50 | Pinke Wattewelten

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»Na, Jay, was geht?«, sagte sie mit einem Grinsen auf den Lippen. Sie stützte sich auf dem Tisch ab und beugte sich ein wenig vor, sodass ich einen guten Blick in ihren Ausschnitt hatte. Eine silberne Kette baumelte nah über ihren Brüsten, dann wurde mir erst klar, dass wir einander kannten. Sie hatte schon öfter bei mir gekauft.

»Was willste?«, pampte ich sie an, während die Anspannung noch immer in jedem einzelnen Muskel meines Körpers zu spüren war. Es war irgendwie alles zu viel. Die laute Musik, die es nicht schaffte, die Gedanken zu vertreiben. Die unfassbar genaue Schärfe dieser Welt. Die verdammte Tatsache, dass ich so wach war und mir nichts entging. Nicht das klappernde Geräusch der Billardkugeln, die aneinander stießen, das Gläsergeklapper von Richtung der Bar. Das Stühlerumpeln, die vielen Stimmen. Alles nahm ich so klar wahr und alles brauchte meine Aufmerksamkeit.

Am meisten Fedes verschissene Finger auf meiner nackten Haut.

Wie sollte ich da klar denken? Es war unmöglich.

»Du hast doch bestimmt bisschen was dabei. Bisschen Emma. Hab ich richtig Bock drauf«, grinste sie. Ihre Mundwinkel ein wenig schief, ihr Pegel kam definitiv meinem nahe.

»Ey, du Fotze, geh mir nich aufn Sack. Ich bin nich geschäftlich hier, verstehs du das?«, schnauzte ich sie an. So aggressiv, dass ich selbst erschrak.

Verdammt. Das war 'ne Kundin. War ich jetzt komplett hängen geblieben?

In diesem Moment spürte ich, wie Fede seine Hand zurückzog. »Dein Ernst jetzt, Jay?«, fragte er und fixierte mich mit seinem Blick. Der Typ war doch so eine Pussy. Lächerlich, wie er sich wieder anstellte. Als sollten wir alle in einer pinken Wattewelt leben.

Ich erwiderte ihn. Kniff die Augenbrauen zusammen. Wenn er deswegen schon rumheulte, bitte. Sollte er kriegen. Ich würde ihm allen Grund geben, dass er nach Luft schnappen würde. Weil er mein Verhalten scheiße fand. Wie immer.

»Du hast doch bestimmt was. Nur bisschen«, versuchte sie es weiter. Ignorierte meinen Tonfall, zu groß die Hoffnung, doch noch an Drogen zu kommen.

»Hör auf zu betteln«, höhnte ich. »So lächerlich. Würdest auch meinen Schwanz lutschen, um an Drogen zu kommen, Schlampe.« Grinsend lehnte ich mich zurück und taxierte ihren Körper mit einem musternden Blick. »Aber vergiss es. Dafür sind mir deine Titten echt zu klein.«

Einen Moment lang sah sie mich fassungslos an, dann zog sie ihre Augenbrauen zusammen. »Weißt du was? Fick dich, Jay. Und ich weiß, dass du heulen wirst, weil ich von nun an nicht mehr bei dir kauf.« Ein wenig grinste sie, ehe sie sich abwandte und davon rauschte. Der Gang selbstbewusst, trotz eines leichten Schwankens, die lockigen Haare flogen auf ihrem Rücken hin und her.

Dann halt nicht.

Scheiße, warum kam ich gerade so wenig klar? Musik. Die ganzen Stimmen. Das Poltern der Kugeln. Das Gefühl, dass ich keine Luft bekam. Lärm, der mich zerquetschte. Ich, der seine Kunden vertrieb. Komplett dämlich. Ich arbeitete nicht jeden verschissenen Tag, um es mir wieder kaputt zu machen.

In diesem Moment wurde ich kräftig am Kragen gepackt. Hektisch wandte ich meinen Kopf um, das Blut pumpte in meinen Ohren. Fede. Das verfickte Kokain stresste mich gerade so. Wahrscheinlich war sein Griff nicht mal so stark, das fühlte sich nur so an. Nicht abdrehen. Das waren die Drogen. Nicht so krass in echt.

»Ich versteh dich nich, Jay. Echt nich. Sowas muss doch nicht sein! Ich find das scheiße. Hör doch mal auf, anderen ständig wehzutun«, erklärte er, seine Stimme schwer vom Alkohol. Er ließ seine Hand auf meiner Schulter ruhen, suchte meinen Blick.

Die Verlierer - Sklaven des ErfolgsTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon