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Die Verbundenheit blieb. Als er wenig später einpennte und ich noch eine Kippe rauchte, versuchte, wachzubleiben, weil ich den Moment auskosten wollte. Oder als ich am nächsten Morgen mit Fede in meinem Arm aufwachte und er mit einem Blick auf sein Handy feststellte: »Scheiße, wie kanns eigentlich schon so spät sein?«

»Mh«, murrte ich und zog ihn enger an mich. Es fühlte sich gut an, wie er sich an mich gekuschelt und seinen Kopf auf meiner Brust abgelegt hatte. Sein Bein mit meinem verschlungen.

»Ich hab Bock auf so richtig geiles Frühstück. Rührei oder so«, überlegte Fede. Das war mir zu viel Energie am Morgen. »Ich mein, zu Erdkunde zu gehen lohnt sich jetzt auch nicht mehr.«

»Ja, dann mach mal, du weiß, wo die Küche is.«

»Ich dachte, du hilfst mir bestimmt«, grinste Fede. Alter. Der war mir viel zu sehr ein Morgenmensch, ging gar nicht. Grummelnd zog ich mir die Decke über den Kopf, als er sich tatsächlich löste und aus meinem Bett kletterte.


Als ich eine Weile später frisch geduscht und in Jogginghose und Hoodie aus dem Badezimmer kam, fand ich Fede und Lexie quatschend in der Küche vor. Er stand am Herd und hatte tatsächlich Eier gefunden, die er anbriet. Es roch lecker nach Zwiebeln.

»Meine Oma würde jetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen«, lachte er. »Geht nämlich gar nicht, sowas zu frühstücken. Für Italiener gibt's nur süßes Frühstück, alles andere ist ne Sünde.«

Auch Lexie lachte und pustete sich eine bunte Haarsträhne aus der Stirn. Alter. Als ob die sich jetzt so verstanden.

»Ach, meine Oma ist da nicht so wählerisch. Bei ihr besteht ein Frühstück aus nem Gläschen Doppelkorn«, erzählte sie, während sie zwei Scheiben Toast aus dem Toaster nahm. Das Teil stank seit Jahren beim Verwenden nach verbranntem Plastik. Konnte nicht gesund sein.

Grummelnd ließ ich mich am Küchentisch nieder und nahm eine von Tommys selbstgestopften Kippen aus der Schachtel, die auf dem vollgestellten Fenstersims lag. Zündete sie an und inhalierte tief, während ich Fede beobachtete.

Natürlich entging ihm mein Blick nicht. Mit der Pfanne in der Hand wendete er sich zu mir um und hob belustigt seine Augenbrauen.

Ausdruckslos erwiderte ich ihn, ganz so, als würde er mich kalt lassen. Ließ langsam den Rauch über meine Lippen entweichen. »Macht mal lieber noch Kaffee, ey«, forderte ich.

»Mach doch selber«, lachte Lexie. Sie streckte mir die gepiercte Zunge raus, ehe sie sich zu Fede beugte und ein Stück Rührei aus der Pfanne klaute. »Meine Oma ist echt so'n Fall für sich. Eigentlich liebt sie uns total, aber das zeigt sie nie.«

»Liegt also in der Familie«, grinste Fede und warf mir einen provokanten Blick zu. Ja, wow. Super lustig mal wieder.

In diesem Moment spürte ich das Vibrieren meines Handys in der Hosentasche. Noch bevor ich etwas auf Fedes bescheuerten Spruch erwidern konnte. Welcher dumme Wichser wagte eigentlich, mich so früh zu stören? Das Display zeigte mir eine unbekannte Nummer ein, so wie die meisten, die mich anriefen.

»Ja?« Ich versuchte, nicht ganz so unfreundlich zu klingen. Kunden verscheuchen war nämlich eher ungeil.

»Wir brauchen dich, Jay. Ich bin gleich bei dir. Du bist da, verstanden?«, erklang Moussas Stimme und jedes einzelne Wort war ein Befehl. Ich wusste, dass ich keine Wahl hatte. Mein Herz ging schneller und wieder dachte ich an Tareks Warnung. An Hamads Leute und die drohende Eskalation.

»Worum geht's?«

»Dafür hab ich keine Zeit jetzt. Bis gleich, wir sind gerade bei der Sonnenallee«, gab er zurück. Ein kalter Schauer überkam mich und ich gab mir Mühe, mir nichts anmerken zu lassen. Was würde wohl passieren?

Die Verlierer - Sklaven des Erfolgsजहाँ कहानियाँ रहती हैं। अभी खोजें