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Rhianna nahm sich die Zeit und zeigte uns das Dorf. Nebst der Kapelle und dem Gebäude, in welchem die Verletzten und Neuankömmlinge untergebracht werden, gab es noch eine Küche und einen grossen Saal, in welchem alle essen konnten. Ausserdem gab es viele kleine Häuschen, in welchen die Leute wohnten, die ich nicht zählte. Danach führte sie uns an etlichen Plantagenfeldern vorbei. „Das Essen, das wir hier haben, ist alles von uns. Wir bauen Weizen, Mais, Kartoffel und vieles mehr an. Da drüben beim See haben wir sogar eine eigene Fischzucht.", erklärte sie uns und ich kam nicht mehr aus dem Staunen.

Niemals hätte ich gedacht, dass hier eine selbstständige Zivilisation zu Hause war. „Wie ist das mit dem Fleisch?", stellte Milo eine äusserst interessante Frage. „Gut bemerkt.", schmunzelte Rhianna. „Die Jäger unter uns werden in verschiedene Gruppen eingeteilt und gehen in verschiedenen Regionen jagen. Nebenbei besorgen sie noch etwas neue Kleidung und Dinge, die wir nicht selbst herstellen können."

„Wer sind die Jäger?", fragte ich, da ich irgendwie das Gefühl hatte, dass ich dazu gehörte. „Jäger sind all jene, die sich in ein Tier verwandeln, welches in der Natur jagen geht. Sei es ein Wolf, Tiger, Bär, Hyäne oder sonst was. Alle anderen unterstützen uns bei den anderen Arbeiten, wie zum Beispiel sich bei der Ernte beteiligen oder Kochen."
„Das heisst, dass ich auch mal jagen gehen muss.", schlussfolgerte ich und sie nickte bestätigend.

Ich wusste nicht, was ich davon halten soll, denn bis jetzt kannte ich niemanden hier. „Keine Angst, du hast ein paar Wochen Zeit, dich hier einzuleben, bevor du das erste Mal mit einer Gruppe mit gehst.", lächelte sie mich beruhigend an. Doch der Stein auf meinem Herzen wollte nicht verschwinden.

„Oh, es ist bald Essenszeit. Kommt, ich zeig euch, wie das hier abläuft.", winkte sie uns mit sich und lief voraus. Kurz warf ich einen Blick zu Milo, welcher meine Skepsis bemerkt hatte. „Es wird schon alles gut.", flüsterte er mir lautlos zu. Sein Zwinkern hellte meine Stimmung wirklich etwas auf und wir folgten Rhianna zum Saal.

Als wir durch die Tür schritten, sah ich, dass sich schon einige an einen Tisch gesetzt hatten und ihr Essen vertilgten.
Wir nahmen alle ein Tablet und gingen zum Buffet, welches wie in einer Kantine war und wählten unser Essen aus. Heute stand Hackbraten mit Kartoffelbrei und Karotten auf dem Speiseplan, wobei es für Vegetarier irgendeine Alternative zum Fleisch gab. Zum Nachtisch gab es ein Schälchen Vanillepudding mit frischen Erdbeeren. Ich schnappte mir noch ein Glas Wasser und folgte schnell Rhianna und Milo.

Relativ weit hinten, ein bisschen abgeschottet von allen neugierigen Blicken, setzten wir uns schliesslich.
Kaum hatte ich mich gesetzt, kamen schon weitere Leute und gesellten sich zu uns. „Hey, Schwesterherz.", setzte sich Elay neben Rhianna und mir gegenüber. Schwesterherz?
Perplex blickte ich zwischen den beiden hin und her. Nie und nimmer hätte ich die beiden als Geschwister betitelt. Sie sahen sich überhaupt nicht ähnlich.
Offenbar hatte ich zu verblüfft zwischen den beiden hin und her geschaut, denn Milo stupste mich von der Seite an und Elay grinste vergnügt.

„Selbe Mutter, anderer Vater.", erklärte er mir, was mir endlich einen Sinn ergab. Peinlich berührt sank ich meinen Blick und stocherte in meinem Essen herum. „Es tut mir leid, wegen dem in der Kapelle..", begann Elay und zog somit meine Aufmerksamkeit auf sich. „Owen war mein bester Freund. Auch wenn ich kein gutes Gefühl hatte, weil er sich länger nicht mehr gemeldet hatte, verlor ich nie die Hoffnung, ihn wieder zu sehen. Es hat mich einfach zu sehr mitgerissen.."

„Du musst dich dafür nicht entschuldigen.", meinte ich bloss, lächelte ihn an und schon wurde meine Aufmerksamkeit auf was anderes gezogen. Ein grosser, kräftiger Mann mit blauen Augen und blonden Haaren setzte sich neben Rhianna und eine kleine, zierliche Frau mit rehbraunen Augen und dunkelbraunen Haaren tat das selbe gleich neben dem Mann. „Hi, Kleine.", stupste er Rhianna an. „Hallo.", begrüsste er uns dann freundlich, während die Frau uns bloss anlächelte, bevor sie sich ihrem Essen widmete.

„Hallo.", erwiderten Milo und ich gleichzeitig. „Aiden, Leah, das ist die Tochter von Owen und Clarissa. Sie heisst Tiana und das ist Milo.", stellte Rhianna uns ihnen vor. Bevor ich Aiden fragen konnte, welches Tier er war, setzte sich jemand neben Milo.
„Hi.", flötete ein Mädchen, welches etwas jünger war als ich und machte Milo schöne Augen. Sie hatte blonde, lange Haare und blaue Augen, was ziemlich nach Aiden aussah. Und sie war zierlich und klein gebaut, was nach Leah aussah.

„Das ist meine Tochter, Emily. Sie ist gerade erst 16 geworden.", stellte Aiden sie uns vor. „Paps, ich bin genug alt und kann mich selber vorstellen.", verpasste sie ihm bestimmt aber sanft einem Stoss. Er rollte grinsend mit den Augen und sah zu Leah, welche das ganze amüsiert beobachtet hatte. „Hast du das gesehen?", wollte er sich bei ihr beschweren, doch ich verlor das Gespräch, da Emily wieder sprach.

„Und wie heisst du?", fragte sie ihn und blickte von unten zu ihm hoch, während sie ein paar Mal mit den Wimpern klimperte. Oh Gott..
„Ich bin Milo und das ist Tiana.", stellte er uns vor. Emily schaute kurz zu mir, lächelte mich gezwungen an, bevor sie sofort wieder zu Milo schaute. Baff glotzte ich noch einen Moment zu ihr, bevor ich mich dem Essen widmete.

„Tja, du warst ja froh, als sie kein Reh wie ich, sondern wie du ein Bär wurde. Jetzt hast du den Salat.", grinste Leah ihren Mann provokant an. „Aber du warst doch auch froh..", versuchte er zu argumentieren, doch gegen seine Frau hatte er keine Chance. „Ja, aber ich habe sie im Griff. Ganz im Gegensatz zu dir.", stichelte sie seelenruhig weiter und Rhianna hatte alle Mühe, ihr Lachen zu unterdrücken. „Hi!", rief jemand von weitem und Emily winkte aufgeregt zurück. So wie es aussah, war es eine Freundin von ihr, die sich gerade zu uns gesellte.

„Hi, ich bin Vanessa, aber ihr könnt mich Vani nennen.", stellte sie sich uns vor, nicht ohne dabei Milo ausführlich zu mustern, während ihr Emily seinen Namen verriet. Meinen Namen hatte sie vergessen, was mich leicht verärgerte. „Darf ich?", stellte jemand eine Frage, doch bevor ich aufsehen konnte, begann die Person sich doch tatsächlich ZWISCHEN Milo und mich zu quetschen! Sie hatte strahlend blaue Augen und dunkle, glatte Haare. „Ich bin Malea.", lächelte sie erst mich an, bevor sie Milo ansah.

„Malea.", nannte Ealy sie warnend. Sie schenkte ihm einen zuckersüssen Blick worauf er bloss mit den Augen rollte. „Tja, sie ist halt deine Tochter. Glaub nicht, dass du damals anders warst.", stichelte Rhianna ihn und grinste breit.
„Deine Söhne sind nicht besser.", behauptete er und erntete dafür einen Boxer in seinen Arm. „Oh doch, einer von ihnen ist der perfekte Gentleman.", zog sie ihren Sohn in Schutz.

„Hallo Liebling.", setzte sich die blonde Frau zu Elay und drückte ihm einen Kuss auf die Wange, bevor sie sich mir widmete. „Ich bin übrigens Chantal, ich glaub ich hatte vergessen, mich vorzustellen.", lächelte sie mich freundlich an. Danach deutete sie auf Milo, der von Mädels nur so umgeben war. „Er wird von den Mädels ziemlich beschlagnahmt." Darauf antworten konnte ich nicht, denn jemand setzte sich neben mich und zog meine Aufmerksamkeit auf sich.

Hybrid - Tochter einer halben WölfinWhere stories live. Discover now