[25] Majesty

622 49 11
                                    


Der eine Soldat schien erst nicht zu verstehen, doch sein Kollege stieß ihm den Ellenbogen in die Seite. "Der grauhaarige, von dem der Chef immer so besessen ist." Zischte er.
Dem Soldat ging ein Licht auf und er zuckte ratlos mit den Schultern. "Ein Suchtrupp hat ihn gesucht, nachdem er aus dem See kam. Das letzte mal, dass ich ihn gesehen habe, stand er dort im Schilf und hat geheult, wie ein Baby. Aber niemand weiß wo er jetzt ist. Vermutlich weggelaufen das undankbare Stück." Nach seinen verächtlichen Worten, beugte der Soldat sich vor und spuckte.

Geistesgegenwärtig streckte Namjoon seinen Arm aus und fing den Speicheltropfen damit auf. Angewidert wischte er ihn an seiner Hose ab. "Shämst du dich nicht, vor seiner Majestät auf seinen Boden spucken zu wollen?!" Brauste Namjoon auf. "Majestät? Pha, Das ich nicht lache! Der einzige wahre Kaiser ist der des Nordens!" Höhnte der Soldat. Namjoon zog zornig die Augenbrauen zusammen
und machte einen festen Schritt auf sein Gegenüber zu. "Du wagst es nicht noch einmal den Kaiser-" Fing er knurrend an, doch eine Hand legte sich vorsichtig auf seinen Rücken und packte dort den Stoff, was Namjoon davon abhielt den Mann zu schlagen. "Namjoon nicht." Bat die weiche Stimme Jins leise, was sofort eine beruhigende Wirkung auf den lilahaarigen hatte. Er schaute den fremden Soldat noch einmal wütend an und trat dann an seinen ursprünglichen Platz neben dem rosahaarigen.

**

"Also weshalb hast du mich ebenfalls rufen lassen?" Fragte Jin den Soldat. "Ihr müsst Seiner Majestät eine Unterkunft im Palast der Liebe bieten, da der Palast auf der Kaiserlichen Hälfte nicht mehr bewohnbar ist.", erklärte er.

"Er d-darf. Ich werde ihm Gästezimmer, Putzkräfte und Diener bereitstellen." Ein wenig zitterte Jins Stimme bei der Antwort, da es ihm davor graute, den aufbrausenden Kaiser bei sich wohnen zu lassen.

"Und passt schön auf, dass Kaiser Jungkook nicht den Trohn übernimmt. Oder wollt ihr diesen direkt auch bereitstellen?" Lachte der Mann, bevor er seinen Kollegen am Arm packte und durch den Flur verschwand. Diese Worte trafen Jin härter, als sie sollten, denn genau das war schon so lange seine größte Angst und auch Befürchtung. Er hatte mit dem Erscheinen von Jimin neue Hoffnung geschöpft, die nun aber verflogen war. Vermutlich hatte sich sogar Jimin nun gegen ihn gestellt.

Jin hatte gar nicht bemerkt, dass eine einzelne Träne den Weg über seine Wange gefunden hatte, doch nun als sie auf seine Hand tropfte realisierte der Kaiser, dass er weinte und drehte sich hastig um, bevor Namjoon sein Gesicht sehen konnte. Doch natürlich hatte der lilahaarige es bereits bemerkt und räusperte sich zaghaft mit seiner tiefen Stimme. "Majestät- Verzeihung, Jin? Ist alles okay? Soll ich dich irgendwo hin bringen, kann ich etwas für dich tun?"
"A-alles g-gut." Schniefte der rosahaarige. "Begleite m-mich doch bitte zu d-den Gemächern." Ohne auf eine Antwort von Namjoon zu warten, lief er los. Er ging sehr eilig, sodass er nach kurzer Zeit im Vorzimmer seines Schlafgemaches stand. Er musste sich nicht umdrehen um zu wissen, dass Namjoon ihm gefolgt war. Der Soldat laß ihm jeden noch so kleinen Wunsch von den Lippen ab und würde deshalb niemals eine Bitte oder einen Befehl verweigern.

Jin trat den Weg die Treppe hinauf an, sich stark zurückhaltend, denn er weinte mit jeder verstrichenen Sekunde stärker. Einerseits wollte er vor Namjoon nicht das Beben seiner Schultern, die Tränen und das Wimmern zeigen, doch andererseits wollte er ebenso wenig alleine sein. Aus diesem Grund musste Jin nun eben sein Weinen unterdrücken, was es aber leider nur noch stärker werden ließ. 

Sich mit der flachen Hand an der Fensterscheibe abstützend, stand Jin in seinem Zimmer, während er ganz deutlich die Präsenz seines Leibwächters hinter sich spürte.
Es vergingen einige stille Sekunden, bis Jin aufeinmal ein lautes Schluchzen entfloh. Er hielt sich erschrocken eine Hand vor den Mund, sofort hörte er einen dumpfen Schritt auf dem Teppichboden. "Umarmung?" Fragte Namjoons leise Stimme hinter ihm.
Jin rang kurz mit sich, doch schließlich gab er nach und drehte sich widerwillig zu dem lilahaarigen um. Der Anblick ließ noch mehr Tränen in seine Augen steigen.

Doch dieses mal waren es Tränen der Rührung, denn Namjoon stand dort mit einladend ausgebreiteten Armen, einem Besorgten Grübchen Lächeln und ebenfalls Tränen in den Augen.
Der Anblick ließ Jin all seinen Scham und seinen Ärger vergessen. Er machte einen  Schritt auf Namjoon zu und ließ sich in die starken Arme des Soldaten ziehen.
Er schob sein Gesicht nah an den Kragen des anderen, um es dort in der Halsbeuge vergraben zu können, wo es so gut nach  Namjoon roch.

"Warum weint ihr?" Fragte sein Leibwächter, während er mit beiden Händen sanft über Jins Rücken strich.
"Es heißt d-du. W-warum w-weinst du~"
Schniefte Jin, versuchend es böse klingen zu lassen, doch stattdessen klang es jammernd und gebrochen. "Oh. Tut mir leid. Wirklich Jin." Sagte Namjoon mitfühlend. Kurz räusperte er sich. "Also- warum weinst du?" Startete er einen neuen Versuch.

**

Die Antwort auf Namjoons Frage war bloß ein lautes Weinen, welches er als warmen Luftstoß an seinem Hals wahrnehmen konnte. Der lilahaarige gab es auf und seufzte einmal. "Ich verstehe es, wenn du nicht darüber reden möchtest. Du bist sicher ein wenig überfordert, weil du deinem Feind plötzlich Asyl bieten musst, richtig? - wie auch immer, es ist sicher eine gute Idee sich jetzt schlafen zu legen. Ihr- du bist sicher müde. Soll ich dir im Badesaal ein Bad einlassen, vor dem Schlafengehen?" Fragte der Soldat fürsorglich.

Er spürte ein leichtes Nicken an seinem Hals, Jins Schluchzer waren leiser geworden. "M-mach mir o-oben ein Bad." Ordnete der Kaiser an, sich langsam aus der Umarmung lösend. Namjoon nickte und lief sofort zu der Wendeltreppe, die nach oben in den runden Badesaal führte. Namjoon hatte diesen Raum bereits zweimal betreten, um Jin ein Bad vorzubereiten, weshalb er auch wusste was er zu tun hatte und welches Becken der Kaiser zu welchem Anlass nutzte.
Ihm fiel sofort das warme Entspannungsbecken ins Auge. Das würde sich doch perfekt eignen!

Namjoon lief zu dem ovalen Becken mit den gepolsterten Rändern und nahm auf dem Weg drei Flakone mit Jins lieblings Badeölen von einem Tischchen mit. Er rührte eine Weile um, bis das Wasser die perfekte Flieder Farbe hatte, dann ging er zufrieden wieder nach unten zum Schlafgemach. Jin saß dort zusammengekauert auf seinem Bett, mit einem riesigen seidenen Taschentuch in den Händen und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Er trug bereits seinen Bademantel und hatte sich seine weiße Schlafhose über den Arm gehängt. "Das Becken ist fertig. Ich werde dich dann alleine lassen." Sagte Namjoon mit einer tiefen Verbeugung und wollte gerade aus dem Zimmer gehen, da hielt Jin ihn schnell auf.
"Nein! Warte bitte im Schlafgemach." Sagte der rosahaarige schon fast panisch. Namjoon zog eine Augenbraue hoch. "Äh.. Okay? Dann werde ich mich hier hinsetzen, wenn das in Ordnung ist." Jin nickte und verschwand dann hinter den Vorhängen auf der Wendeltreppe.

**

Nach seinem Bad ging Jin wieder zu Namjoon. Er selbst hatte sich in seine Schlafklamotten eingekleidet und Namjoon hatte lediglich das Metallteil an seinem Bauch und seinen Helm abgezogen. Nun stand der lilahaarige hastig auf und verbeugte sich vor Jin. "Ich werde jetzt in mein eigenes  Schlafgemach gehen. Es ist schon spät."
Sagte Namjoon und drehte sich zum Gehen um. "Kannst du nicht- bleiben?" Fragte Jin zaghaft, was Namjoon dazu brachte, sich verwundert umzudrehen. "Majestät. Das könnt ihr doch nicht-"
"ICH HEIßE JIN!" Rief der rosahaarige plötzlich so laut, dass Namjoon zusammenzuckte und beschwichtigend die Hände vor sich hielt.
Jin beruhigte sich langsam, wofür er nur einmal in Namjoons liebes Gesicht blicken musste. "Du bleibst h-hier. Das ist ein Befehl." Sagte er dann, in der gleichen unsicheren Stimme wie vorher auch schon. Er hatte einfach furchtbare Angst, wenn Kaiser Jungkook anwesend war und wollte diese Nacht nicht alleine in seinem riesigen Zimmer verbringen.

Namjoon zögerte kurz und seufzte dann geschlagen auf. "-In Ordnung. Ich werde bleiben."

EMPIRES     |Jikook/Kookmin|Where stories live. Discover now