25. Realitäten

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It's december!

Deshalb gibts auch diesmal ein besinnliches Kapitel, nach all der vorigen Aufregung ;-)

Dazwischen auch mal ein Hallo an alle Leser, die erst in den letzten beiden Kapiteln dazugekommen sind, das waren irgendwie einige - danke fürs voten und kommentieren, es freut mich, dass die Story so gut ankommt!

Fehlt euch eigentlich jemand in der Geschichte? Wer soll noch vorkommen, wenigstens einmal durchs Bild laufen? :D

<3

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"Put your lighter in the air and lead me back home - When it's all said and done and follow where the air goes - I hear you night after night calling out my name - And I'm finding myself running to meet you"

Halestorm - Break in


Wir hatten einen wunderschönen Tag in Bratislava, der mich den Stress und die Ängste der letzten Tage vergessen ließ. John schien es zu genießen, einmal unerkannt durch eine Stadt schlendern zu können und verzichtete sogar auf seine heiß geliebten Instastories. Sein Telefon klingelte regelmäßig, aber das störte mich nicht. Manchmal ging er ran und unterhielt sich für ein paar Minuten, mal schaute er nur aufs Display und drückte den Anruf weg. Von außen mussten wir wirken wie ein ganz normales...Paar? Doch das waren wir natürlich nicht. Ich konnte mich zwar an Johns Erklärungen erinnern, an die Küsse, an den Beinahe-Sex – aber trotzdem waren wir weit entfernt von einer Beziehung. Falls eine Beziehung mit John denn überhaupt möglich war. Wir hatten beide unseren Standpunkt klar gemacht – ich mehr als er, ich konnte also nur hoffen und warten. Darauf warten, ob John mich wirklich wollte, oder nicht. Und es fühlte sich nicht halb so erniedrigend an, wie es sich anhörte, denn in einem hatte John Recht behalten – wir kamen aus zwei verschiedenen Welten. Und in seiner war eine ernsthafte Beziehung scheinbar eine kompliziertere Angelegenheit.

Ich beobachtete ihn den Tag über immer wieder unauffällig. Wenn er vor Schaufenstern stehen blieb, wenn er Krümel aus seiner Jackentasche nach Tauben warf, wenn er konzentriert auf seinem Handy herumtippte. Wenn er den Kopf hob, um zu prüfen, ob ich auch einen Kaffee wollte, ob ich die wild flatternden Tauben auch gesehen hatte, ob einfach noch da war. Er trug einen grellbunten Pullover und die unvermeidbare Jogginghose, auf die Kappe hatte er aber verzichtet, und seine Locken standen in alle Richtungen von seinem Kopf ab. Mir wurde ungewohnt warm ums Herz, als er ein Foto von der Burg Bratislava machte. Nein, er war weit entfernt davon, ein Traumschwiegersohn zu sein. Doch wenn man den schrägen Kleidungsstil außer Acht ließ, wenn man die Tattoos und den prolligen Schmuck ignorierte, dann war er einfach ein unfassbar sympathischer Mensch, mit Humor, mit Persönlichkeit, der sich um andere kümmerte und der, und da musste ich ihm widersprechen, durchaus in der Lage war, Prioritäten richtig zu setzen. Und im Sonnenlicht in den Gärten vom Palais Grassalkovich war er für mich einfach...schön.

Wir redeten über Gott und die Welt und zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass er jede Maske und alle Coolness fallen ließ. Ich erfuhr mehr über seine Familie, über seine Pläne für die Zukunft, er erzählte aus seiner Kindheit und schließlich auch von seiner Tochter. Wie er bei dem Versuch, seine Musik erfolgreich zu machen, nicht nur ihre ersten Jahre verpasst hatte, sondern nach wie vor nur unter strengen Auflagen Kontakt zu ihr haben durfte. In Momenten wie diesen schien er meine Reaktion besonders genau zu beobachten, doch ich kannte ihn mittlerweile zu gut, um ihn vorschnell zu verurteilen. Ich fragte nicht genauer nach, doch es war deutlich zu erkennen, dass ihn doch einiges mehr beschäftigte als nur das Gras und seine Karriere. So kamen wir auch wieder auf leichtere Themen zu sprechen, er lachte häufiger als sonst und schon allein deshalb genoss ich den Tag, lachte mit ihm und konnte für den Moment so tun, als wären wir einfach ein Mann und eine Frau, die sich gerade besser kennen lernten.

Worth it (Bonez MC)Where stories live. Discover now