70. Kapitel

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Meine Mutter war außer sich. Sie hörte nicht mehr auf über Yoongi zu reden. Zunächst konnte ich sie noch gut ignorieren, aber mit der Zeit und den immer wiederkehrenden negativen Äußerungen über ihn, wurde ich immer unruhiger und irgendwie auch wütend.

"Wie kann er unsere Gastfreundschaft so ausnutzen? Erst frühstückt er bei uns und dann sagt er, dass er eine Freundin hat! Er hat keine Manieren!"

Ich sah wie Jitae mit den Augen rollte. Wir wollten eigentlich gemütlich zusammen abendessen. Langsam aber sicher verging mir jedoch der Appetit. Minseok seufzte tief. Er griff über den Tisch nach ihrer Hand, aber sie schüttelte ihn einfach ab.

"Er war nur nett und wollte 'Hallo' sagen. Da ist doch nichts dabei.", sagte er vorsichtig. Meine Mutter hatte sich schon seit mindestens zwanzig Minuten in Rage geredet. Jitae und ich sagten schon lange nichts mehr, sondern lauschten einfach ihren Worten. Ich nahm an, dass es Jitae egal war, aber ich brodelte innerlich, wie ein Vulkan. Irgendwann würde ich ausbrechen. Minseok unternahm gerade den ersten Versuch ihre Wut wieder einzudämmen. Ohne Erfolg. 

"Da ist doch nichts dabei! Man weiß genau, dass man sich in so einem Fall Hoffnung macht. Welcher junge Mann klingelt denn so früh am Morgen an die Tür nur um 'Hallo' zu sagen?"

Sie schüttelte den Kopf. Ich hatte ihr gesagt, dass er um neun gekommen war und dass ich gerade dabei war mir Frühstück zu machen. Dann hatte ich ihn eingeladen auch etwas zu essen und er hatte das Angebot angenommen. Ich konnte ihr schlecht erzählen, was wirklich vorgefallen war, auch wenn sei bei diesen Nachrichten sicherlich ganz aus dem Häuschen wäre.

"Die Karriere muss ihm zum Kopf gestiegen sein. Jetzt versucht er sich die Optionen offen zu halten und zieht unsere Mihee noch mit hinein.", mutmaßte meine Mutter weiter.

Ich seuftze und schloss die Augen. Wenn das nun so weiterging, würde ich irgendwann ganz sicher ausbrechen und ihr meine Meinung sagen.

"Mama..."

"Nein, Mihee. So etwas macht man einfach nicht. Der Junge hat sich unmöglich verhalten." 

Sie strich mir beiläufig über die Wange und ich lächelte zweifelnd, was sie natürlich ignorierte. Jitae entschied sich plötzlich doch dazu, sich in das Gespräch einzumischen. Er hatte den Mund voll mit Essen und seine Worte kamen nur wenig verständlich hervor.

"Wasch regscht du disch'n auf?", fragte er meine Mutter und ihre Augen wurden groß. Minseoks und meine auch, allerdings aus Angst. Das hätte er besser nicht gesagt. Meine Mutter holte schon tief Luft. Jitae schluckte sein Essen schnell herunter und ruderte zurück.

"Ich mein ja nur. Mihee wurde gekorbt. Nicht du."

Ich schaute ihn genervt an.

"Danke, Bruder, für deine warmen Worte.", sagte ich sarkastisch und Jitae grinste zufrieden. Er hätte besser den Mund gehalten. Mit seinen Worten stachelte er meine Mutter nur noch mehr an. Zu meinem Schrecken gab meine Mutter Jitae auch noch recht.

"Du hast recht!" Ihr Blick lag liebevoll auf mir und sie strich mir erneut über die Wange.

"Mihee, Schätzchen, wie geht es dir?" Mein Bruder kriegte sich gar nicht mehr ein vor Lachen. Er versuchte es so gut es ging zu verstecken, aber ab und zu gelangte doch ein Kichern an die Oberfläche. Ich versuchte ihn zu ignorieren.

"Ehh... gut?", sagte ich langsam.

"Ach Mihee..." Meine Mutter glaubte mir natürlich nicht. In ihrer Welt war ich das arme Mädchen, das sitzen gelassen wurde. Dass die wahre Geschichte ganz anders aussah, damit konnte sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht rechnen. Sie tätschelte meine Hand und seufzte tief. Ich warf Jitae währenddessen ein paar feurige Blicke zu. Er grinste süffisant. Dieser kleine Teufel. Dafür dass seine Schwester angeblich abserviert wurde, lächelte er ziemlich viel. Er hätte mich genauso bemitleiden sollen wie meine Mutter. Mindestens. Ihm schien das Ganze jedoch irgendwie zu gefallen. Dieser Sadist.

Seesaw (BTS Fan-Fiction)Where stories live. Discover now