plimpplamppletteren

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„Hast du heute schon was gegessen?", frage ich, als ich Henry in seinem Malzimmer finde. Er trägt nur eine schwarze Boxershorts und seine honiggoldene Haut ist übersäht mit lauter kleinen grauen und hellblauen Sprenkeln.
„Was?", fragt er gedankenverloren und vervollständigt seine Zeichnung von einem Stein, der über eine glatte Wasseroberfläche hüpft.

Ich küsse liebevoll seine Schläfe und blicke interessiert auf die Leinwand vor ihm.
„Plimpplamppletteren", stelle ich fest und Henry sieht mich überrascht an.
„Hast du etwa in den Zetteln gewühlt? Das sind meine Zettel!", empört er sich gespielt.
„Nö", grinse ich. „Hab ich irgendwo gelesen. Aber es ist toll geworden."

Henry dreht sich zurück zur Leinwand und verschränkt selbstbewusst die Arme vor seiner Brust.
„Da muss ich dir recht geben, mein kunstkritischer Freund."
„Wohl eher dein ernährungskritischer Freund", merke ich an und nehme die leere Schale, die noch einen Rest süßen Breis zu beinhalten scheint. „War das alles, was du heute gegessen hast?"

„Ich hatte Lust auf Schlackermaschü", verteidigt er sich. „Und hüpfende Steine malen sich nicht von selbst."
„Okay", lächele ich und küsse seinen hübschen Mund. „Dann bestelle ich uns jetzt eine Pizza und du, mein kleiner Schlackermasch, gehst duschen, denn du bist ganz gesprenkelt."
„Schlackermasch? Ist das ein Wort?"
„Ein Wort für denjenigen, der sich nur von Schlackermaschü ernährt, wenn man nicht auf ihn aufpasst", entgegne ich schmunzelnd, ehe ich in die Küche gehe.

Henry und ich sind umgezogen. Nach der Ausstellung ist er in einen regelrechten Malrausch verfallen. Die Staffelei, die ich ihm für unterwegs geschenkt hatte, reichte schon bald nicht mehr, doch er weigerte sich vehement, ein neues Atelier zu mieten, geschweige denn in das Alte zurückzukehren.
Zu viele negative Erinnerungen.

Glücklicherweise kannte Liam einen Immobilienmakler, der nach dem Besuch der Ausstellung auch noch ein großer Henry Page-Bewunderer wurde. Dieser besorgte uns eine größere Eigentumswohnung, für die wir von der Versicherungssumme, die Henry für den Schaden im Atelier bekam, einen Großteil anzahlen konnten. Natürlich mit Fußbodenheizung und einem großen Zimmer, in dem Henry nun täglich malt. Die Wohnung liegt noch näher am Bookworms und so brauche ich mit dem Fahrrad nur fünf Minuten bis zur Arbeit.

Die Ausstellung war nicht nur für Henrys Verfassung und seine Inspiration ein voller Erfolg. Am Ende der zweiwöchigen Ausstellungszeit waren alle Fotos samt meiner Erklärungszettelchen verkauft, obwohl diese ursprünglich gar nicht zum Verkauf standen, und die Staffelei mit den Wortvorschlägen so voll, dass Liam und Henry nach ein paar Tagen dazu übergehen mussten, eine Wand des Ausstellungsraums mit den bunten Zetteln zu versehen.

Ich wähle die Nummer des Pizzabringdienstes, bei dem Henry und ich vor einigen Wochen persönlich einen Besuch der Küche machen durften. Henry hatte große Lust auf Pizza, doch meine Angst vor eventuellem Schädlingsbefall oder Haaren in der Sauce hinderte uns bislang daran, welche zu bestellen. Henry rief also kurzerhand bei dem Laden an und fragte, ob wir uns die Küche ansehen dürften.

„Hallo Carlo", begrüße ich den Koch freundlich am Telefon. „Hier ist Max."
„Ah! Max", freut sich der Mann mit seinem starken, italienischen Akzent. „Einmal wie immer?"
„Einmal wie immer", lache ich.
„Ah, basta! Giovanni ist in... eh... halbe Stunde da."
Ich blicke herüber zu Henry, der aus dem Malzimmer kommt und im Gang zum Badezimmer bereits seine Boxershorts auszieht.
„Eine Dreiviertelstunde reicht auch, Carlo", murmele ich. „Es eilt nicht."

Kaum dass ich aufgelegt habe, folge ich meinem nun nackten Freund in unser warmes Badezimmer mit den glatten Fliesen. Während Henry bereits unter die Dusche steigt, ziehe ich eilig mein Hemd und meine Hose aus, bevor ich mich auch meiner übrigen Sachen entledige.

Unter dem warmen Strahl erwarten mich bereits Henrys weiche Hände und seine gierigen Lippen.
„Du hast mir gefehlt", raunt er an meinem Mund, seine Finger bereits über meine Haut fahrend.
„Ist das so?", murmele ich und presse meinen Körper fest gegen seinen.
„Hmm", entkommt es Henry und er packt meinen Po, um mich noch näher an sich zu ziehen. Als meine Härte seine streift, stöhnen wir beide erregt auf.

„Oh Henry", keuche ich und sauge seine Unterlippe in meinen Mund. Meine Hände wandern zielgerichtet nach unten und umfassen ihn. „Ohh", stöhne ich. „Reichst du mir das Duschgel?"
Henry grinst mich verschmitzt an und greift nach der Flasche, ohne unseren intensiven Blickkontakt zu unterbrechen. Seine Hand legt sich über meine und er beginnt, sich fest mit ihr zu pumpen.
„Willst du mich waschen, Maxwell?"

„Oh ja", keuche ich und nehme ihm die Flasche mit meiner freien Hand ab. Nicht zufällig lasse ich meine eigene Erregung immer gegen unsere Hände stupsen, um zumindest etwas Erleichterung zu finden und plötzlich umfasst Henry uns beide mit unseren Fingern.
„Ahh", kommt es von mir und ich starte fasziniert zwischen uns. „Wir sind beide ganz schön schmutzig."

Mit diesen Worten lasse ich das klare Gel zwischen uns tropfen, was die Reibung zwischen uns noch.. glitschiger macht.
„Ohh", stöhnt Henry und beschleunigt die Bewegungen seiner Hand. Mit einem lauten Klackern fällt mir die Duschgelflasche aus der Hand, doch ich packe stattdessen Henrys Kinn und küsse ihn leidenschaftlich. Erregt stöhne ich in seinen Mund, presse mich noch dichter an ihn und als ich seinen pulsierenden Erguss an meiner Spitze spüre, sein Atem heiß in meinem Mund, erreiche auch ich zuckend meinen Höhepunkt.

•••

„Also", beginnt Henry später, als wir mit unseren Pizzakartons am Tisch sitzen und er sich genügend über meine sogenannte Axtmördermahlzeit amüsiert hat. Ich weigere mich, ‚Axtmördermahlzeit' in mein wolkenweißes Septemberbuch zu schreiben, obwohl Henry der festen Überzeugung ist, dass Axtmördermahlzeit als Synonym für Pizza Hawaii gültig ist.
Ich besitze weder eine Axt noch habe ich vor, jemanden zu ermorden und köstliches Obst auf einer Pizza wird mich nicht vom Gegenteil überzeugen.

„Wie war es mit Sylvia?", möchte Henry von mir wissen und legt ganz selbstverständlich unter dem Tisch sein Bein über meinen Oberschenkel. Solche kleinen Gesten liebe ich an ihm und muss unwillkürlich lächeln.
„Sie denkt, dass es kurz vor Weihnachten mit der ersten Auflage klappen könnte", erzähle ich.

Sylvia ist die nette Dame, die Henry bei der Ausstellung auf das Schlackermaschlü brachte. Zufällig ist sie auch Lektorin bei einem Verlag und als sie mit weiteren Worten in die Ausstellung kam, entstand ein interessantes Gespräch zwischen Henry und ihr. Ich saß währenddessen auf einem Stuhl am Rand und schrieb in mein türkisfarbenes Augustbuch, welches Henry mir mit lauter Wellen und kleinen fiktiven Atollen verziert hatte.

Letztendlich war Henry derjenige, der Sylvia auf mein Schreibtalent, wie er es schon oft genannt hatte, hinwies und auf Anraten von Dr. Cooke und auch Mr. Worms bekam Sylvia eines meiner Notizbücher zur Ansicht.
Kurz vor Weihnachten könnte es also sein, dass ich Bestellungen von meinem eigenen Buch im Bookworms entgegennehme und irgendwie lässt mich dieser Gedanke wieder in Frisson ausbrechen.

„Hey", lächelt mein hübscher Henry und streicht über meine Wange. „Dann weiß ich schon jetzt, was du mir zu Weihnachten schenken kannst."
Ich lächele ihn an und lege meine Hand über seine.
„Soll ich es auch verstecken?"
Henrys Augen beginnen zu leuchten und er nickt freudig.
„Das fände ich toll! Und wir nennen es Weihstern, eine Mischung aus Weihnachten und Ostern. Oh! Ich könnte direkt etwas dazu malen", ruft er und wird ganz hibbelig neben mir.

„Aber erst", unterbreche ich ihn und ziehe ihn an mich. „Malst du das Plimpplamppletteren fertig und dann gehen wir in den Park und machen genau das – Steine hüpfen lassen."
Henry küsst mich sanft und wispert: „Genau das tun wir, Maxwell."

Ende

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Das war es schon wieder und wieder einmal bleibt mir nur ein Wort, das wohl am besten ausdrückt, was ich bei all euren lieben Kommentaren und Sternchen empfinde:
Dankbarkeit

Ich war nie ein Freund von Fortsetzungen (zumindest nicht davon, selbst welche zu schreiben), aber Henry und Maxwell haben mir gezeigt, dass manchmal nach dem kleinen Wörtchen ‚Ende' doch noch nicht alles gesagt ist.

Ich danke jedem Einzelnen von Herzen, dass ihr die Reise der beiden noch ein weiteres Stück mit mir begleitet habt!
Eure Hazel

Wortschatz | ✓Where stories live. Discover now