Kapitel 4

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Die weiteren Wochen vergehen ähnlich. Die meisten sagen nichts, aber Jonathan und sein Rudel machen mich immer mehr fertig. Immer öfter beleidigen sie mich oder rempeln mich absichtlich an. Alexander ist schon nach der ersten Woche nicht mehr von meiner Seite gewichen. Zu groß ist seine Angst, dass sie mir etwas schlimmeres antun. Das hat natürlich die Gerüchteküche angeregt..

Auf Instagram bekomme ich auch einige negative Kommentare. Aus angst vor den Beleidigungen und weil mir das alles echt auf die nerven geht habe ich mein Handy seit einer Woche ausgeschaltet.

Heute ist Freitag Abend, Maryse ist mit Max in seiner Grundschule bei einer Übernachtung, also haben wir das Haus bis spät Abends für uns. Clary, Jace und Simon sind grade angekommen und nun sitzen wir alle im Wohnzimmer, jeder eine Flasche Bier in der Hand.

"Wir müssen doch irgendwas dagegen machen?", jammert Clary rum und ich lächele sie traurig an. Ja, wir reden über das 'Mobbing' mir gegenüber. Seit Tagen versuchen meine Freunde eine Lösung dafür zu finden. Bis jetzt ziemlich erfolglos. Sie haben in der Schule alle ein Auge auf mich. Natürlich habe ich gesagt, dass mir das alles nichts ausmacht, aber vor allem Alec pusht das ziemlich hoch. Das es noch keine Prügelei gab liegt wohl nur daran, dass ich meinen besten Freund immer zurück halte.

"Was wird denn am häufigsten gesagt?", fragt Simon und ich reibe mir seufzend die Stirn. "Das ich niemals einen Typen finden werde, der mich lieben wird."
Jace und Simon nicken. Nachdenklich sehen sie sich an bis Alec aufspringt und in die Hände klatscht.

Verwirrt sehe ich ihn an. "Alexander? Was ist los?", frage ich und er lächelt. "Ich habe die perfekte Idee!", ruft er erfreut. Nun liegen alle Blicke auf ihm und ich ziehe verwirrt meine Augenbrauen zusammen.

"Diese Kommentare hören sicher auf, sobald Magnus einen Freund hat!", erklärt er, doch ich verstehe nur noch weniger. "Alexander, ich bin geschmeichelt durch dein Vertrauen in mich. Aber wie zur Hölle soll ich bis Montag mit jemandem zusammen kommen?", frage ich beinahe verzweifelt.

"Ich weiß, dass ist unmöglich. Deswegen tun wir einfach nur so als hättest du einen Freund.", versucht er es wieder.
"Alec, wie soll das denn funktionieren? Das kommt doch sofort raus!", wirft Jace ein doch mein bester Freund schüttelt den Kopf.

"Ich fake eine Beziehung mit Magnus. In der Schule geht eh schon rum, dass wir zusammen sind und so würde sich alles beruhigen!", erklärt Alec, völlig begeistert von seiner Idee. Ich sehe ihn nur fassungslos mit weit aufgerissenen Augen an.

"Alexander, ist das dein ernst? Du bist entweder komplett übergeschnappt oder von dem bisschen Bier betrunken! Wir können doch keine Beziehung faken?!", rufe ich aufgebracht und stehe auf um mich vor ihn zu stellen. Geschockt sieht er mich an.

"Magnus ich...", stammelt er, doch ich unterbreche ihn indem ich eine Hand hebe. "Alexander, denke gut darüber nach! Ich weiß, du meinst es gut und willst mich beschützen. Aber überleg mal, was das bedeuten würde! Du machst dir bei vielen Mädchen Chancen kaputt und wir müssten uns in der Öffentlichkeit küssen und alles. Das kannst du unmöglich ernst meinen!", versuche ich es ihm auszureden.

Alec schüttelt nur den Kopf. "Diese Mädchen sind mir doch alle egal. Magnus, du bist mein bester Freund. Du gehörst zu meiner Familie und bist der wichtigste Mensch in meinem Leben und ich würde alles für dich tun! Und die paar Küsse und Händchen halten ist doch nichts wildes!", beruhigt er mich und nun steht Izzy auf.

"Darf ich kurz mit Magnus allein reden?", fragt sie und zieht mich im nächsten Moment aus dem Wohnzimmer die Treppe hoch in ihr Zimmer. "Mags, ist alles okay?", fragt sie, als sie die Tür schließt und ich setze mich auf ihr Bett. Langsam schüttel ich den Kopf und atme tief durch.

"Hey, ich weiß was du für ihn empfindest!", sagt sie sanft, setzt sich neben mich und streichelt mir über den Rücken. Izzy war beim Thema Alec immer meine engste Vertraute und sie weiß alles. Sie war die erste der ich gesagt habe, dass ich schwul bin. Und sie ist die einzige, die weiß, wie ich wirklich zu Alec stehe. "Ich weiß, du liebst Alec. Aber er liebt dich auch und würde wirklich alles für dich tun.", redet sie mir ruhig ins Gewissen.

Ich nicke langsam. "Ich weiß, dass Alexander mich liebt. Aber nicht so wie ich ihn. Und ich fände es schön, mit ihm eine Beziehung zu haben, aber..."
"Aber du willst das alles in echt und nicht als fake", beendet sie meinen Satz und ich nicke einfach nur.

"Magsi, ich weiß, dass ist eine komische Situation. Aber sieh es mal so. Vielleicht merkt Alec, dass er dich genauso liebt wie du ihn und daraus wird etwas ernstes.", versucht sie mich zu beruhigen und ich sehe sie an. "Ja.. oder diese ganze Geschichte wächst uns über den Kopf und am Ende hasst er mich.", murmele ich und sie legt ihren Kopf auf meine Schulter.

"Egal was passiert, wir finden es nur raus, wenn du es versuchst.", murmelt sie und ich nicke. "Du hast ja recht. Ich will einfach nur nichts riskieren..", erkläre ich. Sie nickt verstehend und seufzt leise.

Ein Klopfen an der Tür lässt uns beide aufschrecken. Gleichzeitig rufen wir ein 'Ja' richtung Tür und sofort steckt Alec seinen Kopf ins Zimmer. "Magnus? Alles okay? Tut mir leid, dass ich dich mit der Idee so überrumpelt habe.", entschuldigt er sich und ich lächele ihn sanft an.

"Schon gut. Es ist wahrscheinlich die beste Idee die uns einfällt.", murmele ich und er lächelt mich liebevoll an. "Also machen wir es?", fragt er aufgeregt und ich muss mir ein lachen verkneifen. Es ist so süß, wie er mich mit aufgeregt glitzernden Augen anschaut. Und ich würde wirklich alles tun, um ihm so nahe wie möglich zu sein, auch wenn es fake ist.

Aber ist das wirklich die richtige Entscheidung? Und wenn dadurch alles zwischen ihm und mir kaputt geht? Nervös sehe ich zwischen Alec und Izzy hin und her. Egal wie ich mich entscheide, es wird beides irgendwie böse enden...

Faking itWhere stories live. Discover now