40. Kapitel

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Ich bekam die Nachricht gerade als ich mit meiner Familie zu Mittag gegessen hatte. Es hatte, wie so oft, wenn Jitae  das Mittagessen aussuchen durfte, Spaghetti Bolognese gegeben. Dadurch, dass Minsoek das Essen nur mit Stäbchen gewohnt war, meine Mutter sowie mein Bruder und ich jedoch darauf bestanden, dass er Gabel und Löffel verwendete, wurde es noch sehr witzig. Für uns. Wir hatten eine Menge zu lachen. Sein T-Shirt war nach dem Essen von unzähligen Tomatenspritzern bekleckert. Ich hatte am Ende gar nicht mehr mitgezählt, wie oft seine Gabel oder sein Löffel oder beides auf dem Boden gelandet war. Gerade als ich das restliche Besteck und dreckige Teller in die Spülmaschine gepackt hatte, klingelte mein Handy.

Komm zum Hochhaus. Triff mich auf dem Dach.

Ich konnte wegen dieser Nachricht nicht einmal mehr die Stirn runzeln. Yoongi verhielt sich schon seit Tagen merkwürdig. Er hing fast ausschließlich am Laptop. Es war schlimmer als je zuvor. In der Schule passierte es sogar, dass er den Beginn der Stunde verpasste, weil er durch die Kopfhörer das Klingeln nicht gehört hatte. Manchmal erwischte ich ihn dabei, wie er zu mir herübersah, wenn ich ihn anlächelte jedoch schnell wieder seinen Blick auf den Bildschirm abwandte. Sein Verhalten wurde von Tag zu Tag komischer.

Triff mich auf dem Dach. Ich wusste natürlich von welchem Dach er sprach. Das Hochhaus mit dem wunderschönen Dachgarten. Wenn er ein anderes Dach meinte, würde er lange warten können.

Ich zog meine Jacke über und packte mein Handy ein.

"Ich muss nochmal kurz weg.", rief ich meiner Mutter im Wohnzimmer zu. Sie reckte den Kopf.

"Wohin geht es?"

"Zu Yoongi." Minseok zog lediglich eine Augenbraue in die Höhe. Das Gesicht meiner Mutter erhellte sich augenblicklich. Diese Reaktin hatte ich schon erwartet. Sobald ich den Jungen erwähnte, war mir alles erlaubt.

"Warum bringst du ihn nicht einmal her?", fragte sie hoffnungsvoll. Ich rollte mit den Augen, was sie glücklicherweise nicht sah.

"Hmmhmm.", antwortete ich und stieß die Haustür auf.

"Aber nicht zu lange ja?" 

"Jahaa!"

Es war immer das gleiche. Lachend machte ich mich auf den Weg zum Hochhaus. 

Bin unterwegs.

Ich schickte die Nachricht ab, als ich nur noch fünf Minuten entfernt war.

Ich hatte mir vorgenommen öfters zu dem Dach zu gehen, aber ich musste mir eingestehen, dass ich nach dem ersten Mal in Yoongis Begleitung und dem zweiten Besuch mit Kathy keine Zeit gefunden hätte, um noch einmal herzukommen.

Es packte mich jedes Mal aufs Neue, wenn ich die Tür aufstieß und den Garten vor mir sah. Auch jetzt, wo die Bäume kahl und auf dem Grund nur braune Erde zu sehen war, war es wunderschön. Ein Kreislauf  des Lebens, der vor meinen Augen lebendig wurde.

"Da bist du ja." Die Stimme, die plötzlich hinter mir aufgetaucht war erschreckte mich zu Tode. Ich fasste mir ans Herz.

"Yoongi! Verdammt nochmal! Erschreck mich doch nicht so."

Der Junge grinste mir entgegen.

"Hättest du mal aufgepasst, als du an mir vorbeigerannt bist."

Auf meinen fragenden Gesichtsausdruck lachte er erst einmal ausgiebig.

  "Ich saß im Gang, als du an mir vorbei raus gerannt bist.", erklärte er mir dann.

Ich zuckte kurz mit den Schultern. Ich hatte ihn tatsächlich nicht gesehen.

"Du hast gesagt, ich soll dich hier treffen."

Seesaw (BTS Fan-Fiction)Where stories live. Discover now