32 | Blut, Schweiß und Wodka Melone

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Hier, die narbe, als Wichsvorlage, tauchte am nächsten Morgen in meiner Benachrichtigungsleiste auf, als ich gerade eine Frühlingsrolle in die Chilisoße tunkte. Ich hatte die Dinger im Backofen gefunden. Waren zwar schon eingetrocknet und nur ein paar Stück, aber hey, sie schmeckten noch.

Ich öffnete das Foto und hinterließ ein paar Fettflecken auf meinem Handy. Man konnte einen kleinen Teil von Fedes Gesicht sehen, auch sein rechtes Auge, das er auf die Kamera gerichtet hatte. Umspielt von ein paar Fältchen, die verrieten, dass er am Grinsen war. Im Hintergrund unscharf Stuhlreihen und wohl ein paar Klassenkameraden von ihm.

Die Narbe war nicht wirklich der Rede wert. Eine kurze rote Linie über der Braue, die einen scharfen Zacken schlug. Und doch trieb mir die Erinnerung ein Grinsen auf die Lippen. Ich wollte, dass wir uns wieder küssten, genauso wie damals auf dem Parkhausdach, als die Stimmen der anderen und die Musik nur aus weiter Ferne zu uns drangen. Als unser Kuss nach Blut, Schweiß und Wodka Melone schmeckte.

und schon wieder reden wir übers wichsen, tippte ich ein. Er musste ja nicht wissen, dass ich mir letzte Nacht nach unserem Gespräch noch einen runtergeholt hatte. Während ich mich durch die verschiedenen Kategorien der Pornoseite klickte, meinen Schwanz in der Hand hatte und irgendwann bei Hentais landete, musste ich immer wieder an seine Worte denken. Keine Ahnung, warum sie mich so geil machten. Vor allem die Art, wie er gesagt hatte, dass er auf härteren Sex stand.

Verdammt, ich wollte es herausfinden.

Und doch fand ich diese Vorstellung ziemlich überfordernd. Wie genau es wäre, mit ihm zu vögeln. Mit einem anderen Kerl. Mit Schwanz. Wie so vieles in den letzten Tagen fühlte ich mich, als würde ich an meine Grenzen stoßen. Nur wegen Kiral und dieser dummen Aktionen. Sonst war ich doch niemand, der sich auch nur ansatzweise einschüchtern ließ.

Aber eigentlich brauchte ich darüber nicht nachdenken, oder? Ich würde mich einfach darum kümmern, dass wir uns wieder küssten und dass es mindestens genauso gut war wie beim letzten Mal, und der Rest würde sich schon irgendwie ergeben.

Ich schob mir eine weitere der ekelhaft trockenen Frühlingsrollen in den Mund und las Federicos Antwort.

Typisch für dich

ey dieses mal bist du schuld

Ich passe mich nur deinen Gewohnheiten an, nur ein paar Sekundenbruchteile später: Bahar fragt üprigens warum ich so breit grinse

Am Rande nahm ich wahr, wie Lexie barfuß in die Küche getapst kam. »Schön, dass du wahrscheinlich gerade aufgewacht bist und ich schon vom Arbeiten komme«, grinste sie und schmiss die nassen, wohl frischgeduschten Haare über die Schulter nach hinten.

Ich ignorierte sie und tippte eine Antwort ein. Schlag sie dafür

Okay Jay, klingt sehr vernünftig. Jeden schlagen der nur existiert. Bevor ich antworten konnte, trudelte eine weitere Nachricht von Fede ein. Haben jetzt Physik, bis dann!, dahinter ein Peacezeichen-Emoji. Boah, nee, die Scheiße musste ich ihm echt noch abgewöhnen.

Endlcih enttäuscht du streber mich mal nicht

»Ich find', du hängst zu viel mit diesem Tarek rum«, meckerte meine Schwester, die die Kaffeemaschine anschmiss. Ihre Beine steckten in Leggings, die voller gelblicher Bleicheflecken waren. »Der hat diese unangenehme Dealer-Aura, wie die ganzen Typen, die vor dem Parkeingang hängen und nichts zu tun haben, außer Frauen zu belästigen. Lass dich da nicht so mit reinziehen, ganz ehrlich.«

Ich verdrehte die Augen. »Tarek zieht mich nirgends mit rein.«

Aus ihrem Mund klang das so, als wäre ich ein kleiner Pisser, der sich von anderen beeinflussen ließ. Meine Fresse. Ich tat nur das, was allein ich für richtig hielt. Unabhängig von allen anderen. Die nutzte ich vielleicht für mich, mehr aber nicht.

Die Verlierer - Sklaven des ErfolgsWhere stories live. Discover now