8. Komm zu 187

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Hallo meine Lieben!

Danke für die Views und Bewertungen - gerne mehr davon, und sagt mir gerne, wie ihr die Story findet :)

<3

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„I miss the things I used to see - I need something again - My oldest friends these cigarrettes can't cure - It just ain't what I'm looking for - We all need a little change -I guess it's time to face the strange"

Good Charlotte – Face the Strange



Endlich WLAN! Endlich angekommen in der Zivilisation!

Vor fünf Minuten hatte sich der Techniker verabschiedet, der meinen Router installiert hatte, und nun saß ich im Schneidersitz auf meinem Sofa, das Notebook auf dem Schoß, und rieb mir erwartungsfreudig die Hände.

Netflix! Prime! Amazon!

Es war Mittwoch, meine vierte Woche in Hamburg und endlich war ich wieder online unterwegs. Das Datenvolumen meines Handys reichte zwar für Whatsapp, Google und Maps, aber Videos oder gar Filme konnte ich damit nicht schauen. Nun lag mein iPad verbunden auf dem Couchtisch, mein iPhone lag neben mir auf einem Kissen und mein MacBook zeigte die wunderbaren drei Routerbalken. So musste sich wahre Glückseligkeit anfühlen. Parallel dazu richtete ich gerade meinen Smart TV ein und schwelgte in Tagträumen von Serien und Onlineshopping.

Draußen regnete es seit Tagen, als wäre auch der Himmel gelangweilt davon, dass John wieder einmal für längere Zeit nicht zuhause war. Beinahe vermisste ich ihn und seine Jungs ein wenig. Vorsichtshalber hatte ich weder meinen Eltern, noch Laura von der Handtaschenepisode erzählt. Sie hätten nicht verstanden, warum ich nicht zur Polizei gegangen war. Ich verstand es ja selbst nicht so recht. Aber als John gesagt hatte ‚Wir klären das', da hatte ich ihm geglaubt.

Heute jedenfalls würde mein Abend werden. Muschelrisotto, ein Glas Weißwein – vielleicht auch zwei – und Serien, Serien, Serien. Ich hatte mich in graue Nikeleggins und einen groben Strickpullover gekuschelt, als es draußen langsam dunkel wurde. Die letzten Tage hatte ich mit Sport verbracht, hatte eine Bustour durch Hamburg gemacht, war in der Hamburger Kunsthalle und dem Maritimen Museum gewesen. Ich hatte Fischbrötchen gegessen, war an der Alster joggen gegangen und durch Blankenese spaziert. Jetzt hatte ich mir einen Sofaabend redlich verdient.

Bisher hatte ich in meiner Wohnung nur ein paar Kerzen angezündet und war nun auf dem Weg zu einem kurzen Abstecher im Bad – als ich ein Geräusch aus dem Treppenhaus hörte. War das etwa John, der schon früher zurückgekehrt war? Ich schwenkte um und schlitterte auf meinen Wollsocken über das Parkett zur Tür. Dort warf ich einen kurzen Blick durch den Spion – und hielt inne.

Das Licht im Hausflur war noch an und ich erkannte deutlich einen fremden Mann, der vor Johns Wohnungstür kniete. Er schien am Schloss herumzufummeln. Atemlos presste ich mein Gesicht enger an die das Holz meiner Tür, in der Hoffnung, mehr zu erkennen. Der Mann hatte ein kleines Etui dabei, ähnlich wie das von Alex, und ging auch mit gleicher Raffinesse vor. Er brach ein.

‚Noch ein Krimineller!', schoss es mir durch den Kopf. Der Fremde hatte das Schloss mittlerweile geknackt und war in Johns Wohnung verschwunden. Was sollte ich jetzt machen?! Die Polizei rufen? Aber wer wusste denn, ob John nicht immer noch eine Waffe auf seinem Couchtisch liegen hatte? Und Drogen? Sicherlich würde er Probleme bekommen, wenn ich jetzt die Staatsgewalt in seine vier Wände schicken würde. Aber ich konnte doch auch nicht dabei zusehen, wie ihm die Bude leergeräumt wurde. Himmel, weshalb hatte ich denn nie nach den Telefonnummern der Jungs gefragt? Ich wusste nicht einmal ihre Nachnamen!
Ich starrte weiter durch den Spion. Das Licht im Treppenhaus war mittlerweile ausgegangen. Ich merkte, dass ich die Luft angehalten hatte, und atmete prustend aus. Sowas konnte auch nur mir passieren. Sollte ich vielleicht einfach selbst rausgehen? Laut rufen? Aber ich kam ja nicht einmal gegen einen Handtaschenräuber an. Bei meinem Glück würde ich entführt werden, wenn ich mich einem Verbrecher in den Weg stellte.

Während mir all diese Gedanken durch den Kopf jagten, öffnete sich die Tür gegenüber schon wieder. Der Mann war höchstens eine Minute in Johns Wohnung gewesen. Und trug er Wertgegenstände mit sich heraus? Hatte er eine Tasche dabei, voll mit protzigem Schmuck und Bargeld? Nein. Keine verdächtigen Beulen im Pullover, leere Hände. Scheinbar hatte er rein gar nichts aus der Wohnung mitgenommen. Aber konnte das sein? Das ergab überhaupt keinen Sinn.
Wieder kniete er sich hin und arbeitete mit seinem Einbrecherwerkzeug, scheinbar verschloss er die Tür wieder. Niemand sollte merken, dass er da gewesen war. Dann verschwand er, die Treppe hinunter. Vorsichtig öffnete ich meine Tür und horchte. Unten viel die Eingangstür ins Schloss. Er war weg.
Ich verstand überhaupt nichts mehr.

Worth it (Bonez MC)Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ