Kapitel 23

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Nach einer 15 minütigen Bahnfahrt kommen Lydia und ich pünktlich im Café an. Will sitzt bereits an einem Fenstertisch und als er uns sieht, steht er auf. Lächelnd gehe ich zu ihm und umarme ihn.

"Hey, schön dass das geklappt hat.", begrüßt er mich freundlich. Lydia steht schweigend hinter mir. Lächelnd drehe ich mich leicht zu ihr, dass ich beide ansehen kann. "Lydia, das ist Will. Mein bester Freund aus meiner Kindheit. Will, das ist Lydia. Sie ist in meinem Jahrgang.", stelle ich die beiden einander vor.

Höflich nimmt er Lydia's Hand und haucht ihr einen Kuss auf den Handrücken. "Freut mich sehr, dich kennen zu lernen.", begrüßt er sie. "Oh, was für ein Gentleman.", schwärmt Lydia.

Schnell zieht Will noch einen Stuhl für die blonde an den Tisch und gemeinsam setzen wir uns hin. "Und wie war euer Tag?", beginnt Will das Gespräch. "Ach, es war ganz okay.", antwortet Lydia. Schnell füge ich hinzu, wo wir waren und was wir gemacht haben.

"Achja, in dem Museum waren wir früher auch.", fällt es Will ein. Lächelnd nicke ich. Nachdem wir ein wenig Smalltalk geführt haben und unsere bestellten Getränke ankommen sieht mein alter bester Freund mich neugierig an. "Also, erzähl. Wie geht es deinen Eltern?", fragt Will unschuldig. Lydia neben mir zieht scharf die Luft ein und sofort verfinstert sich der Blick meines Gegenübers.

"Was ist passiert?", fragt er monoton. Ich atme tief durch. "Vor etwa eineinhalb Jahren, an ihrem 20. Hochzeitstag da..", fange ich an, muss mich aber unterbrechen, da etwas mir die Luft abschnürt. Tief atme ich durch, um meine Tränen zurück zuhalten. "Meine Vater musste zu einem Geschäftstermin und meine Mutter hat ihn begleitet.", murmele ich mit gedrückter Stimme.

Lydia legt ihre Hand auf meine und leicht nicke ich ihr zu. "Das Flugzeug ist abgestürzt.", flüstert Lydia an meiner Stelle. "Es gab keine Überlebenden."
Geschockt sieht Will erst Lydia und dann mich an. Inzwischen laufen einzelne Tränen meine Wangen herunter. "Oh Gott Magnus.. das tut mir so leid!", murmelt Will leise.

Nickend nehme ich mir eine Serviette und wische mir mein Gesicht trocken. "Und.. wo wohnst du jetzt?", fragt er zurückhaltend. Lydia drückt immernoch meine Hand und ich sehe sie dankbar an, dann schaue ich wieder zu Will.

"Erinnerst du dich an den dunkelhaarigen Jungen der beim Italiener neben mir saß?", frage ich ihn und er nickt. "Er ist mein..", ich sehe Lydia kurz an. "Er ist mein bester Freund seit ich in New York lebe. Seine Mutter als mich als Pflegekind aufgenommen.", erkläre ich.

Lydia's verwirrter Blick bohrt sich in mich. "Alec ist dein 'bester Freund'?", fragt sie. Ich nicke. "Ich wollte es Will alleine sagen, aber da du jetzt hier bist..", murmele ich. Unsicher sehe ich erst die blonde, dann den dunkelhaarigen an. Tief atme ich durch.

"Ich habe mich vor ein paar Monaten geoutet. In der Schule wurde es nicht so gut aufgenommen und um das Mobbing zu stoppen, hat Alexander so getan, als wäre er mein Freund.", erkläre ich. Geschockt sie Lydia mich an und zieht ihre Hand von meiner zurück. "Du und Alec faked eine Beziehung?", presst sie ungläubig hervor.

Betreten nicke ich. "Aber.. das kann nicht sein! Es wirkt so echt! Ich meine, er sieht dich so verträumt an, ist besitzergreifend und total eifersüchtig!", versucht sie meine Aussage zu widerlegen. Ich seufze laut. "Lydia bitte.", flehe ich sie an.

"Magnus, raus damit. Irgendwas verschweigst du.", bohrt Will nach. Ich nicke langsam. "Ich... ich bin wirklich in Alexander verliebt. Aber er nicht in mich.", flüstere ich. Lydia streicht mir über den Arm. "Magnus, Alec liebt dich! Man merkt es! Habt ihr jemals offen über eure Gefühle geredet?", fragt sie einfühlsam.

Ich schüttele den Kopf. "Wie soll ich denn meinem besten Freund sagen, dass ich seit fast zwei Jahren in ihn verliebt bin?", murre ich. Mitfühlend sehen die beiden mich an. "Ihr müsst mir schwören, niemandem etwas davon zu erzählen!", sage ich nach einer Weile des schweigens.

"Wer weiß alles davon?", fragt das blonde Mädchen neben mir. "Jace, Clary, Simon und Izzy. Alec und ich natürlich. Und jetzt noch ihr beide.", antworte ich. Lydia und Will sehen sich unsicher an, nicken dann aber. "Okay. Wir sagen niemandem was.", versichert Will mir.

Ich entziehe Lydia meine Hand und stehe auf. "Ich gehe kurz ins Bad.", murmele ich und gehe nach hinten zu den Waschräumen. Schnell entleere ich meine Blase und wasche mir dann die Hände. Ein Blick in den Spiegel zeigt mir, dass meine Augen gerötet sind und mein Eyeliner ist leicht verwischt.

Ein leises Seufzen entkommt mir, als ich ein stück Papier abreiße und versuche, mein MakeUp zu richten. Über meine Eltern zu reden war wirklich schlimm. Aber ich hätte nicht gedacht, dass sie die Sache mit Alec so gut aufnehmen.

Nach einem letzten Blick in den Spiegel verlasse ich die Herrentoilette und gehe zurück zu meinen Freunden. Sie scheinen sich angeregt zu unterhalten, doch sobald sie mich bemerken, schweigen sie. "Ist alles okay?", frage ich während ich mich hinsetze. Lydia lässt einen kleinen Zettel in ihrer Tasche verschwinden.

"Ja alles bestens. Wir haben nur Nummern ausgetauscht.", antwortet Lydia. "War es spannend auf der Toilette?", stichelt Will und ich grinse amüsiert. Wir reden noch viel. Über meine Eltern. Über Will's Eltern. Sein Wunsch, in New York zu leben um wieder bei mir zu sein.

Auch Lydia und Will scheinen sich blendend zu verstehen. Schnell haben sie einige Gemeinsamkeiten gefunden und sind stellenweise so tief in ein Gespräch verwickelt, dass sie nicht einmal merken würden, wenn ich gehe.

Doch das größte Gesprächsthema sind ich und Alec. Das ich Will vertrauen kann ist klar. Ich meine, wem sollte er es schon sagen? Und sogar bei Lydia bin ich mir sicher, dass sie es für sich behält. Allerdings ist so ein komisches Gefühl in der Luft. Irgendetwas geht hier vor. Direkt vor meiner Nase passiert etwas, aber ich kann es nicht sehen.

Faking itWhere stories live. Discover now