rire dans sa barbe

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Ich liege auf dem Sofa, mein Kopf auf Henrys Schoß und die Finger seiner linken Hand in meinen Haaren. Seine rechte Hand tippt auf dem iPad herum, denn Dominic hat mir einen Link für einen ersten Berufstest geschickt, mit dem wir herausbekommen wollen, welche Berufe für mich geeignet sein könnten.

„Suchen Sie bei einer Party den Kontakt mit
a) möglichst vielen, einschließlich Fremden oder
b) möglichst wenigen, die Sie kennen?", fragt Henry und ich runzele die Stirn.
„Nein", sage ich und er lacht.
„Es gibt nur a oder b, Maxwell."
„Aber ich gehe nicht auf Partys."
„Dann stell dir vor, wir gehen auf eine Party", schlägt er vor.
„Warum sollten wir das tun? Ich hasse Partys", grübele ich.
„Okay, dann nehme ich eindeutig b", beschließt er.

„Ich werde kein Partyplaner", meckere ich und er lacht erneut.
„Ich schätze, das können wir mit dieser Antwort schon ausschließen. Sie sind eher in der Nähe von
a) einfallsreichen Menschen oder
b) vernünftigen Menschen?", stellt er eine weitere Frage.

„Ich bin gern in der Nähe von dir", antworte ich und bekomme einen Kuss auf die Stirn als Reaktion.
„Dann müssen wir hier wohl a nehmen, denn ich bin nicht besonders vernünftig", kichert er.
„Ich mag deine Einfälle", überlege ich weiter, während Henry schon weitere Fragen durchklickt.

Er gluckst leise vor sich hin und ich beobachte ihn verwundert.
„Was lachst du denn in deinen Bart?", frage ich skeptisch und Henrys Augen werden groß.
„Daran musste ich auch gerade denken!", ruft er verblüfft und nun bin ich noch verwirrter. „Auf Französisch heißt das ‚rire dans sa barbe' - in seinen Bart lachen."

„Und was hat dich in deinen Barbe riren lassen?", grinse ich und sein Lachen wird noch lauter.
„An deinem Französisch arbeiten wir noch, aber gerade kam hier die Frage, ob du in Gesellschaft eher den ersten Schritt machst, um eine Unterhaltung in Gang zu bringen oder ob du wartest, dass du angesprochen wirst", liest Henry vor.

„Ich laufe eher weg", muss ich schmunzeln, denn ich denke an Henrys und meine ersten Begegnungen, bei denen ich mehr als wortkarg ihm gegenüber war und zum Teil die Flucht ergriff.
„Daran dachte ich auch gerade", antwortet mein feinfühliger Freund und tippt weiter auf dem Display herum.

•••

„Wieviele kommen noch?", stöhne ich, denn mein Kopf brummt inzwischen. All diese Fragen, die sich ständig zu wiederholen scheinen und meine Antworten, die vermutlich dazu führen werden, dass der Test besagt, ich sei gänzlich ungeeignet für irgendeine Art von Beruf.

„Fertig", verkündet Henry fröhlich und ich setze mich erschöpft auf.
„Ein Glück", seufze ich erleichtert. „Dann können wir ja jetzt etwas essen und dann ins Bett."
„Willst du die Antwort gar nicht wissen?"
„Bekommt man die sofort?", frage ich zurück.
„Na klar", grinst Henry.
„Dann steht da bestimmt, dass meine Antworten den Test kaputt gemacht haben."
„Nö", kichert er. „Dein Ergebnis erreichen zwar wohl nur sechs Prozent der Befragten, aber hier werden einige Berufe vorgeschlagen, die deinen Antworten am besten entsprächen."

„Berufe? Plural?", kommt es verblüfft von mir und Henry nickt.
„Badezimmerfliesentester?", frage ich vorsichtig und entlocke ihm damit ein weiteres Kichern.
„Ich fürchte, das ist nicht dabei", muss er mich enttäuschen. „Aber dafür gibt es folgende Vorschläge."

Er reicht mir das Tablet und ich lese die Berufe, die mir der Test zuschreiben würde:

• Assistent(in) Wirtschaftsinformatik
• Pharmazeutisch-kaufmännische(r) Angestellte(r)
• Laborant(in)
• Baustoffprüfer(in)
• Buchhändler(in)
• Fachkraft für Lebensmitteltechnik
• Controller
• Steinmetz(in) / Steinbildhauer(in)

Wortschatz | ✓Where stories live. Discover now