30. Kapitel

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An diesem Morgen hörte ich das erste Mal seit langem wieder meine Musik von Gloss. Und doch hatte ich noch nie in meinem ganzen Leben einen schlimmeren Montag gehabt. Das Gerücht, dass Soomin und ich nun zusammen waren, hatte schneller die Runde gemacht, als ich gedacht hatte. Offenbar hatte uns gestern jemand dabei beobachtet, wie wir frühzeitig zusammen das Basketballspiel verlassen hatten und eins und eins vollkommen falsch zusammengerechnet. Egal wohin ich auch ging, überall spürte ich die Augen auf mir, die sich in meinen Körper zu bohren schienen. Hinter vorgehaltener Hand wurde geflüstert und die Mädchen gingen hochnäsig an mir vorbei, ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen oder, was noch viel schlimmer war, mich so abstoßend anzuschauen,  dass ich mich am liebsten zuhause verkriecht hätte.

"Sie ist doch gar nichts besonderes. "

"Bestimmt hat sie sich das nur ausgedacht, um sich wichtig zu machen."

"Was will Soomin von einer wie der? Er kann viel bessere haben."

Die Worte meiner Mitschüler ließen mich zusammenzucken und ich machte mich automatisch kleiner. Es war wirklich keine gute Idee gewesen. An meinem Schließfach lehnte Soomin bereits. Er wartete auf mich.

Wortlos machte ich mein Fach auf und kramte nach meinen Büchern.

"Dir auch einen guten Morgen.", sagte er gut gelaunt und ich knallte die Schließfachtür so fest zu, dass Soomin leicht zusammenzuckte. Sein Lächeln fiel in sich zusammen.

"Für mich ist es ganz sicher kein guter Morgen.", brachte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.  "Hast du gehört, was die Leute alle sagen?"

Soomin atmete erleichtert auf und winkte ab. "Ach, vergiss die Leute. Das geht irgendwann vorbei.", sagte er und ich konnte nicht verhindern, dass meine Stimmer schrill wurde.

"Das geht irgendwann vorbei? Ich will aber, dass es jetzt vorbei ist! Diese Blicke halte ich einfach nicht aus. Es sieht so aus, als würden sie mich am liebsten umbringen.", zischte ich ihn an. Soomin legte versöhnlich einen Arm um meine Schultern, was ein Kreischen bei unseren weiblichen Beobachtern auslöste. Ich rollte mit den Augen und schüttelte ihn ab.

"Hör auf damit. Wirklich. Warum gehst du nicht einfach zu ihnen und sagst ihnen die Wahrheit?", sagte ich und Soomin wurde augenblicklich kreidebleich. Er wusste genau von welcher Wahrheit ich sprach. Er erstarrte. Seine Augen blickten hektisch umher, um sicher zu gehen, dass niemand mich gehört hatte.

"Bitte, Mihee. Tu das nicht. Bitte alles,  nur das nicht. Du weißt ich kann das nicht machen.", sagte er und seine Stimme zitterte. Ich bekam ein schlechtes Gewissen, als ich sah, was für einen Schrecken ich ihm mit meinen Worten eingejagt hatte.

"Tut mir leid. Ich weiß, dass es eine  scheiß Situation für dich ist."

Soomin atmete tief ein. Dann legte er eine Hand auf meinen Arm und dieses Mal schüttelte ich ihn nicht ab.

"Für dich doch auch. Ich dachte nur, er wäre eine gute Idee für uns beide. Bisher hat mich noch kein einziges Mädchen heute angesprochen. Das war bisher noch nie so. Sonst musste ich mir meinen Weg zu den Schließfächern regelrecht durchschlagen. Und ich meine mich zu erinnern, dass Yoongi sonst immer jeden Morgen hier auf dich gewartet hat, wenn ihr Musik habt."

Mein Blick glitt zu meinem Stundenplan. Und ich seufzte. Soomin hatte Recht. Ich hatte wirklich Musik an diesem Morgen. Und Yoongi war wirklich nirgends zu sehen.

"Ich weiß, es war nur gut gemeint, aber das ist keine Lösung für-" Meine Stimme wurde durch das Klingeln zum Unterricht unterbrochen. Ich seufzte erneut. Musik mit Yoongi.

Seesaw (BTS Fan-Fiction)Where stories live. Discover now