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Während ich auf Milo wartete, bis er mit den Getränken zurück kam, griff plötzlich jemand von hinten an meinen Arsch, was mich perplex umdrehen und dieser Person eine deftige Ohrfeige verpassen liess. Der Typ sah mich wütend an und fing an mich zu bedrängen. „Das war ein grosser Fehler, Mädchen.", drohte er mir und kam mir bedrohlich nah. Ich holte zu einer weiteren Ohrfeige aus, doch dieser Typ fing meine Hand in der Luft ab. Grinsend kam er mir näher und wollte mich küssen, bis er grob von mir weggezerrt wurde.

„Lass deine ekligen Finger von meiner Freundin!", schrie Milo ihn an und verpasste ihm einen ordentlichen Kinnhaken. Dies liess den Typ noch wütender werden und er starrte Milo wutentbrannt an, während er sich schützend vor mich stellte. Er holte schon für einen Gegenschlag aus, als ein Security-Mann ihn packte und aus dem Raum zerrte.

Schnell drehte Milo sich zu mir, sah mich eindringlich an und suchte nach Spuren, ob er mich angefasst hatte. „Alles okay?", fragte er besorgt. „Ja, alles gut, danke.", war meine Stimme doch noch ein bisschen zittrig. „Gut.", schien auch er dies noch zu verdauen.
„Nein, ich meins ernst. Danke!", wiederholte ich das Danke stark betont und sah ihn so dankbar an, wie es nur ging. „Jederzeit.", hatte er endlich verstanden, wofür das Danke galt.

„Was wollte der von dir?", nahm es ihn wunder. „Keine Ahnung. Er hatte mir an den Arsch gefasst und ich verpasste ihm aus Reflex eine Ohrfeige.", antwortete ich ihm. „Und da fragen sich immer alle, wieso Männer als sexgeile Schweine betitelt werden..", verdrehte er die Augen. Dies entlockte mir ein kleines Lächeln, was auch Milo lächeln liess. „Oh, tut mir leid, ich hab die Getränke verschüttet, als ich sie auf den Tisch stellen und dir zur Hilfe eilen wollte.", entschuldigte er sich für die leeren Gläser.

„Och, kein Problem. Ich glaub ich brauch sowieso frische Luft.", meinte ich bloss und er nickte. „Ich komme mit.", sagte er schnell und ich war um einiges erleichterter, ihn an meiner Seite zu wissen. Wer hätte gedacht, dass ein Eichhörnchen so fest zuschlagen kann?

Auf halbem Weg nach draussen wurde das Gedränge auf der Tanzfläche plötzlich heftiger. Die Musik wurde lauter und ein typischer 90er-Partysong liess die Leute wie verrückt dazu tanzen. Be my Love von La Bouche. Das Gedränge wurde durch die hüpfenden Leute ziemlich unangenehm und hätte Milo mich nicht mit sich gezogen, hätte ich mich wahrscheinlich auf den Boden gesetzt und so klein wie möglich gemacht.

Der Security-Mann, der vorher den Typen hinaus gezerrt hatte, stand am Eingang und sein Blick huschte immer mal wieder über die Menge. Als er uns sah, stellte er sich halb in unseren Weg. „Tut mir leid, dass euch dieser Typ belästigt hat. Der ist auf jedem Fest ein Kotzbrocken und muss rausgeschmissen werden. Ich hoffe ihr könnt den Abend trotzdem noch geniessen.", entschuldigt er sich für den anderen Typ. Sobald Milo nickte, trat er wieder beiseite und liess uns durch.

Draussen empfing uns ein erfrischender Windzug, was mich sofort tief ein und ausatmen liess. „Ich glaub ich mag keine Partys.", seufzte ich, sobald meine Lungen sich an der frischen Luft gesättigt hatten. Milo neben mir schmunzelte und lehnte sich an die Hauwand. „Ich auch nicht. Mochte ich noch nie.", stimmte er mir zu. „Und wieso wolltest du trotzdem auf diese hier gehen?", hob ich skeptisch die Augenbrauen. „Naja, ich dachte, dass wir vielleicht was über das Dorf hier erfahren, doch wie es scheint, war es der reinste Reinfall.", schnaubte er verächtlich und lehnte den Kopf nach hinten.

„Auf die Idee wäre ich nie gekommen.", gab ich zu und gesellte mich neben ihn an die Wand. Danach schwiegen wir eine Weile und beobachteten die Leute, welche aus dem Restaurant kamen und offensichtlich viel zu viel getrunken hatten. Jemand war so betrunken, dass er nicht mal sein Velo richtig besteigen konnte. Er setzte sich verkehrt darauf und suchte allen ernstes den Lenker, obwohl er hinter ihm war.

„Besser der lässt es sein.", murmelte ich. Als Milo nichts antwortete, blickte ich zu ihm. Er beobachtete auf der anderen Seite jemanden, der als er uns sah, auf uns zu kam. „Von wegen, sie ist deine Freundin! Du fasst sie ja nicht mal an!", schrie er von weitem. Er war schwer zu verstehen, da er vom vielem Alkohol lallte. Milo hatte sich schon von ihm abgewendet und vor mich gestellt.

„Spiel mit.", flüsterte Milo in mein Ohr, als er näher zu mir kam. Zuerst verstand ich nicht genau, was er meinte, doch als ich im Augenwinkel sah, dass dieser Typ immer noch näher kam, nickte ich leicht. Als hätte Milo auf dieses kleine Nicken gewartet, legte er schnell seine Lippen auf meine und küsste mich.
Sobald ich den Kuss erwiderte und meine Arme um seinen Hals legte, blieb der Typ abrupt stehen und ging langsam wieder weg.

Länger als nötig küssten wir uns weiter und der Kuss wurde immer stürmischer. Zugegeben, er küsste wirklich gut und es fühlte sich verdammt gut an. Doch spürte ich auch, dass er nicht mein Mate war. Leider. Wie auch? Seine hatte ihn abgewiesen..
Gegen mein Gewissen steigerte ich mich noch mehr in den Kuss, da ich nicht wollte, dass er aufhörte. Ich wusste, dass dies der erste und wahrscheinlich auch letzte Kuss sein würde. Auch Milo vertiefte den Kuss immer mehr, bis er plötzlich sanfter wurde und am Schluss noch einen kleinen, letzten Kuss auf meine Lippen drückte, bevor er sich wehmütig von mir löste.

Er legte seine Stirn an meine und hielt die Augen geschlossen. Wahrscheinlich gingen auch ihm tausende Gedanken durch den Kopf. „Lass uns ein wenig spazieren gehen.", schlug er vor, als er sich von mir löste und hielt mir seine Hand hin. Fragend sah ich ihn an. „Wir müssen doch den Schein wahren.", zwinkerte er mir zu. Als mein Hirn endlich auch nachgekommen war, lächelte ich und legte meine Hand in seine. Er verschränkte sofort seine Finger mit meinen und lief los.

Nach einer Weile fanden wir eine verlassene Bank, die unter einem Baum stand. Wir setzten uns darauf und hingen unseren eigenen Gedanken nach. Müde wie ich war, legte ich meinen Kopf an seine Schulter. „Es war irgendwie schön vorher.", unterbrach er die Stille. „Mhm.", stimmte ich ihm zu und ein kleines Lächeln stahl sich in mein Gesicht. „Aber..", fing er an, fand jedoch nicht die richtigen Worte.
„Aber auch nicht 100% richtig.", beendete ich den Satz und sah vorsichtig zu ihm.

„Genau.", nickte er und lächelte mich an. „So schade, dass du als abgewiesener keine Mate mehr finden kannst.", murmelte ich vor mich hin und realisiere erst, dass ich es laut gesagt hatte, als es schon zu spät war.
„Du?", fragte er leicht fassungslos, jedoch mit einer Wärme in den Augen, welche mich wohl fühlen liess. „Ja, warum nicht? Ich mag dich, ich fühle mich seit du an meiner Seite bist endlich wieder einmal wohl und geborgen und du siehst dazu noch gut aus.", lächelte ich ihn an. „Leider warst du für diese beschissene Bitch bestimmt, welche dich nicht zu schätzen wusste. Glaub mir, wenn es einen Weg gäbe, dich zu retten, würde ich es tun."

„Danke, das bedeutet mir echt viel. Ich mag dich auch, auf irgend eine verdrehte Art und Weise.", zwinkerte er mir verspielt zu und ich boxte ihm spielerisch gegen den Arm. „Bleiben wir Freunde?", sah ich ihn hoffnungsvoll an. Ich wollte ihn nicht verlieren, nur weil wir nicht zusammen gehörten. „Ja klar. Was soll diese Frage?", schien er sichtlich verwirrt.

„Naja, ich will nicht, dass das von heute Abend unsere Freundschaft zerstört.", gestand ich ihm und sah in seine fast schwarzen Augen, welche vom Mondlicht mysteriös schimmerten.
„Das würde ich niemals zulassen. Nichts und niemand könnte das ändern.", lächelte er und legte einen Arm um meine Schulter. Automatisch lehnte ich meinen Kopf wieder an ihn und genoss seine Nähe.

„Machen wir einen Deal.", unterbrach ich die Stille nach einer Weile.
Verwundert und neugierig sah er mich an. „Wenn ich auch abgewiesen werde oder er stirbt, dann verbringen wir den Rest unseres Lebens zusammen.", schlug ich ihm vor. Er schien schon gar nicht darüber nachzudenken, denn er lächelte mich an und schlug meinem Handschlag ein. „Abgemacht. Ich denke zwar nicht, dass du abgewiesen wirst, aber ich bin dabei."

Für den Moment überglücklich strahlte ich ihn an und er tat es mir gleich. „Ich glaub wir sollten endlich mal schlafen gehen.", meinte er, stand auf und zog mich ebenfalls auf die Beine, bevor wir zurück zum Hotel liefen.

Hybrid - Tochter einer halben WölfinWhere stories live. Discover now