[30] I hate myself

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Jimin schrie auf, als er seitlich vom Pferd stürzte und reflexartig drehte Jungkook seinen Kopf zu dem rosahaarigen um.
Das hätte er besser nicht tun sollen, denn so hatte er bloß den perfekten Blick auf Jimins tränenüberströtes, fassungsloses Gesicht und den zusammengekrümmten Körper, der sich mit kränklich geschwächten Bewegungen aus dem Dreck hievte. "Jungkook lass m-mich hier n-nicht allein!" Startete der, seltsamerweise immer noch rosahaarige, einen letzten verzweifelten Versuch.

'Ignorier ihn. Er hat es nicht anders gewollt. Er soll bloß seine Lektion erlernen und später holst du ihn ab.' Sagte die vernünftig klingende Stimme in Jungkooks Kopf. Jungkook vertraute dieser Stimme einfach, sah wieder weg von dem flehenden Jungen und trieb schließlich sein Pferd zur Eile an, um so schnell wie möglich zum Palast von Kaiser Jin zu gelangen.

Etwa zwei Kilometer von der Stelle entfernt, an der er Jimin zurückgelassen hatte, verschwamm von einer Sekunde auf die andere die Sicht vor Jungkooks Augen, was ihn dazu brachte wütend das Pferd zu stoppen. "Verdammt, warum weine ich jetzt? Warum bin ich so anders geworden!? Ich darf, kann und soll mich nicht beeinflussen lassen!" Frustriert wischte Jungkook sich immer wieder über die Augen, was sich als relativ unnötig erwies, da stets neue Tränen nachflossen, denn was anfänglich Wut und Verwirrung gewesen waren, verwandelte sich schnell in Panik und schlechtes Gewissen. "Was habe ich getan? Er kann doch nicht alleine.. er ist so schwach.. ich muss ihn beschützen! Letztes mal hat er so darunter gelitten, dass ich nicht für ihn da sein konnte. Ich kann ihn nicht später abholen.. Ich muss zurück kommen, jetzt!"

Und schon kehrte er hektisch sein Ross wieder um und ritt erneut in die Richtung, aus der er gerade gekommen war. Je näher er kam, desto besser fühlte er sich. Er konnte Jimin mitnehmen, sich entschuldigen und alles wieder gut werden lassen. Ein für alle mal. An dem Straßengraben angekommen sprang er schnell ab, nach unten blickend, in der Erwartung Jimin dort zu sehen, doch der kleine war nicht mehr da.

Vielleicht war er etwas von der Straße weggegangen? Leicht nervös ließ Jungkook seinen Blick über die Umgebung schweifen. Dort vor ihm war der sumpfige Straßengraben, dahinter verlief hohes Gras, was ein wenig bergauf ging und hinter der Wiese befand sich, soweit wie Jungkook sehen konnte, ein riesiger Wald.

Doch dann entdeckte er plötzlich die abgetretene Spur im Gras und atmete erleichtert auf: Jimin war also bloß zum Waldrand gegangen.

**

Seit Jungkook ihn ausgesetzt hatte, waren schon einige schreckliche Minuten vergangen, in denen Jimin sich durch den Wald gekämpft hatte. Er war gerannt wie noch nie in seinem Leben. Trotz Seitenstechen und Magenkrämpfen hatte er durchgehalten, denn er wollte so weit weg wie möglich von allem hier. Am besten in ein anderes Reich oder zu diesem unheimlichen Wald, der ihn alles schreckliche vergessen lassen würde. Anfangs war er geschockt und traurig gewesen, weil Jungkooks Stimmung mal wieder umgeschlagen hatte und der Andere ihn ohne zu zögern im Dreck zurückgelassen hatte, aber nach kurzem Überlegen war Jimin zu dem Schluss gekommen, dass es ihm nirgendwo so schlimm ergangen war wie in der kurzen Zeit, in der er das Haustier des Kaisers hatte spielen müssen.

Wenn er daran zurück dachte, klang es schon irgendwie absurd, wie oft er in ein paar Tagen schon an der Klippe zum Tod gehangen und geweint hatte, in Ohnmacht gefallen war oder sich in Grund und Boden schämen musste.

Jetzt gerade erging es ihm aber leider nicht besser. Vor seinen Augen tanzten immer wieder schwarze Punkte und auch seine Muskeln machten den anstrengenden Sprint nicht mehr lange mit, weshalb Jimin langsamer wurde, stolperte und  rückwärts in eine Ansammlung von Gestrüpp brach, wo er ein Stück rollte und dann schwer atmend liegen blieb.

Krank und hoffnungslos wie er war, versuchte er einfach verzweifelt seine Gedanken vor sich hin zu stammeln.
"I-ich brauche Essen... ich h-habe schon m-mehr als eine W-woche nichts-" Er atmete angestrengt auf, seinen angefangenen Satz in der Luft hängen lassend, weil ihm das Reden zu anstrengend wurde. Stattdessen begann er auf einmal wieder heftig zu weinen und zu wimmern.. Er war auch wirklich erbärmlich.. was hatte er denn getan, um das alles zu verdienen? Jetzt musste er sogar mehrere liebe Personen enttäuschen. Zum Beispiel Kaiser Jin, der alles auf seine Kräfte als Berater gesetzt und gehofft hatte, dass Jimin Jungkook verändern könnte.

EMPIRES     |Jikook/Kookmin|Where stories live. Discover now