82. Kapitel

397 32 4
                                    

Ich verbrachte den gesamten Tag bei Big Hit. Yoongi riet mir, mich in den nächsten Stunden, wenn nicht sogar Tagen von Social Media fernzuhalten und mir auch die neuen Berichte, die gefühlt im Minutentakt veröffentlicht wurden, erst einmal nicht durchzulesen. So gesehen war das für mich kein Problem. Ich hatte nicht viel mit Social Media am Hals und selbst die paar Seiten, bei denen ich angemeldet waren, rotteten nur so vor sich hin. Ich hatte allein mit der Uni schon genug zu tun, da hatte ich nun wirklich keine Zeit stundenlang im Internet zu surfen. Doch gerade jetzt juckte es mich natürlich nur so in den Fingern zu erfahren, was vor sich ging und vor allem was die Medien so alles berichteten. Da war sicher auch ganz schön viel falsches Zeug dabei. Vielleicht sogar ausschließlich.

"Vielleicht bleibst du erst einmal hier und wartest bis dich jemand abholt. Du solltest nicht alleine herumlaufen.", meinte Yoongi noch und wurde rot vor Verlegenheit. Ich verzog das Gesicht. Ich hatte die feindlichen Blicke, mit denen man mich auf meinem Weg betrachtet hatte, nicht vergessen. Sicher, dass sie mir gerade alle die Schuld für die Ereignisse gaben. Das war nur natürlich, schließlich gab ich mir auch die Schuld dafür.

Ich quittierte seinen Rat mit einem einfachen Nicken und beachtete ihn sonst nicht weiter. Er seufzte und ging wieder zu den Managern. Sein Verrat schmerzte mich. Mit drei Monaten hätte ich leben können, aber ein Jahr... Irgendwann musste auch einmal Schluss sein mit den ganzen Lügen. Ich konnte auch nicht immer geduckt und mit gesenktem Kopf durch die Stadt und zu ihm laufen, in der Hoffnung es würde niemandem auffallen und es würde niemanden misstrauisch machen.

Mit diesen Gedanken wurde ich allein im Besprechungsraum gelassen. Für mich gab es nichts Schlimmeres als allein gelassen zu werden. Und dann auch noch mit diesen furchtbaren Selbst fressenden Gedanken. 

Es gab nur ein Fenster, das zum Innenhof zeigte, also gab es nicht wirklich viel für mich zu sehen. Bis auf ein paar Vögeln, die sich ab und zu auf dem Fensterbrett niederließen, tat sich nichts. Selbst die Wolken schienen an ihrem Platz festgefroren zu sein. Beinahe kam es mir so vor, als würden sie im nächsten Moment vom Himmel fallen, auf die Dächer klatschen und die Stadt in einen glitzernden Funkelregen tauchen. Das war eine schöne Vorstellung, aber leider nicht interessant genug, um mich für die nächsten Stunden zu beschäftigen. Ich hätte es nicht einmal fertig gebracht, mich auf die Couch zu legen und ein Nickerchen zu machen, auch wenn ich todmüde war. Bei jedem Geräusch vor der Tür schreckte ich auf und erwartete, dass die Klinke nach unten gedrückt wurde, Yoongi den Raum betrat und mir endlich sagte, dass alles wieder gut war und ich nun nichts mehr zu befürchten hatte. Drei Stunden tat sich überhaupt nichts und ich saß wie auf heißen Kohlen auf dem Sofa. Die Szenarien, die ich mir in der Zeit in meinem Kopf ausmalte waren alle nicht sehr prickelnd. 

Die Jungs wurden von einer Besprechung zur nächsten beordert und auch Suji musste sich in dem allgemeinen Durcheinander um ihre Arbeit kümmern, die ja trotz allem noch weiterging. Ich schaffte es meine Schicht im Café abzusagen. Eine Kollegin sprang für mich ein und glücklicherweise hielt niemand mein Verhalten für eigenartig. Sie schoben es auf die Uni und den damit verbundenen Stress und ich war froh, dass sie es nicht mit dem Chaos bei den Wohnheimen in Zusammenhang brachten, wovon sie sicher schon gehört hatten. Man konnte es ja überall lesen. Es hing zwar nicht mit der Uni zusammen, aber Stress hatte ich allemal. 

Suji hatte schließlich die undankbare Aufgabe mir zu beichten, dass die Presse meinen Namen herausgefunden hatte. Wie auch immer sie das geschafft hatten. Ab da war mein Tag oder besser gesagt meine ganze Woche vollends am Tiefpunkt angelangt. 

"Wir haben versucht, so viel Zeit wie möglich für dich herauszuspielen, aber sie wussten bereits in welchem Wohnheim du untergebracht bist." Ich holte tief Luft. Die Reporter hatten ja gesehen aus welchem Gebäudekomplex ich herausgekommen war. Danach muss es für sie ein leichtes gewesen sein meinen Namen zu finden. Suji bestätigte meinen Gedanken. 

Seesaw (BTS Fan-Fiction)Where stories live. Discover now