85. Kapitel

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1 Jahr später

Yoongis POV

"Nur noch eine halbe Stunde! Macht euch bereit!" Die Stimme des Managers, der seine Augen starr auf die Uhr gerichtet hatte, hallte durch den Raum. Die Designer und Make-Up Artists hielten einen Augenblick lang inne, nur um in der nächsten Sekunde mit doppeltem Tempo weiterzuarbeiten und um uns herum zu wuseln. Da wurde gezupft, geglättet, geföhnt und gepudert.

Ich schloss die Augen, während die Frau vor mir den Lidstrich zog.

"Augen geschlossen halten, Yoongi.", forderte sie mich leise auf, als ich wieder einmal versuchte mit zusammengekniffenen Augen zu erfahren, was vor sich ging. Im Spiegel konnte ich sehen, dass Jungkook bereits mit der Ankleide angefangen hatte. Auch Hoseok, der neben mir saß, rührte sich vorsichtig. Seine Knochen knackten hörbar, als er sich streckte und die Frau, die für mein Make-Up verantwortlich war, zuckte zusammen.

"Sorry...", entschuldigte sich Hoseok sofort und versuchte dieses Mal ohne einen Laut von sich zu geben aufzustehen und in seine Klamotten für den ersten Song zu schlüpfen. 

Ich tippte derweil mit dem Fuß auf den Boden.

"Du bist heute so hibbelig.", beschwerte sich mein Make-Up Artist. Sie drückte den Stuhl weiter nach oben, sodass meine Füße nun über dem Boden schwebten, aber meine Finger führten das nervöse Klopfen auf meinem Bein sofort weiter. 

Die Frau seufzte. 

"Yoongi..."

"Tut mir leid... Es ist einfach..." Ich seufzte ebenfalls. Ich wusste ja selbst nicht was mit mir los war. An dem Konzert konnte es nicht liegen. Ein wenig Nervosität war schon normal und eigentlich grenzte sie schon an Vorfreude, vor allem weil es unser letztes Konzert war. Es war erst ein paar Tage her, seitdem wir das letzte Mal zusammen auf der Bühne standen. In Seoul hatten wir zwei Konzerte geplant, weil ein Konzert allein einfach nicht ausreichend gewesen wäre. Nach nun 41 Konzerten kannte ich Schritte und Texte auswendig und konnte selbst den Ablauf der anderen aufsagen ohne einen Fehler zu machen. Die Luft war erfüllt von unbekümmerter Spannung, während über mir eine dunkle Gewitterwolke zu schweben schien.

"Du bist doch sonst nicht so..." Mein Verhalten war auch den Leuten um mich herum ein Rätsel. Sie beäugten mich vorsichtig und versuchten herauszufinden, was mir auf der Seele lag. Jungkook kam hinter einer Trennwand hervor und runzelte die Stirn. Hoseok, der nach ihm hinter der Trennwand verschwand um sich umzuziehen, zuckte ebenfalls ratlos mit den Schultern. Sie alle, vielleicht einmal abgesehen von Jin, der leise vor sich hin schnarchte, fragten sich, was ich hatte. Aber wenn nicht einmal ich selbst wusste, was mit mir los war, konnte es auch niemand anderes. Das hielt sie jedoch nicht davon ab ihre Mutmaßungen in den Raum zu werfen.

"Ist es das, was ich denke das es ist?", fragte eine weitere Frauenstimme belustigt. Suji ließ sich mit einem Plumpsen auf den frei gewordenen Stuhl fallen.

"Augen auf." Das Licht blendete mich einen Augenblick und ich fragte mich, wie Jin es zustande brachte hinter mir auf einer Couch leise vor sich hin zu dösen. Der Lärm, den man unmöglich ignorieren konnte, kam auch noch dazu. 

Suji grinste mich durch den Spiegel hindurch schelmisch an. Ich verdrehte die Augen.

"Was denkst du denn?", fragte ich, ohne ihre Antwort wissen zu wollen.

Sie zog eine Augenbraue in die Höhe und zuckte mit den Schultern.

"Was glaubst du?"

Ich seufzte. Innerlich machte ich mich auf die folgende Diskussion gefasst.

Seesaw (BTS Fan-Fiction)Where stories live. Discover now