11 | Echte Männer brauchen keinen Trost

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Stechend zogen sich die Schmerzen durch meine Schläfe. Ich drehte mich auf die Seite, doch viel besser wurde es nicht. Die Fläche, auf der ich lag, war einfach zu hart, um es mir einigermaßen bequem zu machen. Definitiv nicht mein Bett und auch nicht das einer Ollen, die ich in der vergangenen Nacht gefickt haben könnte.

Ekelhaft verschwitzt klebten meine Klamotten am Körper, während ich vorsichtig ein wenig blinzelte. Es war noch nicht richtig hell, doch das wenige Licht genügte, um ein paar Umrisse erkennen zu können. Ein Schrank, daneben ein Bett. Ein männliches Bein, das unter der Decke rausguckte.

Ich brauchte einen Moment, um zu realisieren, wo ich war. Bei Fede zuhause. Oh, fuck. Irgendwas war hier gar nicht nach Plan gegangen oder es war einfach nur ein verdammt beschissener gewesen.

Alter.

Und kein Wunder, dass mir so warm war. Ich hatte letzte Nacht in meiner Winterjacke gepennt. Stöhnend richtete ich mich ein wenig auf und schlüpfte aus den Ärmeln, um mich dem Ding zu entledigen. Dann meinem Pulli, den ich mir über den Kopf zog.

Fede pennte noch. Von ihm sah ich nur ein paar dunkelbraune Locken, die unter der Decke hervorkamen, und sein behaartes Bein, das beinahe auf den Boden hing. Gleichmäßig hob und senkte sich sein Körper.

Der von Leonardo zum Glück ebenfalls. Ich wollte gar nicht wissen, wie es war, verkatert sein Gelaber ertragen zu müssen. Das waren Erfahrungen, auf die ich wirklich verzichten konnte.

Ich bettete meinen Kopf auf meiner Winterjacke und dem Pulli und schloss die Augen, um noch ein wenig weiterzuschlafen. Es zumindest zu versuchen, aber irgendwie wurde das nichts. Mein Magen rumorte, aber wenigstens musste ich nicht kotzen.

Ich drehte mich zur Seite, wo Fede kaum einen Meter von mir entfernt lag. Keine Ahnung, wie das jetzt gleich werden würde, wenn er aufwachen würde. Wieder so distanziert wie bei der Fahrt in der U-Bahn? Oder doch so wie letzte Nacht, an die ich mich dumpf erinnern konnte, als er irgendwie kumpelmäßig gelacht hatte?

Ich lag noch eine Weile rum, starrte an die Wand und zur Seite, wo unter Fedes Bett aller möglicher Scheiß lag. Leere Pfandflaschen, Chipstüten, eine Reisetasche, ein Pappkarton voll mit Zeugs. Irgendwann rappelte ich mich auf und verließ so leise wie möglich das Zimmer, dann durch den dunklen Flur in das kleine Bad, das auf der gegenüberliegenden Seite lag. Noch herrschte Stille in der Wohnung.

Kurz blieb mein Blick an dem sauber geputzten Spiegel hängen. Ich sah ziemlich fertig aus von letzter Nacht, mit dunklen Ringen unter den Augen. Platt klebten mir die kurzen, dunkelblonden Haare auf der Stirn, während auf meiner Schläfe die letzten Spuren des Blutergusses zu sehen waren, eine Erinnerung an diese dumme Fotze im Kino.

Dann blieb ich an der Toilette stehen und stützte mich an der kühlen Wand auf, während ich meinen Schwanz rausholte und pisste. Der Geruch von dem orangenen Kloputzmittel darin stieg mir in die Nase und sorgte dafür, dass sich mein Magen zusammenkrampfte.

Ich war komplett im Arsch. Und doch fand ich die Idee von gestern gar nicht so bescheuert, vielleicht – okay, keine Ahnung eigentlich, was das noch werden sollte.

Dann streifte ich mir die verschwitzten, nach Alkohol stinkenden Klamotten ab und schmiss sie auf den Fliesenboden, ehe ich nackt in die Badewanne mit dem Duschkopf kletterte. Das Ding war uralt, aus hässlich beigem Porzellan und der Duschvorhang mit den Delfinen drauf hatte unten ein paar Schimmelflecken.

Während das kühle Wasser über meinen Körper floss und ein gleichmäßiges Rauschen zu hören war, legte ich meinen Kopf mit geschlossenen Augen in den Nacken. Erinnerte mich an gestern Abend und daran, wie ich irgendwann in Fedes Zimmer gestolpert war. Und oh, verdammt, ich hatte echt viel Scheiße gelabert, das wusste ich noch.

Die Verlierer - Sklaven des ErfolgsWhere stories live. Discover now