Kapitel 13

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Die Sonne stand schon tief, als wir uns langsam auf dem Rückweg durch den afrikanischen Wald machten. Eine angenehme Stille nahm uns ein, während Sir Karl fröhlich voraus lief und den Spaziergang genauso zu genießen schien. Ich überlegte wie lang es schon her war, dass ich mal so entspannt spazieren gegangen war. Und dann auch noch in Begleitung. Anders als befürchtet, war Juan tatsächlich ein angenehmer Zeitgenosse. Er drängte mich nicht zu reden. Spielte mit Sir Karl und erzählte ab und an, was von seinem Leben. Ich fühlte mich überraschend wohl bei ihm, obwohl meine innere Stimme die ganze Zeit schrie, ich solle keine Bindungen aufbauen. Ich ignorierte sie für den Moment.

„Meinst du Mom und Mama hatten irgendetwas zu verstecken?" überlegte ich nachdenklich.

„Wie meinst du das?" er hob einen Stock auf und warf ihn. Sir Karl jagte sofort hinterher.

„Langsam habe ich das Gefühl das sie wussten, das etwas mit mir in der Zukunft geschieht. Denk doch mal nach, wie behütet ich aufgewachsen bin. Wenn ich jetzt nachdenke, dann habe ich nie Freunde meiner Eltern kennengelernt. Außer Patenonkel Nick. Bei Geburtstagsfeiern, waren nur Familienmitglieder anwesend. Ich wurde zuhause unterrichtet. Bei Bailey war das alles nicht. Er ist auf eine Schule gegangen, konnte sich draußen herumtreiben. Während ich nur im Training gewesen bin. Selbst dich und Pablo habe ich kaum kennengelernt."

„Jetzt wo du es sagst..." nachdenklich hob er den gebrachten Stock auf und warf ihn erneut. „Vielleicht hatten sie eine Ahnung. Sie wussten wie düster die Zeiten standen und haben vielleicht versucht, dir eine heile Welt zu zeigen, damit du eine gute Kindheit hast. Im Endeffekt können wir es nicht wissen. Wir können sie nicht mehr fragen."

„Ja." nachdenklich sah ich wie Sir Karl schwanzwedelnd den Stock aufhob und wieder zurück gesprintet kam.

„Sie haben dich sehr geliebt, das weißt du, oder?"

„Ja natürlich." ich sah zu ihm auf. „Ich denke nur nach."

„Was ja nicht verboten ist." er lächelte leicht und sah dann der untergehenden Sonne entgegen. „Ich fürchte dein Training beginnt gleich."

„Woher willst du das wissen?"

„Kat hat mir geschrieben das Liz bereits angekommen ist." er hob das Handy kurz hoch.

Unweigerlich machte mein Herz einen Hüpfer, aber ich versuchte es zu verbergen. „Kat hat dir das also geschrieben." ich hob die Augenbrauen hoch.

„Ja sie hat mir das geschrieben. Wir besitzen nämlich Handys, weißt du. Hättest du eins, dann hätte dir Liz bestimmt selbst geschrieben."

Nun war er es der die Augenbrauen andeutend hochzog.

Ich rümpfte die Nase. „Was hast du denn für Zuckungen im Gesicht?"

„Du hast selbst Zuckungen." er lachte auf.

„Also du und Kat?" versuchte ich das Thema weiter auf ihn zu lenken.

Und es schien zu funktionieren. Seine Augen leuchteten, mindestens genauso wie Kats, wenn sie sich sahen. „Ich mag sie."

„Ach wirklich?" ich musste mir es verkneifen ihn anzugrinsen. „Das ist mir noch gar nicht aufgefallen."

„Ich höre da Ironie."

„Da musst du dich verhört haben." ich hob einen neuen Stock auf, um Sir Karl hinter ihn her jagen zu lassen, während wir langsam auf einen Marmorweg stießen, der zu der Tempelanlage führte.

„Natürlich." er verdrehte die Augen und sah Sir Karl hinterher. „Und freust du dich auf das Training mit Liz?"

Wieder blitzten Bilder davon auf, wie nah sie hinter mir gestanden hatte. Wie mich ihr Geruch, ihre Körperwärme eingehüllt hatte. Hitze stieg in mir auf.

Die letzte KriegerinWhere stories live. Discover now