56. Kapitel

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"Wo gehen wir überhaupt hin?" Ich warf einen fragenden Blick hinter mich. Yoongi und ich liefen vor und der Rest trottete gemächlich hinter uns her. Sie hielten ein wenig Abstand zu uns. Anscheinend dachten sie, Yoongi und ich würden uns über die vergangene Zeit unterhalten und wollten dem nicht im Weg stehen.

"Wir kommen gerade von einem Fotoshooting. Suji wollte uns in einem italienischen Restaurant treffen. Es ist nicht weit.", erklärte Yoongi und lächelte.

"Ich kann es immer noch nicht fassen, dass wir uns hier wiedersehen." Ich grinste.

"Nach all der Zeit, musste das ja irgendwann passieren.", antwortete ich und Yoongi war ein wenig überrascht.

"Warum? Wie lange lebst du denn schon in Seoul?"

Ich musste selbst schnell einige Augenblicke überlegen, wie lange ich schon in der Millionenmetropole lebte. Das Ergebnis überraschte mich selbst.

"Fast sechs Jahre."

Yoongis Augen wurden groß.

"Was? So lange schon?"

Ich nickte.

"Ich bin damals mit Sana hierhin gekommen. Sana ist das Mädchen von eben. Sie ist meine beste Freundin. Wir machen fast alles zusammen. Sie hat etwa einen Monat nach deinem Umzug auf unsere Schule gewechselt.", erklärte ich ihm.

"Und ihr lebt auch zusammen?"

"Ja, wir haben ein Zimmer im Studentenwohnheim. Bisher haben wir uns noch nicht wirklich in die Haare bekommen." Ich lachte. Dann warf ich einen Blick auf Yoongi. Er grinste vor sich hin.

"Ich kann es auch nicht fassen, dass wir uns gerade heute wiedersehen.", sagte ich. Hinter uns hörte ich die anderen Jungs lärmen und scherzen. Ich lachte leise.

"Es ist wirklich viel passiert.", sagte Yoongi und einen Augenblick lang klang er ziemlich melancholisch.

"Es muss schwer gewesen sein. All die Jahre so hart zu arbeiten. Nie eine richtige Pause zu haben.", stellte ich fest und Yoongi seufzte.

"Es kann schwer sein, das ist wahr. Aber es ist das, was wir alle so lieben. Wir lieben es Musik zu machen, zu performen. Deswegen haben wir es überhaupt erst so weit gebracht."

Ich nickte, auch wenn ich ein wenig an seinen Worten zweifelte.

"Es ist gut etwas zu machen, für das man eine richtige Leidenschaft hat. Das macht die Arbeit nicht so schlimm. Aber ihr habt euch trotzdem auch eine Pause verdient.", sagte ich. Es schien mir fast so, als wolle Yoongi nicht wirklich darüber reden. Er wies auf das Café. Das Gebäude konnte man zwischen den Bäumen am Straßenrand kaum noch erkennen. Die dunklen Wolken hatten es in den Schatten verbannt.

"Macht es dir Spaß da zu arbeiten?", fragte der Junge und ich lachte leise in mich hinein.

"Es ist nicht das, was ich unter besonders horizonterweiternder Arbeit verstehe, aber es ist in Ordnung. Ich brauche das Geld für mein Studium. Ich will meiner Mutter auch nicht immer auf der Tasche liegen. Ich will selbstständiger sein.", sagte ich. In derselben Sekunde, in der die Worte meinen Mund verließen, wurde mir wieder bewusst mit wem ich da überhaupt sprach. Der Yoongi, den ich von früher kannte, hatte keine Geldprobleme mehr. Er war weit davon entfernt. Ich schluckte schwer. Er hatte sicherlich schon ein paar Millionen auf dem Konto liegen, während ich froh war, meine monatliche Miete rechtzeitig bezahlen zu können. Ich schüttelte den Kopf.

"Genug davon. Hast du noch Kontakt zu unseren alten Freunden?", lenkte ich von mir ab. Irgendwie war es mir dann doch peinlich, wo wir beide doch so unterschiedliche Leben führten. Er war immerhin ein Idol! Und ich war nur eine kleine Studentin. Unsere Leben waren so unterschiedlich wie Tag und Nacht.

Seesaw (BTS Fan-Fiction)Where stories live. Discover now