Seesaw (BTS Fan-Fiction)

50. Kapitel

Das Sonnenlicht drang durch den Vorhang in mein Zimmer, erwärmten dieses mit jeder Sekunde mehr und ließen darüber hinaus einen goldenen Schein auf den Wänden zurück. Durch das halb geöffnete Fenster konnte ich die Vögel draußen zwitschern hören. Der Vorhang bewegte sich leicht im Wind. Bald würde es schon wieder Sommer sein. Doch noch war es frisch draußen. Es war vielleicht einer der besten Tage im ganzen Monat, doch ich war hier drinnen gefangen.

Ich musste noch die restlichen Hausaufgaben für die nächste Woche fertig schreiben. Außerdem würde bald die Klausurenphase beginnen und ich musste mich auf meine Prüfungen vorbereiten. Da blieb nicht viel Zeit für Freizeit. Johae und Jinho ging es noch schlechter. Sie sah ich fast nur noch versunken in ihren Lernheften stöbern. Auch Soomin war wieder im Lernmodus und verbrachte seine Zeit ausschließlich in der Bibliothek und bei Mitschülern zum Lernen.

Sana simste mir eine nicht sehr ermutigende Nachricht.

Ich bin gerade erst mit den Matheaufgaben fertig. Aish. 3 Stunden für nichts. Wie weit bist du?

Danke dafür, Sana. Hab gerade erst angefangen.

Ich antwortete ihr schnell und legte das Handy dann zur Seite, um eine weitere Ablenkung auszuschließen.

3 Stunden also. Das heißt ich brauchte mindestens eine Stunde länger. Sana hatte erst vor kurzem an unsere Schule gewechselt. Und sie war ein richtiges Genie. In den meisten Fächern war sie die Klassenbeste und sie half mir oft beim Lernen. Glücklicherweise saß sie in fast allen Fächern neben mir und wir hatten uns schnell angefreundet. Sehr zum Leidwesen unserer Lehrer, denn wir redeten sehr gerne und auch sehr gerne während des Unterrichts. Irgendwie waren wir aber doch ganz gut in der Schule. Das andauernde Lernen war trotzdem das Verhängnis unserer Freizeit.

Der ganze Stress hielt mich allerdings nicht davon ab wenigstens das Radio anzumachen. Ab und zu hörte ich noch meine deutschen Sender, aber da ich hier auch auf dem Laufenden bleiben wollte, hörte ich den loaklen Sender aus Daegu. Er war sehr berühmt und in der Schule redete man fast ausschließlich über die Musik, die bei Radio1 Daegu lief. Ich musste zugeben, dass ich von der koreanischen Musik zunächst nicht sehr überzeugt war, aber nach einer kurzen Eingewöhnungsphase konnte ich mich auch für diese ungewöhnlichen Klänge begeistern. Schließlich musste ich doch zugeben, dass koreanische Musik gar nicht mal schlecht war. Und wer weiß, vielleicht hörte ich bald ein Lied von ihm im Radio.

Meine Gedanken schweiften nun nicht mehr ganz so oft zu dem Jungen in Seoul wie noch vor sechs Monaten, als er nach Seoul flog. Aber ich fragte mich immer wieder, wie es ihm wohl ging. Fragen über Fragen. Kaum vorzustellen, dass bereits ein halbes Jahr vergangen war, seitdem er nach Seoul umgezogen war und Trainee wurde. Die Zeit verging manchmal einfach zu schnell.

Hinter der Geräuschekulisse zwitschernder Vögel und spielender Kinder im Innenhof, drang das Radio leise zu mir durch, während ich mich bemühte meine Mathehausaufgaben zu verstehen.

"... ein Brief über eine vergangene Liebe, der uns zugesendet wurde. Aus Datenschutzgründen werden wir keine Namen nennen, aber da wir die Briefe, die wir von unseren treuen Hörern erhalten online stellen und dieser Brief so viel Resonanz erhalten hat, haben wir uns dazu entschieden, ihn einem breiteren Publikum vorzuführen. Der Schüler schreibt folgendes..."

Ich mochte die Radiosendung, weil sie nicht immer nur Musik brachte, sondern auch Geschichten aus dem Leben erzählte. So wie jetzt. Der Radiosprecher fing mit einer ruhigen Stimme an zu lesen.

"Es ist mir peinlich, dass ich einen Brief an ein Radio schreibe, das ich immer gehört habe. In der Schule wurden wir gebeten, einen Brief zu schreiben, der an ein Radio gesendet werden könnte. Ich überlegte, was ich schreiben sollte, und beschloss, über meine frühere Liebe zu schreiben. Es war das dritte Jahr der Mittelschule. Die Zeit, in der man wahrscheinlich das erste Mal richtig über das Wort 'Liebe' nachdenkt."