Kapitel 31

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"Wann hast du eigentlich das letzte Mal was gegessen?", fragt sie beiläufig. Ich setze mich an die Küchentheke und denke nach. "Ich glaube Freitag.", antworte ich leise. Schnell dreht sie sich um und lässt die Packung Nudeln fallen, die sie grade in der Hand hat. "Magnus, heute ist Montag! Willst du mich komplett verarschen?", ruft sie besorgt und ich vermeide es, sie anzusehen.

Sie seufzt verstehend. Sie weiß, wie meine Essgewohnheiten sind, wenn ich traurig bin oder unter stress stehe. Immerhin ist das sozusagen mein zweiter Liebeskummer den ich durchlebe, und den ersten hat sie komplett mitbekommen. Allerdings habe ich damals jeden Tag zumindest eine Kleinigkeit gegessen.

Sie stellt sich mir gegenüber auf die andere Seite der Küchentheke und sieht mich an. "Haben Sie einen bestimmten Wunsch? Köchin Frey zaubert Ihnen was Sie wollen!", singt sie und nun sehe ich sie doch an. In ihren Augen liegt sorge, aber auch so viel wärme und liebe. Ja, man merkt, dass sie mich wie ihren Bruder liebt. Und das kann ich ohne zu zögern erwidern. Nachdenklich lege ich meine Hand an mein Kinn. "Was können Sie mir denn empfehlen, Miss Frey?", frage ich und sie lacht.

"Nun, meine Curry-Reis-Pfanne ist vorzüglich!", prahlt sie und sofort knurrt mein Magen. Ich lächele entschuldigend. "Ich fange dann mal an zu kochen.", lächelt sie entspannt und holt die benötigten Zutaten und Utensilien aus den Schränken. "Magnus, geh ruhig duschen. Wir schaffen das hier.", erklingt Jocelyn's Stimme hinter mir.

Lächelnd nicke ich und gehe die Treppe rauf ins Gästezimmer. Es ist ein relativ großer Raum mit einem Bett, einem kleinen Nachttisch, einem Schrank und einem einfachen Schreibtisch mit Stuhl. Sogar ein angrenzendes Badezimmer habe ich für mich alleine. Ich krame meine Boxershorts, meine Jogginghose und mein Shampoo aus meiner Reisetasche und verschwinden im Bad.

Schnell bin ich meine Kleidung los und stelle mich unter das warme Wasser. Entspannt atme ich mehrmals tief durch und versuche alles negative aus meinem Leben aus meinen Gedanken zu verbannen. Alec, Izzy, die Kursfahrt, Lydia. Alles, was mich in letzter Zeit runterzieht, wird in eine Kiste gesperrt und in die hinterste Ecke meines Gehirns verschoben. Schnell seife ich mich ein und wasche mich. Dann steige ich aus der Dusche, trockne mich notdürftig ab und ziehe mich an. Ohne Oberteil und barfuß laufe ich wieder runter in die Küche.

Jace sitzt an der Theke und beobachtet lächelnd seine Freundin. "Hey", begrüße ich ihn und er dreht sich sofort zu mir. "Hey Magnus, wie geht's dir? Clary meint, Lydia hat dich bedroht.", sagt er und umarmt mich kurz. Lächelnd setze ich mich neben ihn an die Theke.

"Bedroht würde ich nicht sagen. Aber sie hat mir deutlich gemacht, dass ich mich von Alexander fernhalten soll und er ohne mich glücklicher ist.", erkläre ich die Szene kurz. Unsicher sehen die beiden mich an. "Naja, ich glaube kaum, dass Lydia ihn glücklicher machen kann, als du es getan hast.", murmelt Jace. "Manchmal dachte sogar ich, dass Alec auf dich steht und es richtig genießt, diese Beziehung zu faken.", erklärt er seine Aussage.

Ich nicke langsam. Das habe ich auch zwischendurch mal gedacht. Aber seit der Abschlussfahrt weiß ich nicht mehr, was ich denken soll. Ich habe das Gefühl, dass ich Alec nicht mehr kenne. Irgendwas hat sich verändert und ich würde töten um herauszufinden was. Einfach um es ändern zu können, damit Alec wenigstens wieder mein bester Freund wird. Seufzend male ich mit meinem Finger kleine Kreise auf die Arbeitsplatte vor mir. Jace sieht mich mitleidig an und auch Clary sieht besorgt aus.

"Was willst du tun, wenn sich wirklich nichts ändert?", fragt Jace. In seiner Stimme glaube ich angst zu hören. Ich sehe ihn an und dann zu Clary. "Ich werde umziehen.", antworte ich kurz. Neugierig sieht er mich an. "Wohin?", fragt er interessiert. "Detroit." "Indonesien.", sagen Clary und ich gleichzeitig.

Dem Mädchen fällt fast der Kochlöffel aus der Hand, der blonde sieht mich nur mit offenem Mund an. Es dauert etwas, bis die beiden realisiert haben, was hier los ist. "Du willst nach Indonesien ziehen?", fragt Clary ungläubig. Ich nicke. "Wie stellst du dir das vor?", fragt Jace mich.

"Meine Eltern hatten dort ein Haus, eigentlich eine Ferienwohnung, aber man kann darin leben. Nach ihrem Tod wurde es auf mich überschrieben. Außerdem habe ich Geld von ihnen geerbt, meinem Dad hat doch ein Teil der Firma gehört. Es ist abgesprochen das, sobald ich meinen Abschluss habe, ich auf das gesamte Erbe Zugriff habe und damit machen kann, was ich will.", erkläre ich. Der Knoten in meinem Hals schnürt mir langsam die Luft ab, also vermeide ich es meine Freunde anzusehen, die grade aus allen Wolken fallen.

"Und die Sprache?", fragt Clary. Lächelnd schüttele ich den Kopf. "Saya tidak pernah melupakan bahasa ibu saya.", grinse ich und beiden steht ein Fragezeichen im Gesicht. Ich lache. "Das heißt 'Ich vergesse niemals meine Muttersprache'. Meine Eltern wollten, dass ich meine Wurzeln kenne. Um die Sprache nicht zu verlernen, habe ich immer wieder Briefe an sie geschrieben oder ihnen von meinem Tag erzählt. Alles auf Indonesisch.", erkläre ich. Beide nicken anerkennend. Damit ist das Gespräch beendet.

Nach einer Weile sieht Jace mich ernst an. "Du liebst Alec. So richtig meine ich.", stellt er fest. Es ist keine Frage. Er ist sich sicher und er hat recht. Ich nicke leicht und er atmet tief durch. "Wow, warum hat das keiner von uns gemerkt?", fragt er in den Raum. Keine Antwort. Wie denn auch? Niemand weiß, nicht mal ich selbst weiß, wie ich es geschafft habe, das zu verheimlichen. Clary stellt uns beiden einen Teller von ihrem Essen vor die Nase und setzt sich dann uns gegenüber in die Mitte. Es riecht wirklich himmlisch.

"Was heißt 'Ich liebe dich' auf Indonesisch?", fragt Jace zwischen zwei Bissen. Ich unterbreche das pusten und sehe ihn kurz an. "Aku cinta kamu. Warum?", frage ich. "Wie wäre es, wenn du es ihm in dieser Sprache sagst?", fragt der Blonde begeistert. Ich lache bitter auf und sehe ihn an. "Alexander versteht das nicht mal, wenn ich es ihm auf unserer Sprache erkläre. Wie soll mir da Indonesisch weiterhelfen?", frage ich, etwas belustigt von seiner Begeisterung. Clary sieht uns lächelnd an. "Ich hätte da eine Idee."

Faking itWhere stories live. Discover now