[1] Lost my way [Prolog]

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Der Junge lag auf einem harten Untergrund mitten in einem dichten Wald, als er langsam zu sich kam. Warum er geschlafen hatte?-
Das wusste er selbst nicht.

Aber was er definitiv wusste, oder zumindest spürte, war, dass ihm jeder erdenkliche Teil an seinem zierlichen Körper schmerzte.
Vorallem seine Augen, denn diese brannten wie Feuer.

Gequält verzog der Junge sein Gesicht und versuchte trotz der Kopfschmerzen, die ihn ebenfalls plagten, seine Lage zu analysieren. Also rappelte er sich mühsam auf, um einen genaueren Blick auf die Umgebung werfen zu können.
Jetzt erst fiel ihm auf, dass dieser Ort ihm vollkommen unbekannt war und er keinerlei Erinnerung daran hatte, wie und warum er hier ohnmächtig auf dem Boden gelegen hatte.

Fast schon krampfhaft strengte er sein Gehirn an, im Versuch einen Erinnerungsfetzen einzufangen, doch es blieben bloß die Schmerzen und eine gähnende Leere in seinem Kopf.

Wenn er so darüber nachdachte, war das, was kurz vor seiner Ohnmacht geschehen war, nicht das einzige, worüber ihm vollkommen die Erinnerung fehlte.

Wer war er? Was war sein Name? Hatte er Kontakte? Irgendjemanden der ihm weiterhelfen könnte? Wo wohnte er? Hatte er überhaupt ein Zuhause?

All das schien er ebenfalls vergessen zu haben. Er hatte seine eigene Identität vergessen.

Der Junge kniff seine Augen fest zusammen und versuchte sich zumindest einen Ort vorzustellen, der ihm bekannt vorkam, doch er konnte es nicht.
Es war, als hätte er in seinem Leben niemals einen anderen Ort kennengelernt, als diesen seltsamen Wald mit den silbernen Bäumen, die unheimlich reflektierten wie große Spiegel.

Alle anderen Erinnerungen waren wie ausradiert, einfach verschwunden, gelöscht.

Der Junge bekam langsam Angst. 'Was geht hier vor sich?', fragte er sich.

Panisch drehte er sich einmal um die eigene Achse, doch was er sah war weit und breit nichts als endloses Silber, sowie seine eigene verzerrte Spiegelung in tausendfacher Ausführung.
In dem Stamm des Baumes, der direkt gegenüber von ihm wuchs, sah er sein Spiegelbild etwas schärfer.

Der nicht besonders groß gewachsene Junge mit den strähnigen grauen Haaren, der ihm aus dem glänzenden Holz entgegen blickte, kam ihm in keinster Weise bekannt vor.

Auch wenn er wusste, dass er es sich dabei um ihn selbst handelte.

Er trat näher an die glänzende Rinde, damit er auch seine Gesichtszüge in Augenschein nehmen konnte.

'Nicht besonders hübsch' dachte sich der Namenlose abwertend. In seinem Gesicht saß eine kleine flache Nase und seine Lippen waren plump und pink wie die einer jungen Frau. In keinster Hinsicht schaute er so männlich oder stark aus, wie er es gern hätte.
Am wenigsten gefielen ihm seine Augen, denn diese waren sehr schmal und in einem ungesunden Lila gefärbt.
Das kam ihm nicht richtig vor.. Lilane Augen wirkten total fehl am Platz in seinem Gesicht.

Der Junge fühlte auf einmal, wie ihn eine Welle von Angst und Trauer überrollte.
Was blieb ihm denn überhaupt noch?
Jegliche schöne Erinnerung war ihm genommen worden, doch selbst über eine eher unschöne Erinnerung hätte er sich in diesem Moment gefreut. Alles was er wollte war diese Leere in sich zu füllen.

Doch allein konnte er das nicht.
Er hatte keine Freunde, keine Familie und generell niemanden, der ihm gerade zur Seite stand.
Und ganz offensichtlich hatte er nicht mal das geringste bisschen Selbstwertgefühl.

Schnell schüttelte er seinen Kopf, um die trüben Gedanken loszuwerden und sich lieber auf das Wesentliche zu konzentrieren:
Herausfinden aus diesem furchtbaren und unheimlichen Wald!

EMPIRES     |Jikook/Kookmin|Where stories live. Discover now