Kapitel 9

983 60 0
                                    

Einen Moment stand ich vor dem Schrank und betrachtete die Kleidung. Ich wusste nicht was mich zögern ließ. Vielleicht war es, weil Sir Karl noch nicht hier war. Der kleine Mann hatte sich auf den Weg in die Unterwelt gemacht. Er wusste wo ich bin. Er fand immer zu mir. Egal wo ich war und Liz hatte versichert, dass er bei mir bleiben durfte. Auch wenn hier normal keine Haustiere erlaubt waren. Sir Karl war eine gewaltige Ausnahme, weil er mein Beschützer war.

Ich atmete tief durch, dann griff ich endlich nach der Kleidung und suchte mir das passende Outfit zusammen. Es war wenigstens mit mehreren Sachen kombinierbar. Man konnte sich zwischen einem Kleid, Langarmshirt, T-Shirt und Top entscheiden. Und noch vielen weiteren Kleidungsstücken. Nur die Hose war gleich. Lang und locker sitzend. Genauso wie die Römersandalen, die anscheinend ein Muss waren. Am Ende entschied ich mich für das Top. Hier war es warm und mein Körper brauchte etwas um sich zu klimatisieren. Und auch wenn man jetzt die Tattoos hervorblitzen sah, sowie die lange Narbe an meinen linken Oberarm, war es mir lieber als wie in einem langarmigen Pulli herumzulaufen. Dafür war es entscheidend zu warm. Die Kleidung war überraschend leicht und fühlte sich auf meiner Haut etwas rau an. Aber sie schränkte mich nicht ein.

Liz hatte recht, die Kleidung war gemütlich. Und doch war es ungewohnt wieder so viel zu zeigen. Selbst wenn es nur die Arme waren. In Sibirien, hatte ich mich wenigstens hinter Wintersachen verstecken können. Hier ging das nicht.

Ich schnürte die Sandalen zu und trat dann langsam zur Haustür.

„Da bist du ja." Liz lehnte an der Wand neben der Tür.

Ich zuckte zusammen. „Erschreck mich nicht so."

Sie lächelte und ließ ihren Blick über mich gleiten. Allein das löste ein Kribbeln auf meiner Haut aus.

„Steht dir." sagte sie schließlich und sah zufrieden aus, mit dem was sie sah.

Liz hatte sich anstatt für ein Top für ein T-Shirt entschieden und obwohl die Kleidung nicht Figurbetont war oder schick, machte sie eine verdammt gute Figur darin.

„Also die Geheimwege?" ich sah sie an und erwischte sie beim starren.

Sie lächelte nur darüber und versuchte das gar nicht erst zu verstecken. „Richtig. Komm mit." sie setze sich einfach in Bewegung.

Diesmal liefen wir nicht auf den Hauptweg zurück, sondern bogen direkt vor meiner Hütte nach rechts ab. An Liz Hütte vorbei. Der Weg wurde immer schmaler und irgendwann hörte er auf. Doch sie lief einen kleinen Trampelpfad weiter entlang. Er führte zwischen den Bäumen einen steilen schmalen Pfad hoch. Ich versuchte nicht nach rechts zu sehen, wo sich der Abgrund befand, sondert tastete mich an der Felswand entlang. Mit den Augen fest auf Liz gerichtet. Sie lief geschmeidig vor mir, als würde es den Abgrund nicht geben. Immer wieder rutschte mein Blick nach unten auf ihrem Hintern. Ich konnte wirklich nichts dagegen machen.

Und erst als ich ein rauschen hörte, sah ich auf. Der Fels hörte auf und wir kamen an einer Wasserstelle heraus. „Wow." brachte ich hervor. Vor uns befand sich ein Wasserfall, der in einen klaren See fiel und dort in einem Bach den Berg hinunterfloss. Ich hatte selten so klares Wasser gesehen.

„Das Wasser vom oberen See, wird zum Teil zum Duschen abgezweigt." erklärte Liz und lächelte über meinen wortlosen Ausdruck. „Hier gehen nur wenige Leute lang, deswegen ist es einer meiner Lieblingsorte."

„Wow." brachte ich nur noch mal hervor. Ich trat aus dem Gebüsch heraus um mir das ganze besser anzusehen. Die Atmosphäre hier war paradiesisch. Ich starrte in das klare Wasser. Man sah selbst den kleinsten Kieselstein.

„Da oben ist eine frische Quelle. Sie entstammt einer Sage nach aus dem Olymp." Liz die hinter mich trat, hockte sich hin.

Ich runzelte die Stirn „Aber der Olymp ist in New York und wir sind in Südafrika."

Die letzte KriegerinWhere stories live. Discover now