48 | Marode Männlichkeit

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Es dauerte noch ein paar Momente, dann wandte ich mich abrupt um und stieß Fede grob gegen die Steinwand. Überrascht weiteten sich seine Augen, offensichtlich hatte er nicht damit gerechnet. Tja, hatte er mich eben auch mal unterschätzt so wie ich ihn immer.

»Niemand sagt mir, was ich tun soll, klar?«, zischte ich und packte ihn am Kragen. Verfestigte meinen Griff und zerrte stark an seinem Shirt. Mein Blick wurde drohend und er würde schon noch wie alle anderen checken, wie gefährlich das war. Denn ich war niemand, der laberte.

Fede lachte auf. Unbeeindruckt wie immer. Es juckte ihn offensichtlich nicht, dass ich ihn so rücksichtslos anpackte und bereit war, seine hässliche Streberfresse zu polieren. Seine Nase ein bisschen zu zertrümmern und das Blut aus ihr laufen zu sehen. »Siehst doch, dass ich das kann«, lachte er dann, sein Tonfall so schrecklich selbstherrlich. Wichser.

»Ich geh jetzt pissen. Spiel doch mit dir allein Billard«, fuhr ich ihn an und schubste ihn zurück. Ich sah ihm noch einen Moment in die Augen, behielt meine Finger grob an seiner Schulter, während wir einander nah genug waren, dass ich seinen Atem spüren konnte. Genoss seinen leidenschaftlichen Ausdruck, während er mich gleichzeitig so verdammt wütend machte. Denn in seinem Blick sah ich auch die Überzeugung, dass er ohnehin noch bekommen würde, was er wollte. Daran zweifelte er keine Sekunde.

Ein wenig sah er belustigt aus und verdammt, ich würde ihm seine dumme Überheblichkeit schon noch rausprügeln. Ein Punch meiner Rechten und er würde heulend auf dem Boden kauern.

Dann wandte ich ab und steuerte das Klo an. Vorbei an der Bar und diesen ganzen Missgeburten Stellte mich ans Pissoir, aber keine Ahnung. Erektion und Pissen war keine besonders geile Kombi und nach ein paar Augenblicken gab ich genervt auf. Kurz zögerte ich, dann verzog ich mich in die nächste Klokabine und verriegelte hinter mir. Geputzte Fliesen und ein ekelhafter Gestank empfing mich in der vollgeschissenen Toilette, aber egal. Gab nur eine, musste so gehen. Ich verzog die Nase und beförderte dann das silberne Briefchen aus meiner Hosentasche. Ein Gramm reinstes Kokain, nur das Beste vom Besten. Der Fettsack letztens hatte nicht zu viel versprochen.

Ich nahm mein Handy raus und klopfte etwas von dem weißen Pulver auf die Rückseite, während ich mich gegen die Kabinenwand lehnte. Meine Finger zitterten ein wenig, während vor meinem inneren Auge unaufhörlich die Szene von eben am Billardtisch ablief. Wie Fede seinen Schwanz gegen meinen Hintern gedrückt hatte und wie sehr ich seine dominante Art genossen hatte. Wie wütend er mich gleichzeitig gemacht hatte und wie sehr ich es genossen hatte, so nah an ihm zu stehen. Aber ey, ich hatte richtig reagiert.

Mithilfe einer zerknitterten Dönerkarte legte ich eine Line, die nicht so gerade wurde wie sonst. Irgendwie waren meine Bewegungen verdammt fahrig, dabei genoss ich das Gefühl, wie Fede sich eben bestimmt ärgerte. Fuckte ihn richtig ab, dass er nicht gekriegt hatte, was er wollte. Dass er mit mir eben nicht umspringen konnte, als wär ich seine verschissene Marionette.

Auch wenn ich ihn von mir gestoßen hatte, war ich mir sicher, dass da heute noch mehr laufen würde. Das war erst der Anfang für ein Spiel, in dem nur meine Regeln galten.

Verlorene Chancen gab es nicht, wenn man sein Leben einfach in die Hand nahm.

Sollte der Wichser nur glauben, er hatte es jetzt bei mir verkackt. Ich verzog meine Lippen zu einem selbstzufriedenen Grinsen, ehe ich einen wahllosen Schein aus meiner Hosentasche zusammenrollte und an die dicke Line ansetzte. Am Rande bekam ich mit, wie Schritte in den Kloraum kamen und wie ich nicht mehr allein hier war.

Das weiße Pulver hinterließ einen bitteren Geschmack und ich spürte, wie es meinen Rachen hinunterlief. Ließ meinen Kopf ein paar Momente im Nacken liegen, die Augen geschlossen. Ein wenig spürte ich das taube Gefühl in meiner Nase, dort wo ich gezogen hatte, nicht mehr. Ein klares Indiz dafür, was für guter, ungestreckter Stoff das war.

Die Verlierer - Sklaven des ErfolgsWhere stories live. Discover now