ich nur ein schmunzeln heraus brachte. Sie war wirklich schlecht im Lügen „Das Bad wird dir gut tun.“ Versprach ich ihr und nun gab sie sich tatsächlich doch einen ruck. Lächelnd Schritt sie also auf den Badezuber zu, dabei zog sie bereits an dem Stoff ihres Kleides „Warte.“ Unterbrach ich ihr zum scheitern verdammtes Vorhaben und ließ meine Magie sie kurz umspielen. Unter deren grünen Schimmer trat bereits vereinzelt Arikàdas blasse Haut zum Vorschein, kaum war dieser vollständig verschwunden, erkannte ich erst wie schlimm es tatsächlich gewesen war. Eine lange dunkle Narbe erstreckte sich quer über ihren Leib, die mich schwer schlucken ließ. Um diese herum gab es noch ein paar wenige kleine Narben, wobei einige vielleicht von den tief blauen Flecken verdeckt wurden, die sich von ihrem unteren Leib bis hin zu ihren Rippen verteilten. Erschrocken über das Ausmaß, trat ich einen Schritt zurück. Arikàdas mitfühlender Blick gab mir die Auffassung, dass sie meinetwillen nicht wollte das ich sie sah „Es tut mir Leid.“ Sagte ich einfach heraus und musste meine Tränen zurückhalten. Aufmunternd legte sie ihre Hand auf meine Wange „Es ist nicht deine Schuld Loki.“ Sagte sie mit einem Lächeln, und ich wollte ihr glauben doch war es meine Herkunft die Schuld an alldem trägt. Diese Tatsache quälte mich schon die ganze Zeit über, und machte mir Angst. Was wäre wenn sie wieder schwanger werden würde, ich könnte es nicht ertragen sie zu verlieren. Die Furcht ich könnte wieder einen Fehler begehen, kam über mich und ließ mich bedrückt auf den Boden starren. Im nächsten Moment umfasste Arikàda meine Hand, worauf ich wieder zu ihr hoch sah „Lass uns jetzt nicht über das was war und kommen mag nachdenken.“ Beschloss sie kurzerhand und versuchte mich näher an sich heran zu ziehen. Mit zwei kleinen Schritten stand ich wieder vor ihr, nahm nun auch ihre andere Hand „Ich Liebe Dich.“ Sprach sie Lächelnd heraus, während ich mich in ihren strahlenden Augen verlor „Ich Liebe Dich auch.“ Gab ich flüsternd zurück und küsste darauf ihre Stirn. Nachdem ich Arikàda nun in den Zuber geholfen hatte, schnippte ich kurz mit meinen Fingern und entledigte mich damit mittels Magie nun auch meiner Kleidung. Das Wasser im Zuber war warm und roch wohltuend nach verschiedenen Kräutern, die Mutter zu diesem heilenden Bad verarbeitet hatte. Kaum saß ich Arikàda gegenüber im Wasser, überkam mich ein Gefühl des Friedens worauf mir auch ein sanftes Lächeln auf die Lippen kam „Wollen wir eine Partie Schach spielen?“ fragte ich sie plötzlich aus der friedlichen Laune heraus. Lächelnd nickte sie zustimmend, und im nächsten Moment ließ ich ein Schachbrett mit allen dazugehörigen Figuren, zwischen uns schwebend erscheinen. Leider war Arikàda in Sachen Strategie mir überlegen, und so dauerte es nicht lange ehe sie lachend über mich triumphierte „Trotz all den Jahren bist du kein Stück besser geworden.“ Spottete sie kichernd und rutschte mit ihrem Po durch das Kräuterbad, näher an mich heran. Grinsend griff ich nach ihrer Hüfte unter Wasser und zog sie auf meinen Schoß „Genau aus diesem Grund bin ich froh eine so fähige Kriegerin, meine Königin nennen zu dürfen.“ Verschmitzt lächelte sie zurück „Noch bin ich nicht deine Königin.“ Ihr Konter war die Wahrheit, dennoch ließ ich ihn nicht auf mir sitzen und konterte zurück „Dann sollten wir dies schnellstmöglich ändern.“ Ihr Lächeln wurde sanft und ihre Augen glänzten vor Freude „Nichts lieber als das.“ Sprach sie noch aus, bevor wir uns in unseren Augen verloren. Als es still wurde, dachte ich kurz auch das Gefühl für Zeit verloren zu haben. Und ehe ich mich versah fühlte sich alles wie damals an, bevor Arikàda diesen Abgrund hinunter stürzte und damit scheinbar in ihren Tod. Ohne weiter darüber nach zu denken, drückte ich sanft meine Lippen auf ihre. Meine Arme umschlungen dabei ihren nackten Oberkörper und drückte sie damit fester an meinen. Ein wohliges seufzen entkam ihrer Kehle, worauf meine Lippen eine Wanderschaft über ihren Hals machten. An ihrem Schlüsselbein angekommen, vergrub sie mit einem erwartungsvollen stöhnen ihre Hand in meinen Haaren. Mit einem kurzen wirken von Magie landeten wir in dem riesigen Himmelbett unseres Gemachs. Arikàda lag unter mir und sah mit einem matten Schein in ihren Augen, der zweifelsohne Lust zu bedeuten hatte in meine. Mein Körper hielt inne und meine Gedanken schossen wieder zurück in die Gegenwart. Außerstande mich zu rühren, blickte ich sehnsüchtig auf ihre hinab und so sehr sich auch mein Körper mit ihrem verbinden wollte, konnte ich es einfach nicht. Voller Sehnsucht drückte ich ihr noch einen Kuss auf ihre zarten Lippen, bevor sich mein Körper neben ihrem fallen ließ. Vielleicht war es auch noch zu früh, redete ich mir ein und drehte meinen Körper dabei zu Arikàda. Sie lag steif da und ihr Blick war gedankenverloren „Alles in Ordnung?“ fragte ich und stützte mich auf meinen Unterarm nach oben um Arikàda besser in die Augen zu sehen. Diese wandten sich nun von dem Bordeauxroten Stoff über uns, zu mir herüber „Ja, alles gut.“ Antwortete sie und begann dabei leicht zu Lächeln. Im nächsten Augenblick waren ihre Augen und damit wahrscheinlich auch ihre Gedanken wieder auf etwas weit entferntes gerichtet. Plötzlich wieder von einer Welle der Schuld getroffen, ließ ich meinen Körper wieder auf die weiche Matratze fallen. Mein Blick heftete sich auf Arikàdas Bauch der nackt neben mir lag und fuhr mit meinem Blick jede einzelne Narbe entlang, außerstande sie wirklich zu berühren. Während meine Augen an einem der größten Blutergüsse kleben blieb, krampfte sich mein Magen zusammen und konnte wieder nur erahnen welche Schmerzen sie in jener Nacht ertragen musste. In der Nacht wo sie beinahe in ihren eigenen Gemächern verblutet wäre, hätte Thor sie nicht rechtzeitig gefunden. In den Stunden in denen sie um ihr Leben rang, und in den Minuten in denen sie unseren Sohn verlor, war ich nicht für sie da gewesen. In all den Monaten, in denen sie schwanger war hätte ich für sie da sein müssen. Hätte einen Weg finden müssen das alles zu verhindern, eine Möglichkeit bei der wir jetzt unseren Sohn in den Armen halten könnten. Wenn es überhaupt so eine Möglichkeit gab. Es wurde plötzlich fürchterlich kalt in meiner Brust, mein Herz zog sich zusammen als mir der Gedanke in den Kopf fuhr, das Arikàda und ich vielleicht gar keine Kinder kriegen konnten. Doch selbst die Vorstellung das Arikàda noch einmal schwanger werden würde, selbst wenn das Kind es überlebte…
Das Risiko und der Verlust wären zu hoch. Selbst der Gedanke ließ es mir kalt den Rücken runter laufen. Bemüht diesen Gedankengang beiseite zu schieben, ergriff ich Arikàdas Hand die sie beide neben ihren Körper gebetet hatte und faltete sie in meine. Kurz drückte ich ihr einen Kuss auf den Handrücken, bevor ich ihre Hand an meine Brust gedrückt hielt. Eine unbändige Stille kehrte in unsere Gemächer. Doch plötzlich wurde diese durchschnitten, als Arikàda einen unterdrückten Schmerzensschrei durch die zusammengebissenen Zähne ausstieß. Erschrocken fuhr ich hoch und blickte besorgt auf sie hinab „Ich hole einen Heiler.“ Mit diesen Worten wollte ich mich gerade fort teleportieren, als mich eine zitternde Hand aufhielt. Arikàdas Hand hatte mich am Handgelenk gepackt „Bitte bleib.“ Sagte sie nur, bevor der nächste Schmerz durch ihren Körper fuhr und diesen zusammenzucken ließ. Ich nickte und bettete ihre Hand wieder in meine, küsste sie wieder und strich Arikàda mit der anderen eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. Als Arikàda nach einer Weile etwas erleichtert durchatmete fragte ich sie „Erzähl mir bitte wie schlimm es ist.“ Die selbe Frage wie heute Mittag in der Heilkammer, und so schnell wie sie ihren Mund öffnete dachte ich sie würde mich erneut anlügen, doch sie schloss ihn wieder. Sie schien einen kurzen Moment zu überlegen, ehe sie ihn wieder öffnete „Kannst du mir denn auch Versprechen, dass wenn ich es dir sage, wir trotz allem noch versuchen ein Kind zu bekommen?“ ihre Frage verblüffte und schockierte mich zugleich. Nicht imstande auch nur einen Ton heraus zu bekommen, schwieg ich. Wie konnte sie nach alldem was ihr geschehen ist, was ihr immer noch passierte ein Kind wollen? Diese Bitte würde noch lange in meinem Kopf für fragen und Ängste sorgen. Doch heute würde ich ihr darauf keine Antwort geben. Nach einer Weile des Schweigens, nahm sie diese als Antwort und wandte ihren Blick wieder von mir ab. Dies waren aber die letzten Worte über Arikàdas wahren Zustand die zwischen uns gefallen waren.

the God of Mishief and the Blood Hair SnowprincessWhere stories live. Discover now