25. Kapitel

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Als ich meine Augen aufschlug, war es dunkel  um mich. Wie viel Uhr war es? Acht Uhr? Zehn Uhr oder noch mitten in der Nacht? Ich konnte es nicht sagen, denn auch außerhalb meines Zimmers schien sich nichts zu regen. Ich ließ mich auf mein flauschiges Kissen zurück fallen. Samstag. Ich liebte es an Samstagen auszuschlafen. Ich musste mir keine Sorgen machen, sondern konnte einfach einmal nichts tun. Ich hatte keine Verpflichtungen. Die Hausaufgaben für die nächste Woche hatte ich alle schon erledigt. Dieser Tag sollte nur mir gehören. Nachdem ich noch eine gefühlte Ewigkeit einfach so liegen geblieben und meine Gedanken nachgehangen hatte, die sich glücklicherweise einmal nicht um Yoongi und Nari drehten, konnte ich mich endlich dazu aufraufen aufzustehen.

Es war tatsächlich schon fast Mittag, aber außer mir schien sonst noch niemand munter zu sein. Das lange schlafen lag in der Familie. An einem Samstag wie diesem, an dem meine Mutter auch nicht arbeiten musste, nutze sie die freien Stunden ebenfalls aus. Ich bewegte mich auf leisen Sohlen in der Wohnung und sprang vor Schreck fast in die Höhe als ich Minseok Zeitung lesend im Wohnzimmer vorfand. Stimmt ja. Wir hatten jetzt einen neuen Mitbewohner. Ein Teil seiner Sachen fand sich bereits in Kartons eingepackt im Hausflur. Mein Zimmer musste ich immerhin noch nicht räumen. Etwas verkrampfte sich in mir, aber ich versuchte trotzdem ein Lächeln zustande zu bringen. Minseok blickte auf und lächelte ebenfalls.

"Na? Auch Frühaufsteher?", fragte er und ich meine Augen huschten zur Uhr, die bereits halb 12 anzeigte.

"Wohl eher nicht."

Der Mann lachte leise in sich  hinein und ich ging in die Küche um mir Müsli zu holen. Da meine Mutter auch in den nächsten Stunden nicht aufzustehen schien, machte ich mir eine besonders große Schüssel.  Quasi Frühstück und Mittagessen in einem. Die Schüssel mit Cornflakes balancierend machte ich  mich auf den Weg zurück ins Wohnzimmer. Minseok saß immer noch auf dem Sofa und las. Ich beobachtete ihn eine Weile während ich aß. Wenn ich so genau darüber nachdachte, war ich noch nie vorher mit ihm alleine  gewesen. Immer waren entweder meine Mutter oder mein Bruder dabei gewesen. Er trug eine Lesesbrille. Und seine braunen Haare standen ihm wuschig vom Kopf. Trotzdem strahte er Ruhe aus. Ich konnte sehen, warum meine Mutter  sich in ihn verliebt hatte. Er war das komplette Gegenteil von meinem Vater, was auch  nicht unbedingt das schlechteste war, wenn man bedachte, dass dieser Mann, meine Mutter, Jitae und mich einfach sitzen gelassen und sich eine neue Frau gesucht hatte.

Minseok räusperte sich. "Und... hast du gut geschlafen?" Er sah mich erwartungsvoll an.

"Ähh... ja. Danke... uhm... und du?" 

"Leidlich. Wusstest du, dass deine Mutter schnarcht?"

Ich prustete. Und fing heftig an zu lachen. "Ja, das wusste ich. Das hört man bis in mein Zimmer.", brachte ich zwischen einigem Kichern hervor.

"Na, danke für die Warnung." Er lächelte und ich zuckte mit den Schultern.

"Selber schuld."

Minseok's Lächeln erstarb ein wenig. "Ja... das stimmt. Mihee... dass du dein Zimmer abgeben musst tut mir wirklich leid. Wir haben versucht eine andere Lösung zu finden, aber das Zimmer deiner Mutter ist einfach zu klein."

"Aber nicht zu klein für mich?"

"Zu klein für zwei Personen." Minseok seufzte.

"Wenn es eine andere Lösung geben würde, dann-"

"Gibt es aber nicht. Also lass gut sein.", unterbrach ich ihn. Er seufzte noch einmal tief und ich aß mein Müsli weiter. Die Stimmung war von jetzt auf gleich auf seinem Tiefpunkt angelangt.

Es war gerade dabei richtig unangenehm zu werden, als es zu unserer beider Glück, an der Haustür klingelte.

"Ich geh schon." Minseok sprang von seinem Platz auf und ich schaufelte mir weiterhin die Müsliflocken in den Mund. Ich hatte den Redebedarf für diesen Tag  schon reichlich ausgeschöpft.

Seesaw (BTS Fan-Fiction)Where stories live. Discover now