64. Kapitel

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In all dem Trubel hatte ich vollkommen vergessen, dass Yoongi seinen Part der Wette auch noch erledigen musste. Hatte er an diesem Tag dann natürlich nicht mehr und ich schlug mir selbst gegen den Kopf dafür, dass ich so naiv gewesen war zu glauben, er würde mich noch darauf aufmerksam machte.

Na warte, dachte ich, wenn wir uns das nächste Mal treffen, bist du dran.

Die ersten Stunden, nachdem ich meinen Fehler bemerkt hatte, war ich ziemlich deprimiert. Vielleicht hatte er das extra gemacht und diese Wette war einfach nur ein Trick gewesen, dass ich meinen Vater anrief.

In dem Fall konnte ich ihm noch nicht einmal lange sauer sein. Das Verhältnis zu meinem Vater wurde von Tag zu Tag besser. Wir hatten schließlich viel zu bereden. Zehn Jahre waren eine lange Zeit. Menschen änderten sich und ich war froh, dass mein Vater einsah, dass er damals einen Fehler begangen hatte. Zu Jitae hatte er noch guten Kontakt, deswegen wusste er über das gröbste Bescheid, aber die Kleinigkeiten kannte mein Bruder natürlich auch nicht so gut, dass er meinem Vater meine ganze Lebensgeschichte beschreiben konnte.

Unsere Gespräche waren kurz, aber beständig. Ich rief ihn nun fast jeden Tag an, wenn ich auf dem Weg zur Uni war. Glücklicherweise hatte er um diese Zeit immer Pause in seiner Firma und konnte unbeschwert telefonieren.

Meiner Mutter hatte ich noch nicht gesagt, dass ich wieder Kontakt zu meinem Vater hatte. Auch wenn sie nicht im Guten auseinandergegangen waren, würde sie sich sicher freuen. Sie hatte uns immer unterstützt, auch wenn es ihr selbst dabei nicht immer gut ging. Sie war auch diejenige gewesen, die Jitae und mich dazu ermutigt hatte den Kontakt zu meinem Vater aufrecht zu erhalten. Bei meinem Bruder hatte sie Erfolg gehabt. Bei mir bekanntlich weniger.

"Ist doch super. Du hast endlich wieder Kontakt zu deinem Vater und ihr versteht euch gut. Besser kann es doch gar nicht laufen.", sagte Sana als ich ihr am nächsten Tag davon berichtete. Ich hatte gelächelt. Sana warf mir einen schnellen Blick zu und lachte leise.

"Ich habe nicht gedacht, dass dich irgendwer dazu bringen kann, aber er hat es geschafft..."

Sie ließ den Satz einfach in der Luft hängen und ich ging auch nicht auf ihre Kabbelei ein. Ich verlor nur wieder oder gab etwas preis, was ich unter keinen Umständen preisgeben wollte.

Zwei Tage später arbeitete ich wieder im Café. Ich war viel zu gut gelaunt an diesem Tag, auch wenn ich fast gar nicht geschlafen hatte. Die letzten Projekte forderten ihren Tribut. Ich hätte schon von Anfang an stutzig sein sollen. Irgendeinen Haken gab es immer. Ich bereitete gerade den zweiten Kaffee in meiner Schicht vor, als mein Handy unvermittelt klingelte. Meine Chefin sah mich anmaßend an.

"Ich mach es sofort aus. Tut mir leid.", sagte ich schnell. Es galt ein striktes Handyverbot am Arbeitsplatz. Normalerweise musste man sein Handy gleich in seinem Spind einschließen sobald man in das Café kam. An diesem Tag hatte ich es im Eifer des Gefechts jedoch vergessen.

Meine Chefin seufzte.

"Ich bin ja froh, dass du eingesprungen bist. Kann jedem passieren.", sagte sie und ich war erleichtert, dass sie mich nicht gleich eine Kopf kürzer machte. Normalerweise hätte ich heute überhaupt keine Schicht gehabt. Ein Kollege war krank geworden und ich war kurzerhand eingesprungen. Meine Chefin nickte in die Richtung meines Smartphones.

"Stell es am besten stumm und pack es weg.", riet sie mir. Ich nickte schnell und zog das Handy aus meiner Schürze.

Verpasster Anruf.

Ich runzelte die Stirn als ich den Namen des Anrufers sah. Sie hatte mich noch nie angerufen. Ehe ich mich noch weiter darüber wundern konnte, fing mein Handy erneut an zu klingeln. Ich verschwand schnell in dem kleinen Personalraum neben der Küche, sodass meine Chefin, die gerade einen Kunden bediente, nichts davon mitbekam.

Seesaw (BTS Fan-Fiction)Unde poveștirile trăiesc. Descoperă acum