83. Kapitel

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"So kann es einfach nicht weitergehen." 

Yoongis wütender Gesichtsausdruck brach in sich zusammen wie eine Seifenblase, die in der Luft zerplatzte. Er schaute mich mit einem Mal erschrocken an. 

"Was soll das heißen?", fragte er mit erstickter Stimme und hinter ihm hielten die Jungs, Suji und Sejin plötzlich alle den Atem an. Ich warf die Hände über dem Kopf zusammen. 

"Was weiß ich? So kann es einfach nicht weitergehen. Ich weiß ja nicht einmal, was bei euren Gesprächen alles herausgekommen ist."

Yoongi atmete hörbar erleichtert auf. 

"Das heißt du willst dich nicht trennen.", sagte er mehr zu sich selbst als zu mir und ich schnappte nach Luft.

"Wer hat denn von Trennung gesprochen?", fragte ich entgeistert und hinter ihm konnte ich erkennen, wie sowohl Jimin, als auch Suji die Köpfe senkten, um meinem Blick zu entgehen. Jungkooks Augen waren groß wie Teller und Namjoon und Jin schauten unwohl durch die Gegend. Hoseok und Tae wichen meinem Blick ebenfalls aus. Manager Sejin räusperte sich. 

"Kommen wir zurück zum Thema. Wie wollen wir damit umgehen?" Es war ein jämmerlicher Versuch das Gespräch zurück auf ein sicheres Terrain zu führen.

Ich verschränkte trotzig die Arme. 

"Wer hat von Trennung gesprochen?", fragte ich erneut energischer und biss mir dabei so stark auf die Lippe, dass ich kurze Zeit später einen metallischen Geschmack im Mund hatte. Ich ignorierte es einfach. 

Unsichere Blicke wurden ausgetauscht und ohne ein Wort zu sagen, sprangen Hoseok, Jin, Sejin und der ganze Rest auf die Beine und hechteten förmlich Richtung Ausgang. Als wüssten sie, dass es gleich ziemlich brenzlig werden würde. 

"Lassen wir sie alleine reden." hörte ich Manager Sejin sagen und die Jungs brummten zustimmend. In wenigen Sekunden hatten sie das Schlachtfeld geräumt. Yoongi und ich waren wieder allein. Er setzte sich seufzend auf die Couch und bedeutete mir sich neben ihn zu setzen. Es fiel ihm sichtlich schwer sich zu beherrschen. Er bereute es schon, dass er Taehyung gegenüber die Geduld verloren hatte und er war kurz davor erneut einen Nervenzusammenbruch zu erleiden. Ich wusste bereits, was er sagen wollte. Was die Manager ihm versucht hatten einzureden. Ich hatte längst eins und eins zusammengezählt. Bei den Reaktionen der anderen war das auch nicht weiter schwer gewesen.

"Sie wollen, dass wir uns trennen?"

Yoongi schluckte schwer. Sein Kiefer hatte ziemlich zu arbeiten. So fest wie er ihn zusammenpresste, wunderte es mich, dass seine Zähne noch nicht abgebrochen waren. Er nickte. 

"Ja.", sagte er bloß. Seine knappe Antwort schmerzte mich beinahe noch mehr als die eigentlichen Worte dahinter. Als hätte er nichts weiter zu dem Thema zu sagen. Ich war mir sicher, dass er innerlich sehr viel mehr zu sagen hatte, als ein einfaches 'Ja'. Er sagte selbst immer, dass es wichtig war, nicht immer alles in sich hineinzufressen, aber er war selbst ein schlechtes Vorbild. Er hielt sich nicht an seine eigenen Regeln. Dazu hatte er auch noch eine Fassade aufgesetzt, die seine wahren Gefühle zu verstecken versuchte. Die Betonung liegt auf 'versuchte'. Ich konnte ihm in seinen schwachen Momenten mittlerweile ganz gut in den Kopf schauen und mit allem was so vor sich ging, sollte es um ein vielfaches einfacher seine wahren Gedanken zu erahnen. Er war hin und hergerissen. 

"War das auch deine Reaktion, als sie dir davon erzählt haben?" Vielleicht konnte ich ihn so etwas aus seiner harten Schale hervorlocken. 

Yoongi schnalzte mit der Zunge und wandte sich ab. Er rang mit den Worten. Möglicherweise wusste er auch nicht, was er mir verraten sollte und was nicht, um mir weniger Sorgen zu bereiten. Yoongi würde lieber den ganzen Stress auf sich selbst nehmen, als irgendetwas davon freiwillig abzugeben, auch wenn es noch so nebensächlich wäre. Dabei vergaß er allerdings, dass eine Beziehung so nicht funktionieren konnte. Ich wollte nicht, dass er sich mit allem und jedem alleine herumschlagen musste. Ich wollte helfen, aber ich konnte nicht immer über seine haushohen Mauern klettern, um ihn zu erreichen, nur um dann wieder vor einer noch höheren Mauer zu landen, die er in der Zwischenzeit errichtet hatte. Er begann sich abzuschotten und das machte mir Angst. Wenn er sich so immer weiter von mir entfernte, konnte ich irgendwann nicht mehr mithalten, auch wenn er noch so nah neben mir stand.   

Seesaw (BTS Fan-Fiction)Where stories live. Discover now