Schicksal

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Als ich am nächsten Morgen wach wurde, machte ich mir nicht mal die Mühe meine Kleidung zu wechseln, bevor ich mich zum Bifröst begab. Die goldene Kugel ragte vor mir auf, doch heute würdigte ich sie keines Blickes, sondern richtete diese auf den Wächter in goldener Rüstung, der schon voller Erwartung da stand. Natürlich hatte er mich schon erwartet. Seine versteinerte Miene unter seinem goldenen Helm würde etwas weicher, als ich das Innere des Bifröst betrat „Ich habe dich erwartet.“ Sagte er zur Begrüßung, dabei musste ich mich beherrschen keine schnippische Antwort darauf zu geben. So bekam man für gewöhnlich nämlich keine Informationen. Prüfend musterte er mich in der Stille, als ob er es mir ansah wie verzweifelt ich war „Sag mir was du damit gemeint hast, ich würde mit beiden Königen meine Zeit haben.“ Ungeduldig ging ich auf und ab, während meine Augen ihn genauso musterten. Ein leichtes Lächeln zierte seine dunklen Lippen, als er antwortete „Ich beantworte keine Fragen, auf die ihr die Antworten bereits wisst.“ Es klang wie Spott, und doch sprach er zu mir wie zu einer Königin. Eine Weile kaute ich an meiner nächsten Frage herum, ließ mir meine Antwort durch den Kopf gehen. Meine Gefühle, sowohl für Loki als auch für Thor. Irgendwann hielten meine Füße im auf und ab gehen inne „Sag mir was ich für dich bin.“ Bei diesen Worten begannen Heimdalls Augen zu glänzen, sein Lächeln erstarb bevor er antwortete „Eine noch nicht gekrönte Königin.“ Das war nicht alles. Ich verzog meine Augen misstrauisch zu schlitzen „Die Königin von welcher Welt?“ fragte ich weiter und sein Blick fiel auf meinen Kopf „Das werdet ihr noch früh genug erfahren.“ Ich reckte das Kinn hoch „Was ist wenn ich Loki nicht heirate und Thor auch nicht.“ Es klang falsch, die Worte schmeckten falsch, als ob mich alles von diesen Worten abhalten würde „Es ist euer Schicksal.“ Er lächelte wieder, und fügte dem noch hinzu „Ihr müsstet schon sterben, um diesem zu entkommen.“ In der kurzen Pause, die er mir gab um seine Worte zu verstehen, lief ich wieder auf und ab wie ein rastloser Tiger in einem Käfig „Wieso sollte ich aber Loki für Thor verlassen?“ meine Stimme schwoll an, und Tränen drängten sich bereits in meinem Augenwinkel. Heimdall folgte mit seinem Blick, jeder meiner Bewegungen „der junge König hat viele Schicksale. Von manchen weis er, von anderen wieder rum nicht. Doch dieses Schicksal hat er bereits angenommen, im Tausch für euch.“ Mein Atem stockte und mein Körper erstarrte in seiner Bewegung. Ich verstand nicht jeden Sinn in Heimdalls Worten, doch das Loki um unser Schicksal weis, habe ich sehr deutlich vernommen. Wutentbrannt stürmte ich wieder aus dem Bifröst, ohne ein Wort des Abschieds oder des Dankes. Zweifelsohne fügte sich jetzt ein Teil des ganzen zusammen. Damals auf dem Hellicarier hatte er mir geschworen das er mir alles erklären würde. Ich sollte ihm nur Vertrauen. Ich fühlte mich verletzt, als meine Füße mich zurück in den Königspalast von Asgard trugen. Doch es war genug passiert in den letzten Monaten, als dass ich mich nun auch noch gegen das Schicksal wenden würde. Doch was passierte, wenn ich das Schicksal auf die Probe stellte. Wenn ich eine Königin, neben Loki oder Thor sein sollte, jemand der seinem Gemahl beipflichtete. Dann würde ich eine Kriegerin sein, die Spaß daran hatte ihre Feinde zu spalten. So wie das Schicksal Spaß daran hatte, mir meinen Sohn zu nehmen und mein Herz an zwei Könige zu binden. Doch auch wenn mein Kopf gerade so voller Hass dafür war, empfand ich wahre Liebe für beide, egal in welcher Hinsicht das Schicksal uns nun Verband. Ich liebte Loki, genauso wie mir mein Herz sagte das da auch Zuneigung für Thor war. Plötzlich war es so leicht dies zu erkennen, was mir wenigstens ein klein wenig die Last von mir nahm. Doch diese wurde praktisch im selben Moment, durch die Last des mir noch unbekannten Schicksals ersetzt. Ich wusste das ich eine Königin würde, wenn Loki und ich erstmal vermählt waren, doch das alles schien mir eine weitaus größere Sache zu werden als mir wahrscheinlich lieb ist. Doch bei der ganzen Sache bin ich wohl die einzige die da Kein Mitspracherecht hatte, außer ich wollte mir kurzerhand das Schwert in die Brust rammen. Loki akzeptierte das, was auch immer kommen mag um uns zu trennen, um anscheinend mich zu bekommen. Was wäre wohl gewesen, wenn er es nicht getan hätte? Ob er das auch wusste? Der Gedanke erschien mir grotesk, dass es unsere Gefühle für einander vielleicht ohne Lokis zutun gar nicht gegeben hätte. Oder war Lokis Entschluss auch nur eine Entscheidung des Schicksals. Bei meinen alten Gemächern wieder angekommen, stieß ich die Tür mit einem Tritt auf. Nun flog sie tatsächlich aus den Angeln und krachte mit einem lauten Knall gegen die Wand. Plötzlich ohne jedes Schamgefühl, streifte ich mir mein Purpurfarbenes Kleid ab und ließ es zu Boden fallen. Entblößt schritt ich nun auf meinen Kleiderschrank zu, neben dem meine Rüstung frisch poliert auf einem Kleiderständer stand. Der Stoff meiner kunstvoll geschmiedeten Rüstung wurde gewaschen und drapiert, sanft fuhr ich mit meinen Fingerspitzen an diesem entlang, als wäre es mein geliebter. Einen Augenblick später hatte ich sie angelegt, schnallte mir nur noch mein Schwert und die Dolche an den Waffengürtel, ehe ich wieder durch den nun blanken Türrahmen preschte. Mein nächstes Ziel führte mich ein Stockwerk höher, mit fester Entschlossenheit klopfte ich an der massiv vergoldeten Tür vor der ich nun stand. Mit einem kraftvollen Schwung öffnete ich die Flügeltüren und zog sofort den Blick der tapferen Drei auf mich, die gerade noch angestrengt auf unzählige Karten auf dem Ratstisch gebrütet haben, der Allvater in ihrer Mitte. Dieser sah aber erst von seinen Plänen auf, als ich vor dem goldgeschmückten Tisch zum stehen kam, und den König von Asgard mit ernster Miene musterte. Sein eines Auge musterte mich, als ob der Anblick meiner Rüstung etwas völlig neues wäre. Selbst die Drei Krieger starrten mich an. Nach einer Weile der beinahe starren Blicke, verschränkte ich schon beinahe trotzig die Arme vor der Brust, wobei mir einige Strähnen meines offenen Haars ins Gesicht fielen. Odin räusperte sich „Möchtet ihr mir verraten, was ihr nun zu tun gedenket?“ seine Worte klangen allwissend, wie so oft „Ich gedenke meinen Platz als Kriegerin und Valkyre wieder auszufüllen, Allvater.“ Ich legte aus reinem Respekt die Faust auf mein Herz, bevor ich fortfuhr „Bitte gebt mir eine Aufgabe um Asgard zu dienen.“ Wieder trat Stille ein, in der forschende Blicke des Allvaters auf mich gerichtet waren. Langsam fragte ich mich, ob noch nie jemand von seinem Schicksal um Millimeter abgewichen ist, das der Allvater kannte. Ob er auch um den Tausch von Loki wusste? Misstrauen schwang langsam in mir auf, während der Allvater endlich das Schweigen durchbrach „Wir haben Kunde erhalten das eine größere Gruppe von Banditen in Vanaheim die östlichen Wälder plündern. Dieser Aufgabe könntet ihr euch zuwenden.“ Kaum waren die Worte ausgesprochen, bedankte ich mich wortlos mit einer leichten Verbeugung, drehte auf dem Absatz um und Schritt wieder durch den Saal „Ich werde eine Schar Einheerjar zum Bifröst schicken.“ Schallte mir noch Fandrals Stimme nach, doch ich winkte ab mit den Worten „Spar dir die Mühe.“ Und bog damit in den Gang ein. Alarmierte Schritte stürmten mir hinterher, was meiner Kehle ein knurren entlockte. Doch schnell fort zu rennen, würde die Sache nicht besser machen, also holten mich die Drei schnell ein „Was bei Odins Bart hast du vor?“ fragte Fandral als erster, der rechts neben mir her ging. Ich antwortete nicht, und stieg die Treppe hinab „Du kannst dich doch erst seit ein paar Tagen richtig Bewegen.“ Sagte Hogun zu meiner Linken hörbar besorgt. Auch darauf antwortete ich nicht, und bog am Ende der Treppe links in den Flur ein „Lass uns wenigstens mit kommen.“ Flehte Volstagg hinter mir, wobei ich nur die Augen verdrehen konnte. Kurz vor dem Ausgangstor des Palastes ergriff eine starke Hand meinen Arm und wirbelte mich herum. Es war Hogun "Was auch immer passiert ist, rechtfertigt nicht das du uns nun ausschließt.“ In Hoguns Augen stand tiefe Sorge und musterte mich eindringlich. Ich hielt seinem Blick stand, reckte das Kinn hoch und sagte „Das spielt in wenigen Wochen keine Rolle mehr. Wenn ich erst einmal die Krone eines anderen Reiches trage, sind wir keine Gefährten mehr.“ Meine Worte klangen ausdruckslos und schwach. Doch Hogun ließ mich aus dem Schock, der bei allen Drei nun aufflammte los. Ohne einen Blick zurück, trat ich nach draußen und begann meinen Rückweg zum Bifröst, wo Heimdall mich bereits wieder mit verschränkten Armen erwartete. Sein goldener Blick durchbohrte mich schon fast, weil er zweifelsohne alles gesehen hatte „Ihr macht einen Fehler, einer der euch Zeit kostet.“ seine Stimme klang fest, selbst als ich inmitten seiner Voraussicht mein Schwert aus der Scheide zog und es auf ihn richtete. Seine Augen formten sich zu schlitzen „Es ist mir egal. Anscheinend habe ich ja sonst keine Entscheidung mehr selbst zu treffen.“ Meine Hand begann unter der Anstrengung zu zittern „Tut das bitte nicht.“ Heimdalls Stimme wurde weicher „Lass mich durch.“ Herrschte ich ihn nun an, wobei ich den Griff um mein Schwert so fest packte das meine Knöchel weiß wurden. Ich bleckte aus einem verschrobenen Instinkt heraus die Zähne, während ich wiederholte „Lass mich durch.“ Ein Augenzucken später, bewegte sich der Wächter endlich seine Treppenstufen hinauf. Sirrend steckte er sein Schwert in das Schloss des Bifröst, worauf sich die Kuppel zu drehen begann. Den Blick weiter auf Heimdall gerichtet, steckte ich mein Schwert wieder zurück in dessen Scheide. Als er seinen Teil getan hatte, heftete er wieder seinen undurchdringlichen Blick auf mich. Langsam stieg er die Stufen hinab und blieb an deren Ende wie angewurzelt stehen, als ob er fürchtete jeder weitere Schritt würde ihm meine Klinge einbringen. Siegreich grinsend wandte ich mich von ihm ab, und der Weltenbrücke zu die sich vor mir in all ihrer Pracht aufbaute. Ich trat langsam vor, hörte noch ein „Kommt wohlbehalten wieder.“ Hinter mir, bevor sich mein Körper gänzlich in das strahlende Licht des Bifröst bewegte. Die Regenbogenbrücke schoss durch die weiten des Universums, bahnte sich einen Weg durch das endlose Meer von Sternen. Nur in einem kurzen Augenblick sah ich die Welt, auf die der Bifröst hinab krachte bevor meine Reise mit einem Mal endete. Als ich unter meinen Füßen wieder harte Erde spürte und mir frischer Wind um die Nase wehte, umgab mich noch einen Moment lang die Regenbogenbrücke bevor diese sich wieder zurückzog und den Blick auf die Umgebung frei gab. Der Bifröst hatte mich am Rande eines Waldes abgesetzt, hohe Kiefern ragten über mir auf und eigentlich wäre dieses Fleckchen Land schön gewesen, wenn nicht ein tosender Schrei durch die Bäume Drang. Schnell machte ich den schreienden Banditen aus, der hinter sich eine kleine Schar von gut ausgerüsteten Mitstreitern versammelt hatte. Das machte ihn wohl zum Anführer, und damit zum ersten der meiner Klinge begegnen würde. Kurz sah ich mich um, um sicher zu gehen das sie mich nicht schon umzingelt hatten, oder sich eine weitere Gruppe anschlich. Es war niemand zu sehen, bis jetzt zumindest nicht. Meine Aufmerksamkeit wandte sich wieder dem Anführer zu der immer noch brüllend, nun aber auch sein zerkratzte Schwert in die Luft hob. Gleich würden sie angreifen. Höhnisch grinsend zog ich ebenfalls mein Schwert, legte die Klinge auf der Schulter ab und begann die Banditen hinter den Bäumen zu zählen. Hundert, Zweihundert. Nur Zweihundert jämmerliche Banditen, das war fast eine Beleidigung von Odin mir nur so wenige zu überlassen. Das Geschrei wurde lauter, als die Banditen einstimmig ihren Schlachtruf von sich gaben. Brüllend setzten sie sich in Bewegung, rannten zwischen den Bäumen hindurch auf mich zu, allen voran ihr Anführer mit dem zerkratzten Schwert. Kein Muskel in meinem Körper zuckte, als ich die Banditen weiter auf mich zu rennen ließ, mit einem Grinsen auf den Lippen wovon manche Banditen zurückschreckten und stehen blieben. Klug von ihnen, doch zu viele wollten anscheinend wirklich sterben und hatten mich nun fast erreicht. Ihr Gestank wehte bereits zu mir herüber und etwas das wie „Hochnäsiger Ase.“ Klang. Mein Lächeln erstarb, die Klinge die gerade noch auf meiner Schulter ruhte, schnellte nach vorne und spaltete den Kopf des knurrenden Anführers. Das Schwert noch hoch erhoben, mit dem Ziel meinen Kopf vom Rumpf zu trennen, wurden seine Augen nun stumpf und sein Körper fiel geradewegs auf den grasbewachsenen Boden. Sein Blut tropfte von meiner Rüstung und selbst in mein Gesicht hatten sich ein paar Spritzer verirrt, das Gras unter mir färbte sich dunkel und der Boden wurde feucht. Erschrockenes Geschrei ertönte und viele der Banditen hielten kurz inne, was ihnen teuer zu stehen kam. Mit einem Streich entledigte ich drei Banditen deren Köpfe, die den Mund nur noch zu einem Schrei öffnen konnten, bevor es vorbei war. Meine Klinge blitzte im Schein der Sonne auf, während ich mich durch ihre Reihen metzelte. Ein Sturm aus Eisen und Blutroten Haaren wütete über das Feld. Das Blut meiner Feinde bedeckte mich wie eine zweite Haut, als die Hälfte der Unholde aufgeschlitzt am Boden lagen, entweder Tod oder am Verbluten. Als ich dem letzten Bastard die Kehle Durchschnitt, und es bis auf mein Keuchen still wurde legte ich den Kopf in den Nacken. Das Gras stank bereits nach Tod und die Erde rang mit den Mengen des Blutes, weshalb ich knöcheltief drin stand. Und dann begann ich zu lachen. Lachte über das Schicksal.

the God of Mishief and the Blood Hair SnowprincessWhere stories live. Discover now