Trans* mein Outing in der Schule

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Hallo leute!
Da ich in den nächsten 4 Tagen weg bin und nichts kommen wird, dachte ich mir schreibe ich als kleine Vorproduktion diesen Beitrag. Es soll heute um eine meiner Outing Storys gehen, nähmlich mein Outing in der Schule. Wahrscheinlich werde ich das ganze auch noch mit meinen anderen Outings machen (Eltern, Freunde etc). Nun soll es aber losgehen, mit meinem Outing in der Schule!

Also, ich war schon ein 3/4 Jahr bei meinen Eltern und Freunden geoutet und war in der Schule aber immer noch ein ,,Mädchen". Meine Eltern hatten Angst, wie meine Mittschüler reagieren, weshalb sich das ganze stark verzögert hat. Aber man darf das alles nicht auf meine Eltern schieben, denn auch ich war (ich wollte es mir zwar nicht eingestehen) nicht bereit für ein so großes Outing. Wenn ich das unbedingt in diesen 3/4 Jahr gewollt hätte, die Willenstkraft dazu gehabt hätte, dann hätte ich es auch machen können. Lange Rede kurzer Sinn, sowohl die Angst meiner Eltern als auch ich als kleiner unbereiter boy sind an der extremen Verzögerung meines Outings bei meinen Eltern und dem in der Schule Schuld.
In meiner Klasse wurde ich immer respektiert, obwohl ich kurze Haare hatte, nur Jungs Klamotten getragen habe und zudem meinen Binder. Ich wurde damals von allen in der Schule, die mich nicht kannten immer als Junge identiefiziert und ungelogen jedes mal, wenn ich mich auf die Mädchen Toilette verlief, wurde ich auf der Stelle raus geworfen und musste sehen, wie ich klarkam. Ich wurde also nie wegen meines Aussegens oder meiner Persönlichkeit gemobbt. Auch wenn ich damals(und auch heute) ein extrem aufgeschlossener und auch glücklicher Mensch war, habe ich doch still in mir ziemlich gelitten. Das habe ich jedoch nicht so nach außen getragen und nur mit meinen zwei besten Freunden wirklich besprochen. Ich habe es gehasst, aufs Mädchenklo gehen zu müssen und immer aufs neue rausgeschmissen zu werden, in die Mädchenumkleide gehen zu müssen, weil ich mich fühlte wie ein Spanner, jedes mal, wenn jemand fremdes erfahren hat, dass ich ein ,,Mädchen" bin angestarrt zu werden, als käme ich vom Mars und immer von allen Lehrern in die Spalte der Mädchen eingeteilt zu werden. Das alles habe ich wirklich verabscheut und ich denke jeder trans*Mensch kann mich da gut verstehen, an die CIS Leute hier: Stellt euch einfach vor, ihr würdet immer für das andere Geschlecht gehalten und müsst euch immer aufs neue erklären. Außer den häufigen Toiletten rausschmeißt Aktionen, ist mir eine Situatin, in der ich mich total mieß fühlte im Kopf geblieben. Wir hatten eine Vertretungslehrerin in Geschichte und ein Thema, in dem ich ganz gut war und mich viel meldete. Als ich ihr meinen Geburtsnamen sagte (der zwar weiblich ist  aber nicht so häufig und deshalb nicht eindeutig zu indentifizieren) hielt sie mich nachwievor für einen Jungen und sprach mich auch so an (er, ihm etc). Bis eine Klassenkamaradin sagte ,,Das ist ein Mädchen!" Nicht nur, dass die Wortwal nicht allzu sauber gewählt war, was mich in dem Moment wenig juckte, nein es störte mich mehr, wie mich die Lehrerin anstarrte. Mit einer Mischung aus Verwirrung (,,Hä, du kannst doch kein Mädchen sei!"), Scharm (Nach dem motto: Es tut mir so leid!) und Unbehagen. Das hat bei mir den restlichen Tag so gekickt, dass ich starke Bauchschmerzen hatte und es mir sowohl physisch Als auch psychisch nicht gut ging.
Naja soviel also zu meiner Situation vor dem Outing. Was mich letztendlich zu meinem Outing bewegte waren 2 Gründe.
1. Ich war damals schon 2 Monate in Therapie und mein Therapeut hat gesagt, dass wir erst weiter kommen würden, wenn ich das Outing in der Schule durchzog.
2. Ich wusste genau, dass ich das irgendwann machen musste und hatte die Willenstkraft und die Freunde die hinter mir standen zusammengsammelt und war stark genug, es zu machen.
Naja, die Entscheidung war schon schwer für mich, denn ich habe Nächt nicht schlafen können, weil ich mir ausmalte, was alles hätte passieren können. Vonwegen Mobbing der Mittschüler, inakzeptanz der anderen Jungs (was mich sehr beschäftigte) oder eben inakzeptanz der Lehrer. Das war wirklich eine eher unschöne Zeit. Ich hatte also Therapie und mein (trans* erfahrener) Therapeut hat mir erklärt, wie ich das ganze gut machen kann und das ich es eben machen muss, um letztendlich weiter zu kommen. Ich habe also am Tag danach in der Schule mit meinem Klassenlehrer gesprochen und ihn gefragt, ob ich mit ihm  ein Gespräch per Telefon ausmachen kann (dass war ein Freitag). Er meinte, dass sei kein problem und ob ich ihm sagen kann, worum es geht. Ich habe dann gesagt, dass es nicht um Noten geht und das ich den Rest ungern sagen möchte. Das hat er respektiert und meinte, er könne bei mir am kommenden Montag um 18:00 Uhr anrufen. Ich war gleichzeitig glücklich und total nervös. Das Wochende kam und ging und am Montag um 18:00 Uhr hat er angerufen. Meine Mom ist ran gegangen und hat mich bei dem Gespräch unterstützt. Ich habe gesagt ,,Ich bin kein Mädchen sondern ein Junge, also Transgender und möchte das in naher Zukunft auch in der Klasse sagen." Vielleicht war das nicht der börner Text, aber es hat ausgereicht. Mein Lehrer hat total verständnissvoll reagiert und meinte, dass er sich so was ähnliches gedacht hat und es total mutig findet, dass ich das sagen möchte. Meine Mom hat dann mit ihm ausgemacht, dass er es den anderen Lehrern per Mail sagt, damit ich nicht zu jedem einzeln hin rennen muss. Er hat dann gemeint, dass ich das gleich morgen in der Biologie Stunde sagen könnte und er dann meiner Bio Lehrerin Bescheid sagen würde. Das war mir etwas zu schnell und zudem wollte ich gerne, dass er dabei ist und so haben wir das ganze auf einen Tag später gelegt. So hatte ich also die Basis geschaffen und war unnatürlich nervös. Im Ernst, so aufgeregt war ich noch nie zuvor! Am Abend vor dem Outing Schultag konnte ich nicht schlafen, mir war übel vor Aufregung und ich bin die halbe Nacht nervös durchs Haus getapert. Ich habe mir total viel Stress gemacht und habe mir die Horror Szenarien schlechthin ausgemalt!
Am Morgen des Outing tages dann, haben mir meine Eltern viel Glück gewünscht (sie stehen im allgemeinen hinter mir) und ich bin in die Schule. Unsere Klasse wurde zu dem Zeitpunkt gerade in 2 Gruppen unterrichtet und so musste ich mich im Prinzip zwei mal Outen, was das ganze nicht gerade besser gemacht hat. In der ersten (meiner) Gruppe wusste es schon mehr als die Hälfte (6 von 10) und in der anderen keiner! In der ersten Stunde dann hat mein Lehrer gesagt ,,Und jetzt möchte uns Noah noch etwas sagen!" Und mich erwartungsvoll angeguckt. Ein Schüler hat laut gekrät ,,Hä, wer ist Noah!" Und eine Freundin von mir hat noch lauter ihren Kopf auf den Tisch gehauen. Das hat das ganze etwas witziger gemacht. Naja ich war etwas überrumpelt und saß dann  auf meinem Platz, habe die Klasse angeguckt und meinte ,,Also ich bin Transgender, ich denke das sagt euch allen etwas. Ich möcht ab heute mit den Männlichen pronomen und dem Namen Noah angesprochen werden. Wenn ihr noch Fragen habt, dann könnt ihr sie gerne jetzt stellen." Dann war es erstmal still und einige habe nur gestarrt, andere Weise genickt und die, die es schon wussten mich aufmuntern angelächelt. Niemand in dieser Gruppe hatte eine Frage und es kam auch kein dummer Spruch nachdem ich das gesagt habe oder so was. In der zweiten Gruppe habe ich das ganze genauso gesagt, nur dass ich vor der Klasse stand und es von denen niemand wusste. Als kleine,,Stütze" hatte ich meine beste Freundin dabei, die hinter mir stand. In dieser Gruppe gab es auch keine dummen Sprüche, aber 2 fragen. Undzwar 1.,,Wie lange weißt du das schon?" Und 2.,,Wie hast du das heraus gefunden?" Beide fragen fand ich legitim und habe ich beantwortet. Dann bin ich wieder zurück in meine Klasse gegangen. Naja, ich war danach total erleichtert und echt froh und stolz!
Von einigen Lehrern wurde ich ab da einfach ohne jegliche Fragen Noah genannt, andere haben mich nochmal beiseite genommen und gesagt, wie mutig sie das finden und das sie mir viel Glück wünschen. Meine Mittschüler haben positiv reagiert. Ich habe keine Dummen Sprüche bisher gehört, was sie hinter mir sagen, ist mir zimlich egal! Die meisten haben einfach zurückhaltend reagiert. Haben also nichts positives direkt, aber eben auch nicht negatives gesagt. Das ist/war sehr gut! Ich gehe seit dem aufs Kungsklo und ziehe mich beim Sport in der Jungen Toilette um, da ich rein rechtlich nicht in die Jungenumkelide darf. So ist das eine ganz gute Lösung. Ich werde von allen Lehrern und Schülern Noah genannt und als dieser respektiert. Klar, am Anfang haben sich viele öfters mit dem Namen oder den pronomen vertan, aber das kann ich Ihnen nicht übel nehmen. Ich reagiere auf meinen geburtsnamen einfach nicht und die Leute korrigieren sich da meist selber. Ein Kumpel von mir aus der Parallelkalsse, dem ich das vor dem Outing in der Schule auch noch nicht gesagt hatte, hat mir nochmal gesagt, dass er das mutig findet und respektiert. Am letzten Tag vor den Ferien dann, hat mein Klassenlehrer alte Bilder von allen Schülern gezeigt und etwas dazu gesagt. Auf meinem Bild hatte ich noch lange Haare und trug meinen alten Namen. Da hatt er nochmal vor der Klasse gesagt, wie mutig er das findet und das er denkt, dass die Klasse das gut aufgenommen hat und er hofft, dass ich in Zukunft auf Verständniss stoßen. Das war mir in dem Moment total peimlich, im Nachhinein ist es aber super nett! Als wir Zeugnisse bekommen haben (wo noch mein alter Name drauf steht) hat er den mal eben von meinem Geburtsnamen in ,,Noah Paul" umgeändert und das fand ich auch super nett und zuvorkommend!
Also bei mir wurde ziemlich positiv auf das Outing reagiert, auch wenn ich einige Spezialisten in der Klasse habe!
Nochmal an alle, die das Outing vor sich haben: Macht euch keinen Stress, all die Szenarien, die ihr euch ausmalt sind total überspitzt. Outet euch erst, wenn ihr dazu  bereit seit, denn es ist schon ein großer Schritt! Zudem ist es letztendlich garnicht wichtig, was eure Mittschüler denken und sagen, wirklich wichtig ist, dass eure Freunde da sind und hinter euch stehen!

So, dass Wars also zu meinem Outing in der Schule, wow, der Beitrag ist länger geworden als Geplant. Frage an euch:

Seit ihr in der Schule geoutet und wie wurde darauf reagiert?

Ich hoffe wie immer es hat euch gefallen, inspiriert, geholfen, was auch immer! Wenn ihr fragen habt oder hilfe beim Outing brauch, dann  schreibt mich gerne an, soweit ich kann, helfe ich immer gerne!

LG Noah

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