Kapitel 30

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Ich kam in einen Krankenbett zu mir. Die Sonne stand tief, als ich durch das Fenster sah. Das Krankenzimmer war außer mir leer. Es gab eine Tür zum Bad. Ein Sofa und einen Stuhl an meinem Bett.

Langsam rieselten die Erlebnisse der letzten Stunden auf mich ein. Ich schluckte und sah mich um. Wie lange war es her, dass ich frei gewesen war? Ohne das ich befürchten hatte müssen, gejagt zu werden. Die Ruhe die gerade herrschte war so ungewohnt.

Es war vorbei. Wir hatten überlebt.

Es klopfte an der Tür.

„Ja?" brachte ich rau hervor.

Kat steckte den Kopf herein. „Hey du Schlafmütze, kann ich reinkommen?"

Ich nickte nur.

Sie kam rein und setzte sich auf den Stuhl neben mir. Ihre grauen Augen, die mich so sehr an Liz erinnerten musterten mich. „Wie geht's dir, jetzt wo dir die Welt zu Füßen liegt?"

„Ungewohnt." sagte ich ehrlich. „Ich weiß gar nicht mehr wie es ist, sein Leben richtig zu genießen und normale Dinge zu tun. Vor allem sich nicht verstecken zu müssen."

„Tja, ab jetzt kannst du tun du lassen was du willst, Robin. Du bist frei. Dich jagt niemand mehr. Du musst dich nicht mehr verstecken. Du kannst endlich das machen, was du immer wolltest."

„Nur weiß ich nicht mehr was das ist." ich schüttelte düster den Kopf. „Ich weiß nicht mehr wie man richtig lebt."

„Das wirst du herausfinden." sie drückte meine Hand. „Du bist übrigens wieder fit. Der Arzt hat dir Ambrosia zur Stärkung gegeben und mit einer Portion schlaf hatte es die richtige Wirkung."

„Hm." ich ließ meinen Kopf zurücksinken. „Wo ist Liz?"

Kats unbesorgter Gesichtsausdruck verschwand. „Sie ist im OP."

„Wie bitte?"

„Am Schwert war Gift, es hat die Wunde außen geschlossen. Aber dadurch das sie nicht zur Ruhe kommen wollte, weil du nicht bei Bewusstsein warst, hat sie sich keine Zeit zum Erholen gegeben. Die Wunde ist von innen nicht geheilt. Liz ist zusammengebrochen und muss nun operiert werden."

„Wird sie wieder?"

„Sicher." sie lächelte. „Liz ist stark, außerdem wird die Aussicht das sie dich auf ein Date einlädt, ihr bestimmt bei der Genesung helfen."

„Hm." machte ich. Mein Kopf schwirrte. Das war einfach alles zu viel.

„Soll ich dich etwas in Ruhe lassen?"

„Ich bin müde." es war nur die halbe Wahrheit. Ich wollte einfach etwas alleine sein.

„Okey. Ich sage Juan, das du aufgewacht bist. Schlaf dich noch etwas aus." sie lächelte freundlich, dann verschwand sie wieder aus den Raum.

Ich atmete tief durch. Ich war frei. Und doch hatte ich das Gefühl, das ich mich nicht mehr wiedererkannte. Als wäre ich so lange nicht mehr ich selbst gewesen, dass ich es verlernt hatte. Wer also war ich, jetzt wo das Chaos vorbei war? Wer war ich?

Ich lag stunden einfach da und versuchte eine Antwort auf das Ganze zu finden, aber ich fand keine. Ich konnte so viel tun, aber mein Kopf war leer. Ich wollte einfach weg. Ich brauchte Ruhe. Ich musste mich selbst erst mal ordnen.

Ich musste eine Entscheidung treffen. Nachdenklich sah ich in die Sternenklare Nacht. Augenblicklich fragte ich mich wie es Liz ging. War sie aus der OP erwacht? Ging es ihr gut?

Ich sehnte mich nach ihrer Nähe, aber es machte mir auch Angst. Jetzt stand kein Krieg mehr zwischen uns. Wir waren beide frei. Wir konnten endlich an uns arbeiten. Aber es machte mir Angst. Es machte mir verdammt viel Angst.

Die letzte KriegerinOù les histoires vivent. Découvrez maintenant