Kapitel 15

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Der Thronsaal war trotz des halben Zerfalls majestätisch. Staunend lief ich mit Liz durch die Marmorhalle und bewunderte die Architektur. Diese Halle war wirklich schön, zumindest die Hälfte die noch stand.

Am Boden im Staub des zersprengten Marmors fanden wir mehrere Gemälde. Ich blieb Stirnrunzelnd davor stehen. Eins zeigte eine blonde Schönheit mit blaulila Augen.

„Zaira." erklärte Liz. „Ehemalige Anführern des Stammes und Frau deiner Tante Riley."

Ich suchte meine Erinnerungen ab, weil der Name Zaira mir bekannt vorkam. „Ich glaube sie war öfters auf Geburtstagen. Riley kenne ich jedoch nicht."

Liz nickte traurig. „Nach dem Tod deiner Großeltern, hat sich das Verhältnis deiner Mutter und Riley verschlechtert. Riley konnte den Tod ihrer Eltern nicht verarbeiten. Zaira ist trotzdem oft zu Familienfeiern gekommen um ihre Nichte und Neffen zu besuchen."

„Woher weißt du das alles?"

„Ich habe mich öfter mit Sofia und Ava getroffen. Nur wart ihr nie anwesend, Jördis." sie schüttelte den Kopf. „Traurig was aus Riley geworden ist. Sie hat es wirklich nie verarbeitet. Im Krieg ist sie ins offene Messer gelaufen. Sie hat es nicht mehr ertragen, besonders nachdem Zaira..." Liz machte eindeutige Geste. „Ohne Zaira gab es für Riley nichts mehr. Sie hat sich praktisch selbst umgebracht."

„Schrecklich." ich schüttelte mich und dachte an Zaira. Soweit meine Erinnerungen reichten, war sie immer nett und freundlich gewesen. Sie hatte mir sogar mein erstes Messer geschenkt und mir gezeigt wie ich beim Sturz im Kampf richtig landen konnte.

Mein Blick glitt zu einem Bild von einer Südstaatenschönheit mit weißen Haar und silbernen tödlichen Augen. Eine bildschöne Frau und eine Frau, die Sofia verdammt ähnlich sah. Snow Blake. Ich hockte mich vor das Gemälde meiner Oma.

„Wir sollten die Gemälde von den zwei mitnehmen." ich sah Liz an. „Ich denke die draco eques brauchen jetzt etwas woran sie noch nach disem Anschlag glauben können. Und soweit ich weiß, waren die beiden sehr gute Anführerinnen."

„Das ist eine gute Idee." Liz nickte. „Die Bilder sind erstaunlich gut erhalten, das ist perfekt."

Ich nickte und sah auf. Vor mir öffnete sich eine Treppe, auf der ein eiserne Thron stand. Die linke Lehne war abgebrochen, aber ansonsten war er erhalten. Langsam trat ich darauf zu und strich über den Sitz.

„Deine Mutter hat hier auch gesessen."

„Nicht für lange."

„Ja." Liz trat hinter mich. Ich spürte wie ihre Hand sich auf meine Schulter legte, als wolle sie mich unterstützen. „Schrecklich was die Anhänger des Kronos mit diesem Ort gemacht haben."

Regentropfen begannen auf uns zu fallen. Ich sah hoch zu der aufgerissenen Decke. Wir waren hier im Amazonas, natürlich regnete es. Ich sah den Thron wieder an und atmete tief durch. „Liz?"

„Ja?" ihre grauen Augen fanden meine.

„Lass uns zurück gehen und die Gemälde sichern. Ich denke das war genug für heute."

„Das denke ich auch." sie nickte ebenso nachdenklich. „Dann las uns von hier verschwinden."

°°°

Ich war noch immer aufgewühlt als wir zurück an der Tempelanlage waren. Und auch Liz war etwas betrübt. Das mit dem Anschlag musste ihr besonders Nahe gehen.

Wir beschlossen also erst mal meine Sachen in ihre Hütte zu räumen, damit jemand anders in meine Hütte ziehen konnte. Es war eine gute Ablenkung und außerdem wollte ich unbedingt wissen wie Liz Hütte aussah. Viel gab es nicht zum umräumen. Eigentlich waren da nur mein Rucksack mit meinen Alltagsklamotten und Sir Karls Körbchen. Als ich damit vor Liz Tür stand und anklopfte, war mir ein wenig komisch zu mute.

Die letzte KriegerinWhere stories live. Discover now