Kapitel 11

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Die nächsten Wochen liefen ziemlich gut. Alec weicht mir immernoch nicht von der Seite, nur mit dem Unterschied, dass er jetzt immer meine Hand hält oder seinen Arm um mich gelegt hat. Genau das wollte ich immer! Aber nicht so. Nicht auf diese Art.

Diese Fake Beziehung steigt mir langsam über den Kopf und man sieht es mir an. Immer wieder bekomme ich auf Insta Nachrichten von Mitschülern die mich fragen, ob ich mit Alec wirklich glücklich bin. Ihm allerdings merkt man nichts an. Er sieht wirklich glücklich aus und wenn man das Geheimnis unserer Gruppe nicht kennt, könnte man wirklich denken, dass er mich bedingungslos liebt.

Aber so ist es nicht. Wie Izzy sagte, Alec ist ein verdammt guter Schauspieler. Naja wie auch immer liege ich grade in meinem Bett und lese Rubinrot. Die Edelsteinreihe hat mich schon immer interessiert, aber da ich lieber lese als Filme zu schauen, habe ich ein riesiges Bücherregal in meinem Zimmer stehen.

Ganz vertieft in die Geschichte bemerke ich Clary erst, als sie sich zu mir aufs Bett legt. Überrascht lege ich mein Buch zur Seite und sehe sie lächelnd an. "Hey Biscuit, alles okay?", frage ich sie und sie sieht mich ernst an. "Das gleiche könnte ich dich fragen. Was ist los mit dir?"

Lächelnd stehe ich auf um das Buch wieder ins Regal zu stellen. "Keine ahnung, was du meinst.", versuche ich mich rauszureden. Seufzend setzt die kleine rothaarige sich auf und sieht mich an. "Magnus, man merkt dir an, dass du dich in Alecs nähe nicht mehr wohl fühlst. Was ist denn los bei euch? Habt ihr euch gestritten?"

Ich seufze leise, lehne mich an die Wand neben meinem Bett und sehe sie an. "Nein aber... das alles ist ein bisschen viel. Ich liebe Alec und je länger dieses Spiel geht, desto mehr liebe ich ihn. Weil ich jeden Tag mehr sehe was ich haben könnte, wenn etwas anders wäre. Das wir in der Schule spielen ist eine sache. Aber hier zuhause hört es nicht auf, weil Maryse nichts davon weiß.", erkläre ich und Tränen steigen mir in die Augen.

Mitfühlend lächelt sie mich an. "Magnus, hast du mal überlegt, ihm zu sagen was du fühlst?", fragt sie und geschockt sehe ich sie an. "Gott nein! Dieses Gespräch werde ich nicht schon wieder führen. Alec darf niemals erfahren, was ich wirklich für ihn empfinde!" Verzweifelt sieht sie mich an. "Aber es ist vielleicht besser..."

"Nein Clary!", unterbreche ich sie. "Diese Freundschaft wäre für immer vorbei!" Kopfschüttelnd setzt sie sich in den Schneidersitz, nimmt eines meiner Kissen und legt es sich auf den Schoss. "Und was willst du jetzt machen?", fragt sie. Seufzend setze ich mich ihr gegenüber aufs Bett und zupfe unsichtbare Fussel von ihrem Kissen.

"Ich hab keine Ahnung. Ich kann ja nicht einfach schluss machen..", murmele ich. Ein Klopfen an meiner Tür lässt uns beide aufsehen. "Herein?", rufe ich und ein lächelnder Alexander öffnet die Tür. "Hey Magnus, hast du lust spazieren zu gehen?", fragt er und in seinem Blick sehe ich, dass er etwas von mir will, was niemand mitbekommen soll.

Entschuldigend sehe ich Clary an, doch sie nickt nur lächelnd. Also stehe ich auf, nehme meine Jacke von meinem Schreibtischstuhl und mit einem "Bist später" an Clary gerichtet folge ich Alec aus meinem Zimmer die Treppe runter nach draußen.

Schweigend laufen wir nebeneinander her Richtung Innenstadt zu unserer Lieblingseisdiele. Ca. eine halbe Stunde später haben wir beide einen Becher Eis und gehen zum Central Park um uns dort auf eine Bank zu setzen, abseits von den Gehwegen. Das Wasser des Sees sieht aus wie ein glatter Teppich und spiegelt das Bild des Himmels und der am Ufer stehenden Bäume wieder.

Lächelnd sehe ich über das Wasser während ich mein Eis esse. Ein räuspern von Alec erregt meine Aufmerksamkeit, aber ich lasse meinen Blick weiter auf den See gerichtet. "Du Magnus?", spricht er mich ruhig an. "Ja?"
"Was ist los mit dir?", fragt er. Nun sehe ich ihn doch an. "Was meinst du?", frage ich obwohl ich genau weiß, worauf er hinaus will.

Er seufzt leise und setzt sich so hin, dass er komplett zu mir gedreht ist. "Ich meine dein Verhalten. Du bist etwas abweisend und unkonzentriert. Bedrückt dich irgendwas?", fragt er besorgt und nun drehe ich mich ebenfalls zu ihm. Gespielt lächele ich, er schüttelt den Kopf. "Hör auf mit diesem Fake lächeln. Ich kenne dich!", sagt er streng.

"Alexander, es geht mir gut okay? Vielleicht denke ich einfach zu sehr an meine Eltern. Ich frage, mich wie es wäre, wenn sie jetzt noch hier wären. Ob ich ihnen die Wahrheit gesagt hätte oder ihnen auch was vorgespielt hätte.", murmele ich. Über meine Eltern zu reden ich das schwerste überhaupt für mich, abgesehen davon mit Alec über meinen Gefühle für Alec zu sprechen.

Mitfühlend sieht er mich an und nimmt meine freie Hand in seine. "Magnus, ich weiß, dass das alles sehr schwer für dich ist. Aber vielleicht hilft es dir, darüber zu reden? Nur ein bisschen."

Leicht nicke ich und lehne mich seufzend an die Rückenlehne der Bank. "Ich vermisse sie einfach. Ich meine, ich liebe dich und Izzy und Maryse und Max. Und ich liebe es bei euch zu leben. Aber manchmal will ich einfach mit meinem Dad ein Bier trinken und Football gucken. Oder mit meiner Mom kuscheln und über Gott und die Welt reden.", erkläre ich und mir laufen Tränen über die Wangen.

Lächelnd streicht er mir mit dem Daumen die Tränen weg, lässt dann seine Hand an meiner Wange liegen. "Ich weiß, dass es schwer für dich ist. Aber ich bin hier. Das ist nicht das selbe, aber ich tue alles um dich glücklich zu machen.", murmelt er.

Lächelnd sehe ich ihn an und lehne mich in seine Berührung. Unsere Blicke treffen sich und plötzlich liegt eine komische Spannung zwischen uns. Stockend atme ich ein als er mir langsam näher kommt. Ich habe keine ahnung, was hier grade passiert. Mein Kopf dreht sich und mein Puls ist ungesund hoch.

Ich spüre seinen warmen Atem auf meinen Lippen. Nervös schließe ich meine Augen. Auch wenn wir uns schon oft geküsst haben, bin ich so aufgeregt wie noch nie. Kurz spüre ich seine weichen Lippen auf meinen liegen, bevor er sie gegen meine bewegt. Lächelnd erwidere ich seinen Kuss. Es fühlt sich anders an. Irgendwie intimer.

Ich weiß nicht, was ich mit meinen Händen machen soll, lasse sie einfach auf meinen Oberschenkeln liegen. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals und droht aus meiner Brust zu springen. Verzweifelt versuche ich, diesen Moment für immer festzuhalten und wünsche mir, dass die Zeit stehen bleibt.

Faking itWhere stories live. Discover now