Kapitel 20

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Es dauert einige Momente, bis ich meine Stimme wieder finde. "Will? Bist du das?", frage ich ungläubig und sofort zieht mich der Junge vor mir hoch in eine Umarmung. "Gott wir haben uns ja ewig nicht gesehen.", schwärmt er.

Lächelnd erwidere ich seine Umarmung. Es tut gut, ihn zu sehen. Erst das räuspern von Alec lässt uns auseinander fahren. Lächelnd drehe ich mich zu meinen Freunden um. "Ähm... Magnus? Wer ist das?", fragt Alec. Ein leicht gereizter Ton schmückt seine Stimme.

"Leute, das ist Will. Er war mein bester Freund als ich hier gewohnt habe. Er ist ein paar Wochen vor mir umgezogen.", erkläre ich meinen Freunden. Dann wende ich mich wieder an Will. "Was machst du hier?", frage ich aufgeregt.

Lachend sieht er mich an. "Ich bin vor drei Jahren wieder hergezogen. Aber du warst nicht mehr da. Ich hatte die Hoffnung dich zu finden aber du bist spurlos verschwunden.", erklärt er. Lächelnd sehe ich ihn an. "Das ist eine lange Geschichte. Es ist viel passiert in den letzten Jahren."

Ein weiteres räuspern von Alec. "Ich will ja nicht unhöflich sein, aber wir wollten in ruhe was essen, also...", er sieht Will auffordernd an. Dieser nickt verstehend und drückt mir dann einen Zettel in die Hand. "Ruf mich an. Wir müssen uns treffen bevor du wieder abhaust.", grinst er.

Höflich nickt er meinen Freunden zu, drückt mir einen Kuss auf die Wange und weg ist er. Fröhlich setze ich mich wieder neben Alec, der irgendwie angespannt wirkt. Doch ich habe keine Zeit darüber nachzudenken, da in diesem Moment unser Essen kommt.

Es schmeckt immernoch wie damals, als ich mit meinen Eltern regelmäßig hier war, und auch den Jungs scheint es zu schmecken. Die ganze Zeit über ist Alec verschlossen mir gegenüber. Immer wieder sehe ich ihn von der Seite an, doch er vermeidet gekonnt den Blickkontakt zu mir.

Nachdem wir bezahlt haben gehen wir raus und laufen noch ein bisschen durch die Gegend. "Wie lange haben du und Will euch nicht gesehen?", kommt es irgendwann von Alec. Ich sehe ihn verwundert an. "Schon ewig nicht. Ungefähr 7 Jahre glaub ich.", antworte ich ehrlich. Er nickt.

"Und wie gut wart ihr befreundet?", fragt er weiter. Ein lächeln schleicht sich auf meine Lippen. "Sehr gut. Wir waren unzertrennlich. Unsere Eltern waren befreundet, da wir Nachbarn waren, und so kannten wir uns seit ich mit meinen Eltern hergezogen bin. Wir haben alles zusammen gemacht. Wir haben sogar versucht, die Autoschlüssel von Will's Eltern zu klauen, damit sie nicht wegziehen.", erinnere ich mich.

Mit Will hatte ich wirklich eine tolle Zeit. Unsere Freundschaft war besonders. Wir haben so viel scheiße gebaut und den anderen immer gedeckt. Er ist einer der wichtigsten Gründe, weswegen ich mich gerne an meine Kindheit zurück erinnere. Ihn hier zu sehen ist toll. Ihn wieder zu haben, vielleicht unsere Freundschaft wieder aufleben zu lassen.

"Und ihr wollt euch wirklich treffen? Ich meine, wir sind hier auf Abschlussfahrt.", merkt Alec an. Nickend sehe ich ihn an. "Ja du hast schon recht. Aber wir haben so viel Freizeit, das klappt schon.", erkläre ich. Immernoch wirkt er nicht begeistert und ich frage mich, woran das wohl liegt.

Vielleicht ist ihm einfach nur nicht wohl dabei, dass ich mit einem für ihn fremden Menschen was unternehme. "Du solltest mitkommen. Ihr würdet euch sicher verstehen.", schlage ich vor. Vielleicht geht es ihm besser, wenn er, wie Lydia sagte, mich beschützen kann. Doch Alec schüttelt den Kopf.

"Nein danke. Ich wäre da nur überflüssig. Ihr werdet sicher die ganze Zeit über alte Zeiten reden und das muss ich nicht wissen.", sagt er etwas bissig. Erschrocken über seinen Ton gehe ich ein Stück von ihm weg und richte meinen Blick auf den Boden. Keine ahnung was mit ihm los ist, aber mir gefällt das überhaupt nicht!

Einige Stunden laufen wir noch durch die Gegend. Ich zeige den Jungs ein paar Schöne Orte hier und nenne ihnen die wichtigsten Straßenbahnen, falls sie mal alleine weg wollen. Alec sagt kein Wort mehr, tut so als wäre ich nicht da. Erst spät Abends sind wir wieder im Hotel und ich sehe Lydia alleine in der Lobby.

Lächelnd verlasse ich meine Freunde und setze mich neben sie auf das Sofa. "Was machst du denn hier so alleine?", frage ich sie fröhlich. Lächelnd hält sie ein Buch hoch. "Die Mädels haben Jonathan und Sebastian eingeladen. Da ist grad Party im Zimmer.", klärt sie mich auf.

Verstehend nicke ich. "Magnus, wir gehen hoch!", ruft Simon mir vom Fahrstuhl aus zu. Ich winke ihnen zum Verständnis. Auch dieses mal nur die kalte Schulter von Alec. Misstrauisch beobachtet Lydia die Situation, bis sich die Fahrstuhltür schließt.

"Stress mit Alec?", fragt die Blonde mich und ich zucke mit den Schultern. "Ist irgendwas... unerwartetes passiert?", bohrt sie nach. Ich schüttele den Kopf. "Nein. Wir waren essen und da habe ich einen alten Freund getroffen. Wir haben Nummern getauscht und wollten uns die Tage treffen.", erkläre ich was passiert ist.

Lydia grinst verstehend. Mit hochgezogenen Augenbrauen sehe ich sie an. "Was?", frage ich nur.
Lachend drückt sie mir ihre Faust an die Schulter. "Dein lieber Freund ist eifersüchtig.", öffnet sie mir ihre Gedanken. Lachend sehe ich sie an. "Alec ist nicht eifersüchtig!", verteige ich ihn und irgendwie auch mich.

"Überleg doch mal. Vorhin war alles noch super bei euch. Und jetzt willst du dich mit einem anderen treffen und er ist.. so.", erklärt sie. Leicht nicke ich. Wenn man unser Geheimnis nicht kennt, könnte sie recht haben. Aber wir sind nicht richtig zusammen, also wieso sollte er eifersüchtig sein.

Mit einem lächeln sehe ich sie an und stehe auf. "Ich gehe dann mal schlafen. Bis morgen.", verabschiede ich mich. "Schlaf gut.", murmelt sie und ist schon wieder in ihr Buch vertieft. Langsam und in Gedanken versunken gehe ich zum Fahrstuhl. Eifersucht ist vielleicht die richtige Erklärung. Aber nicht, weil er mich als seinen FESTEN Freund verliert sondern als seinen BESTEN Freund.

Ich muss dringend mit ihm reden!

Faking itWhere stories live. Discover now