Momente des Triumphs, des Zorns und der Liebe

496 25 2
                                    

Das Met verteilte sich großzügig auf dem Tisch, als wir grollend anstießen „Auf die wahre Königin Jotunheims.“ Rief Fandral aus bevor wir von unseren Krügen den Rest Met hinunter kippten der nicht auf dem Tisch gelandet war. Es war bereits der nächste Morgen und Loki saß nur noch mit einem Becher Amanenbeerensaft zwischen mir und Volstagg. Thor hatte sich wie immer entschuldigt und war nicht bei uns gewesen. Die Kunde hatte sich schneller unter den Kriegern verbreitet, als wir wieder in Asgard sein konnten. Das Synk nun vor dem gekrönten Königspaar niederkniete. Es hörte sich beinahe wie eine Legende an, als ich den Soldaten lauschte die sich mit vorgehaltener Hand die Nachricht am neben Tisch erzählten. An den Titel, die wahre Königin Jotunheims konnte ich mich gewöhnen, doch nicht an verworrene Erzählungen wie, dass ich mit der Kraft der Urkälte ganze Armeen mit nur einem Streich vernichten konnte. Asen wussten zwar nicht viel über die Kultur der Eisriesen, doch dass dies wohl Unfug war merkten sie selbst nicht, denn wenn die Jotunen so eine Kraft beherrschten, würden wir wohl nicht hier sitzen und darüber den Kopf schütteln. Mit einem kleinlauten schnappen nach Luft, setzte Loki neben mir seinen goldenen Becher ab, der dabei einen hohlen Klang von sich gab „Wenn ihr mich nun an diesem wunderschönen Morgen entschuldigen würdet. Der König hat noch etwas zu erledigen.“ Lallte er ein klein wenig vor sich hin, ehe er mit einem breiten Lächeln von der Bank aufstand und über diese stieg. Die meisten der Krieger in unserer Runde nickten ihm nur zu, schwer darüber grübelnd ob es heute noch Sinn machte, nüchtern zu werden „Soll ich mit kommen?“ fragte ich wie beiläufig, als er sich zu mir herunter beugte und einen Kuss auf meinen Haaransatz drückte „Nicht nötig, amüsiere dich ruhig noch ein bisschen mit den Hallunken und komm dann einfach nach.“ Mit diesen Worten wandte er sich von uns ab, und durchquerte mit halbwegs sicheren Schritten die Schenke. Mein Blick fiel noch auf seine rechte Hand die entspannt an seiner Seite hing, die Knöchel immer noch blutig, vom Schlag den er Synk verpasst hatte. Nachdem dieser ehrfürchtig vor mir auf die Knie gefallen war, vor allen Anwesenden Stammesführern im Palast, hatte Loki es sich nicht nehmen lassen für die List mit dem Kampf eine Strafe zu verhängen. Synk spuckte bestimmt immer noch sein Blut aus. Dieser hatte es einfach hingenommen. Der respektlose Rebell schien verschwunden zu sein. Zumindest hofften wir darauf, dass sich die innere Rebellion nicht unter unserer Herrschaft wiederholte. Selbst die Verbündeten von Synk die es nicht mit eigenen Augen gesehen hatten, respektierten uns beide gleichermaßen ehrfürchtig. Im ersten Moment war es verwirrend die Eisriesen respektvoll vor treten zu sehen, wo sie doch Stunden zuvor nichts als Hass für uns übrig hatten und uns vor die Füße gespuckt hatten. Mit einem dumpfen Knall ließ Sif die nächste Runde auf dem Tisch nieder, und schob jedem eines zu. Nachdenklich zog ich den Krug näher an mich heran. Ich wusste das es die Sache nicht besser machen würde, wenn ich meine Gedanken dies bezüglich weg schloss. Doch verdammt soll ich sein, diesen Sieg würde ich bis zum nächsten Tropfen Blut auskosten. Gierig trank ich also mit einem Zug das Met aus, als wären wir nicht schon die ganze Nacht damit beschäftigt, unsere Mägen mit Alkohol zu füllen. Bis zur Mittagsstunde folgten noch zwei Runden und eine Platte mit essen, um halbwegs wieder nüchtern zu werden. Als Fandral daraufhin einfach auf dem Tisch sabbernd eingenickt war, schnappten ihn sich die anderen beiden und verabschiedeten sich für die nächsten Stunden von uns. Nur noch mit Sif am Tisch, plauderten wir einige Sätze über die nächsten Einsätze die den Kriegern bevorstanden, und die ich zu meinem Bedauern nicht mit erleben würde „Genießt eure Auszeit, solange ihr noch könnt.“ Hatte Sif darauf erwidert, als ich meinen Unmut darüber ausgesprochen hatte, nicht dabei sein zu können, bevor diese sich auch verabschiedete und in Richtung Trainingsplatz verschwand. Während mein Weg in die Entgegengesetzte Richtung, zu den Gemächern führte. Entspannt lief ich die goldenen Gänge entlang, die gelegentlich von Paaren der Palastwache durchstreift wurden. Alles war normal, bis mir ein roter Umhang entgegen kam und mir gegenüber stehen blieb. Es war bereits eine ganze Weile her das ich Thor so ungezwungen begegnet bin. Beinahe schien es so, das er mir aus dem Weg ging. Natürlich hätte ich einfach an ihm vorbei gehen können, doch es war bereits zu lange her das ich ihn sah. Wir schenkten uns gegenseitig für einen Moment ein Lächeln, was gerade zu meiner leichtesten Übung gehörte „Hallo.“ Sagte ich darauf einfach um die Stille zu brechen. Es funktionierte, worauf Thor das „Hallo.“ erwiderte. Ich überlegte währenddessen wann ich das letzte Mal tatsächlich ein Wort mit Thor gewechselt hatte. Es dämmerte mir im nächsten Moment, worauf ich kurz schuldbewusst zusammen zuckte „Tut mir Leid das ich dich beim letzten Mal so angeherrscht habe.“ Es war zu meiner dunkelsten Zeit gewesen, an dem Tag nachdem ich auf Vanaheim ein Blutbad hinterlassen hatte. Doch Thor winkte ab, als wäre es eine Nichtigkeit für ihn gewesen „Erzähl mir lieber wie es so ist mit meinem Bruder verheiratet zu sein.“ Ehrlich neugierig funkelte mich Thor an, bis ich antwortete „Es wird nie langweilig.“ Grinsend boxte er mich gegen die Schulter „Das glaube ich dir sogar. Ganz Asgard redet immer noch über eure Hochzeitsnacht.“ Thor war sichtlich damit beschäftigt ein Lachen zu verkneifen, wobei ich versuchte die röte auf meinen Wangen nieder zu kämpfen. Wenn selbst Thor davon gehört hatte „Bei Hel Thor.“ Fluchte ich in meinem Unbehagen und boxte ihn zurück. Unterbewusst fragte ich mich, wie viele aus Asgard wohl von meiner Nacht mit Thor wussten „Es ist schön zu sehen das euch die Ehe bekommt.“ Sagte er ehrlich mit einem Lächeln „Was ist eigentlich an den Gerüchten dran, dass du eine ganze Armee von Jotunen eingefroren hast?“ ich verdrehte die Augen „Eigentlich gar nichts. Genau genommen war ich diejenige die beinahe eingefroren war.“ In seinen Augen blitzte im nächsten Moment Besorgnis auf, die ich sofort bemerkte „Aber keine Angst, Loki hat dem Jotunen kräftig eine runtergehauen der uns das alles eingebrockt hat.“ Die Sorge wich wieder der guten Laune von eben „Möchtest du mir davon erzählen bei einem Krug Met oder einem Spaziergang? Ich finde es ist schon zu lange her.“ Thors Angebot klang in der Tat verlockend, zum einen Weil er recht hatte, unsere letzte gemeinsame Zeit lag weit zurück und doch zögert ich, denn in seiner Stimme schwang etwas mit das mir eine weitere Absicht verriet. Etwas das ich zwischen uns für begraben hielt. Zumindest war es meine Ansicht, und Thor war seit Wochen nicht mehr näher als ein paar Meter an mich heran getreten. Vielleicht war der Gedanke töricht, dass Thor so einfach darüber hinweg sehen konnte. Immerhin hing das Schicksal in der Sache mit drin. Und dieses ließ sich bisweilen nicht gut abschütteln, was man zweifelsohne an der Krone auf meinem Kopf ablesen konnte. Doch in dieser Sache hatte ich mit Loki eine Lösung gefunden die wirkte. Wie als hätte ich ihn mit seinem Namen in meinen Gedanken hierher beschworen, tauchte er einen Augenblick später hinter Thors breiten Schultern auf „Ich fürchte ich muss für meine Gemahlin absagen, wir brechen nämlich in Kürze auf.“ Er legte dabei eine Hand auf Thors Schulter und schenkte mir ein süffisantes Lächeln. Man sah Thor förmlich an das er dem Drang widerstand eine schnippische Antwort zurück zu werfen und Lokis Hand auf seiner Schulter zu erdulden. Es war kein Hass in seinen Augen, denn für diesen gab es keinen Grund. Aber Lokis Worte schienen ihn an etwas erinnert zu haben, was er selbst am liebsten vergessen hätte. Ich konnte ahnen was es war und warf Thor einen Mitfühlenden Blick zu. Beinahe wäre so etwas wie Schuld in mir hochgekommen, darüber das ich den leichten Weg in dieser Sache genommen habe. Doch diese wischte ich noch im aufkeimen von mir fort, da es für alle noch schwerer geworden wäre, hätte ich alles so belassen. Hoffentlich schüttelte das Schicksal deswegen keine Strafe aus dem Ärmel. Mit einem schweigsamen Nicken verabschiedete ich mich von Thor, da mir jedes Wort unserer Sprache in diesem Moment zu wenig vorkam und wandte mich Loki zu, der Thor aufmunternd auf die Schulter klopfte „Sieh zu das Asgard und Jotunheim noch stehen bei unserer Rückkehr.“ Ohne sich umzudrehen murmelte Thor etwas das ich nicht verstand, Loki jedoch schon und seinem starren Gesichtsausdruck nach zu urteilen war es nichts nettes. Loki zog darauf seine Hand von dessen Schulter als hätte er sich an der Panzerung verbrannt. Ohne jedes weitere Wort nahm Loki meine Hand in seine und ließ seine Magie uns umtosen. Zu meiner Verwunderung kamen wir in unserem Gemach raus. Verwirrt sah ich Loki nach der meine Hand los gelassen hat und nun durch den Raum tigerte „Was hat er gesagt?“ doch meine Frage wurde von meinem Gemahl überhört, als ob er von einer Mauer umgeben wäre. Also tigerte ich ihm hinterher, in den Waschraum. Immer noch mit dem Rücken zu mir öffnete er eine Schublade der Kommode die an einer Wand stand, und nahm eins der schwarzen Fläschchen heraus „Was hat Thor gesagt Loki?“ fragte ich ihn nun nachdrücklicher, denn sein Tun und seine Aufgebrachtheit brachte mich beinahe um den Verstand. Ich hörte wie Loki Luft holte um etwas zu sagen, doch es blieb still. Langsam drehte er sich zu mir um und lehnte seinen Körper an die Kante der Kommode „Das soll dich nicht bedrücken.“ Antwortete er schließlich und steckte das Fläschchen ein. Ich musste dem Drang die Augen zu verdrehen widerstehen „Es bedrückt mich mehr dich so zu sehen, und nicht zu wissen was los ist.“ Ich griff nach seinen Händen und zuckte zurück als mein Kopf plötzlich das Schmerzen begann. Thors Worte schwirrten mir durch den Kopf, als hätte ich sie selbst gehört. Der Schmerz ließ in den Augenblicken danach nur bedingt nach, aber die Worte kristallisierten sich dennoch in meinem Kopf
‚Sieh zu das sie bei eurer Rückkehr nicht wieder Totgeweiht ist'
Loki hatte das Geschehene eben auch bemerkt und musterte mich eingehend, was mich stutzen ließ in meinen Gedanken „Warst du das?“ fragte ich ihn kleinlaut, doch Loki schüttelte nur mit dem Kopf. Mir wurde auf einmal schwindelig und meine Hand griff nach der Kommode, klammerte mich förmlich daran fest, bedacht Loki nicht zu berühren der dicht neben mir stand „Alles in Ordnung?“ fragte er darauf besorgt und ließ seine Hände über mir schweben, um mich im Notfall zu halten. Ich nickte nur und blinzelte einige Male um den Schwindel zu vertreiben. Sekunden später richtete ich mich wieder auf und ließ die Kommode aus meinem Griff „Was war das eben?“ fragte ich und versuchte dabei Lokis Blick einzufangen, der unruhig hin und her huschte. Unsicher schüttelte Loki erneut den Kopf „Ich bin mir nicht sicher.“ Sagte er schließlich ehrlich und berührte mich vorsichtig am Arm. Es geschah nichts. Irgendwie erleichtert atmete ich aus, als da nichts war außer die Wärme von Lokis Fingern die über meine Haut strichen „Aber eins kann ich dir mit Sicherheit sagen.“ Er machte eine kurze Pause und setzte ein Lächeln auf „Unser Leben wird nie langweilig.“ Das war doch wohl nicht sein Ernst, schoss es mir durch den Kopf, denn für sowas war ich gerade bei weitem nicht aufgelegt. Verdammt warum muss sowas auch immer in den ruhigen Momenten passieren. Meinte das Schicksal etwa das man sich sonst langweilte. Was Loki anging, vielleicht. Doch es half wohl nichts sich über den immer passend zutreffenden Zeitpunkt der Ereignisse des Lebens aufzuregen. Man konnte nur das beste daraus machen, und das war im Moment das „Au!“ protestierte Loki als meine Faust gegen seine Brust traf, es war die verspätete Reaktion auf seine Bemerkung. Ich wusste das er mich nur damit zum Lächeln bringen wollte, aber es musste ihm ja nicht immer gelingen. Doch nun begann er wieder zu Lächeln, und steckte mich auch noch damit an. Verflucht sei dieses dämliche Lächeln. Er schloss mich kurzerhand in seine Arme und drückte mir einen Kuss auf meinen Scheitel „Ich Liebe Dich.“ Flüsterte er träge und streifte mit seinen Lippen nun meine Stirn. Solche Momente hätte ich gern mein restliches Leben lang, doch schon nach wenigen Minuten erinnerte mein Kopf daran, was davor geschehen war. Widerwillig löste ich mich von Loki „Thors Worte waren töricht, denk bitte nicht mehr an sie.“ Das sagte ich mit einer Leichtigkeit, die selbst Loki erstaunte. Meine Finger fuhren unter Lokis Montur, um das Fläschchen hervor zu klauben. Schwer schluckend betrachtete mein Gemahl die kleine Viole in meiner Hand. Die Flüssigkeit darin war hinter dem dunklen Glas schwer zu erkennen, dass man auf dem ersten Blick meinen konnte sie wäre leer. Jeden Morgen trank Loki eine davon um eine Empfängnis meinerseits zu verhindern. Natürlich gab es auch Methoden für die Frauen einer Schwangerschaft vorzubeugen, aber Loki hatte darauf bestanden selbst dafür Sorge zu tragen. Er nahm sie seitdem ich wieder auf den Beinen war, und die Heiler hatten uns von einem zu frühen zweiten Versuch abgeraten, denn ein solcher würde mir wohl ohne Zweifel das Leben kosten. Nach einer Weile des Schweigens nahm mir Loki wortlos das Fläschchen wieder ab, entstöpselte dieses und kippte den Inhalt in sich hinein. Mit einem kurzen aufleuchten seiner Magie war das leere Gefäß zwischen seinen Fingern wieder verschwunden „Also, wie wäre es wenn wir Asgard nun für eine Weile den Rücken kehren meine Gemahlin?“ seine Frage wurde von einem warmen Lächeln begleitet, das annehmen ließ dass Loki auch erst mal genug von dem Drama mit Thor hatte. Lange überlegte ich nicht bevor ich ebenfalls lächelnd erwiderte „Das klingt schon fast traumhaft, mein Gemahl.“ Schwärmte ich, bereits mit den Gedanken bei den zärtlichen Momenten die Tage andauern konnten, und den Tagen die wir restlos zwischen Kissen aneinander geschmiegt verbringen. Der Vorfall von eben bereits in die hintersten Winkel meines Kopfes verbannt. Es erschien mir töricht alles plötzlich zu vergessen oder als nichtig zu versehen, doch die Wirkung von Lokis strahlenden Augen war heute besonders wirksam. Er reichte mir seine Hand die ich, den Vorfall bereits gänzlich beiseite geschoben, ohne zu zögern annahm. Vielleicht würde ich an einem anderen Tag verbissen auf eine Antwort suchen, doch erst wenn genug Momente verstrichen waren, in denen ich eng an Loki gepresst seinen Namen rief. Erst dann würde ich mich wieder auf die Fragen und Entscheidungen unseres Lebens konzentrieren können. Ein Kribbeln der Luft ließ mein Blick von Lokis Augen, auf seine freie Hand wandern in der von seiner Magie benetzt der Teseract lag. Ich hob fragend eine Braue in die Höhe, was Loki bemerkte und die stumme Frage beantwortete die darin lag „Ich mag zwar mächtig sein meine Geliebte. Aber für unsere Flitterwochen gönne ich mir davon auch eine Auszeit.“ Sein Lächeln wurde breiter als meine Braue bei seinen Worten in ihrer Position erstarrte. Eigen Lob stank, dass wusste Loki, liebte es aber mich damit zu ärgern. Anders würde ich wohl darauf bestehen das Loki unmöglich der Gott des Schabernacks sein konnte, zumindest in meiner Nähe. Diesmal schlug ich ihn aber nicht dafür, sondern schenkte ihm ein Lächeln, denn das erwartete er nicht in diesem Moment. Unsicher betrachtete er mich, was mir seine nächsten Gedanken für die nächsten Stunden verriet, nämlich wann der Schlag kam der gerade ausgesetzt hatte. Ich liebte es wenn er wie eine scheue Katze auf der Hut war. Denn das zeigte mir in den richtigen Momenten, dass egal was um uns herum passierte, unsere Liebe für einander dieselbe sein würde wie noch vor fünfhundert Jahren.

the God of Mishief and the Blood Hair SnowprincessWhere stories live. Discover now