Kapitel 19

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Nachdem auch Alec geduscht hat und wir alle durch den Kaffee wieder einigermaßen wach sind, treffen wir uns unten in der Lobby mit unseren Lehrern und Mitschülern. Die Führung um das Hotel herum und die umliegende Straßen dauert eine knappe Stunde.

Kaum haben unsere Lehrer uns entlassen teilen sich die Schüler in kleine Gruppen auf und laufen wie Insekten in alle möglichen Richtungen davon. Zusammen mit Alec, Jace und Simon stehe ich an einer Straßenecke. "Ich kenne einen tollen Italiener hier in der nähe. Lasst uns dort essen gehen!", schlage ich vor und treffe nur auf Zustimmung.

Grade wollen wir losgehen als eine weibliche Stimme meinen Namen ruft und mich stehenbleiben lässt. Überrascht drehe ich mich in die Richtung der Stimme und stelle fest, das Lydia auf mich zukommen. "Magnus, können wir kurz reden?", fragt sie unsicher. Als ich nicht antworte und die Jungs hinter mir stehen bleiben räuspert sie sich. "Alleine?"

Leicht drehe ich mich zu meinen Freunden und nicke ihnen zu, woraufhin sie ein paar Meter weiter gehen und dort auf mich warten. "Was ist los?", frage ich das blonde Mädchen vor mir. "Ich wollte mit dir über Alec reden.", murmelt sie und setzt sich auf die Bank, die neben uns steht. Neugierig geworden setze ich mich neben sie und warte darauf, dass sie erklärt was sie meint.

"Du weißt, dass ich immer Interesse an Alec hatte.", erklärt sie ruhig und sofort zieht sich mein Herz zusammen. Natürlich weiß ich das, jeder weiß das! Lydia hat nie ein Geheimnis darauf gemacht, wenn sie jemanden im Visier hatte. Und bei Alec hat sie wirklich jede Chance genutzt. Nickend gebe ich ihr zu verstehen, dass sie fortfahren soll.

"Nun ja. Ihr seid ja jetzt schon einige Zeit zusammen. Ich bin ehrlich, ich hatte gehofft, dass mit euch beiden hält nicht. Das er nur experimentieren möchte und schnell zur Besinnung kommt.", erzählt sie weiter. Ein weiterer Stich in mein Herz. Wenn sie nur wüsste..

"Auf jeden Fall... ich glaube, ich habe dich ziemlich auf die Probe gestellt was ihn angeht. Das tut mir wirklich leid. Man sieht einfach, wie sehr Alec dich liebt. Wie sehr er dich beschützen will und es auch immer tut! Ich wollte dir nur sagen, dass ich nichts mehr tun werde.", murmelt sie. Verwirrt ziehe ich die Augenbrauen zusammen. "Inwiefern nichts mehr tun?"

Tief atmet sie durch und sieht mir dann fest in die Augen. "Ich werde nichts mehr tun, was eurer Beziehung schadet. Ihr seid wirklich ein schönes Paar. Und ich wünsche mir, dass mich irgendwann jemand genauso ansieht, wie Alec dich ansieht.", erklärt sie. Mir steigen Tränen in die Augen. Schnell ziehe ich sie in eine Umarmung und hauche ein 'Danke' in ihr Ohr.

Mehr kann ich nicht tun. Der Damm, der so lange gehalten hat, droht jetzt zu brechen. Ich weiß, sie meint es nur gut und unter anderen Umständen wäre ich ihr so dankbar dafür. Aber alles was mir schmerzhaft in den Kopf kommt ist, dass ich Alec eine Chance kaputt gemacht habe, glücklich zu werden. Und das alles nur, weil ich unglücklich war.

Langsam lasse ich sie los und stehe auf. Noch ein lächeln an sie und schon bin ich wieder bei meinen Freunden angekommen. "Alles okay? Was wollte Lydia?", kommt als erstes von Alec. Leicht schüttele ich den Kopf. "Ach nichts. Sie hat mich nur gefragt, wie es bei uns so läuft.", lüge ich.

Lächelnd nimmt er meine Hand und gemeinsam machen wir uns auf den Weg zu meinem Lieblingsitaliener. Dort angekommen finden wir schnell einen Tisch. Es ist ein kleiner aber sehr gemütlicher Laden, perfekt für Familien oder Dates.

Nach einer Weile haben wir bereits unsere bestellten Getränke bekommen und schauen in der Speisekarte nach, was wir essen wollen. "Magnus, was müssen wir uns hier unbedingt ansehen?", fragt Simon nach ein paar schweigenden Minuten. Lächelnd sehe ich von meiner Karte auf.

"Das Programm der Lehrer mit den Museen ist schon echt klasse! Aber ich würde euch sehe gerne den Park zeigen, wo ich früher immer gespielt habe. Und vielleicht wollt ihr ja sehen, wo ich gewohnt habe. Ich kenne die Adresse noch.", schlage ich vor. Sofort nicken die Jungs begeistert.

Es ist wirklich süß von ihnen. Sie versuchen alles locker zu nehmen und mich abzulenken. Gleichzeitig interessieren sie sich für diese Stadt und meine Vergangenheit. Ich könnte wirklich keine besseren Freunde haben.

Alec legt beiläufig seine Hand auf mein Bein und malt mit seinem Daumen kleine Kreise darauf. Lächelnd sehe ich ihn von der Seite an und lege meine Hand auf seine, sofort verschränken sich unsere Finger miteinander. Keiner von uns sagt etwas, aber wir wissen genau was der andere denkt.

Ich spüre, dass er glücklich ist hier zu sein. In dieser Stadt. Ich habe das Gefühl, es ist das letzte Puzzleteil für unsere Beziehung das hier gemeinsam zu tun. Das wir uns gemeinsam meiner Vergangenheit stellen. Ich bin einfach glücklich mit ihm hier zu sein.

Nachdem wir beim Kellner unser Essen bestellt haben quatschen Simon und Jace über irgendwelche Videospiele. Meine Gedanken sind jedoch die ganze Zeit bei dem Traummann neben mir. Wie sehr ich es mir wünschen, dass das alles echt wäre.

Ich kann mir keinen besseren Menschen vorstellen. Mit niemand anderem würde ich mein Leben verbringen wollen. Und ich könnte mir keine schönere Gesellschaft wünschen, als ich sie in diesem Moment habe. Lächelnd träume ich vor mich hin, bis...

"Oh mein Gott! Magnus, bist du das?", ... eine fremde und doch sehr bekannte und vertraute Stimme mich aus meinen Gedanken reißt. Und als ich zu dem Menschen vor mir hochschaue, falle ich fast vom Stuhl. Diese Person ist die letzte, von der ich erwartet habe, sie hier zu treffen.

Faking itWhere stories live. Discover now