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Es war die erste Nacht seit einigen Tagen, in der ich wieder diesen schrecklichen Traum hatte. Wie wild schlug ich um mich her und versuchte vergebens die Bilder vor meinen Augen wegzudrängen. Plötzlich bewegte sich alles, als würde die Erde beben. „Tiana!", hörte ich vage eine Stimme, doch ich konnte nicht sehen, wem die gehörte und woher sie kam. „Tiana, wach auf!", wurde die Stimme deutlicher und dies war der Moment, in dem ich realisierte, dass ich bloss Träumte und Milo nach mir rief. „Milo.", murmelte ich, schaffte es aber noch nicht, aus dem Traum aufzutauchen.

„Tiana, bitte wach auf!", rief er nach mir. In seiner Stimme konnte ich einen Hauch von Verzweiflung? hören. Jetzt erst gelang es mir, meine Augen aufzureissen und aus dem Traum zu fliehen. „Milo.", keuchte ich entsetzt, setzte mich kerzengerade auf und sah mich panisch nach ihm um. Schnell zog mich jemand fest an sich ran und fuhr mir mit der Hand beruhigend über den Rücken.

Nach und nach beruhigte ich mich wirklich und mein Herzschlag normalisierte sich wieder. Da nahm ich endlich seinen Duft wahr und hörte seine Stimme, die ruhig auf mich einredete. „Es war bloss ein Traum, du bist in Sicherheit, hier bei mir.", flüsterte er immer wieder. Meine nasse Stirn hatte ich an seine Brust gelegt und Haare klebten mir wirr daran.
Tief atmete ich ein und genoss seine Nähe, die sich nach Geborgenheit anfühlte, seine Hand, die behutsam über meine Haare strich, seine Stimme, die mir das Gefühl gab, am richtigen Ort zu sein.

Sobald ich mich beruhigt hatte, drückte er mich sanft von sich, sodass er mich anschauen konnte. Erst jetzt bemerkte ich, dass er bloss ein Handtuch um seine Hüfte hatte und seine Haare noch nass vom Duschen waren. Er sah unverschämt gut aus. Eine Röte stieg in meine Wangen, während ich ihn anstarrte und den Blick nicht mehr von ihm abwenden konnte. Ich wurde noch röter, als ich bemerkte, dass er mich anschaute.

Ich wollte meinen Blick senken, doch er hob mein Kinn mit einem Finger an und zwang mich ihn anzuschauen. Als meine Augen seine trafen, konnte ich nichts mehr tun, ich war wie gefangen darin und fühlte mich wohl. Und in diesem Moment regte sich was in meinem Innern. Es war der Moment, in dem ich realisierte, dass ich mehr sein wollte, als nur Freunde. Dass ich mehr für ihn empfand, als ich zugeben wollte. Ich hatte mich in ihn verliebt.

Und ich würde gegen dieses Gefühl kämpfen müssen, denn er war leider nicht mein Mate. Ich konnte nicht zulassen, dass ich ihn verletzen würde, wenn eben dieser in mein Leben trat.
Deshalb durfte es nie jemand erfahren und ganz bestimmt nicht er.

„Es war bloss ein Traum.", sagte er, als sich Tränen in meine Augen drängten.
Ich nickte und drängte sie weg. Dass es ein Traum war, hatte ich schon verkraftet, aber deswegen waren die Tränen nicht. Aber das konnte ich ihm unmöglich sagen. „Ach, Tiana. Ich wünschte, ich könnte irgendetwas tun, damit es dir besser geht.", flüsterte er in meine Haare, als er mich wieder fest an sich zog. Tief atmete ich seinen Duft ein, legte meine Arme um seinen nackten Oberkörper und drückte ihn fester an mich. „Das tust du doch schon.", flüsterte ich zurück.

Eine Weile lagen wir uns in den Armen, bevor ich ihn fragte, warum er nur ein Handtuch um hatte. „Ich war gerade duschen.", antwortete er. Doch das wusste ich schon. „Ja, das seh ich. Aber mitten in der Nacht?", hakte ich nach.
„Es ist kurz vor elf Uhr abends.", informierte er mich. Mit grossen Augen suchte ich eine Uhr und vergewisserte mich, dass er Recht hatte. Seufzend rollte ich mit den Augen. Diese Nacht werde ich bestimmt kein Auge mehr schliessen..

Warum hast du mich nicht geweckt, als du rein kamst?", fragte ich. „Du hast so ruhig geschlafen, da wollte ich dich nicht wecken. Ich war gerade mal fünf Minuten unter der Dusche, als ich hörte, wie unruhig du wurdest.", erklärte er mir. „Ich hatte so gehofft..", begann ich, brach jedoch wieder ab. Ja, ich hatte gehofft, dass endlich Schluss war mit diesen Träumen. „Ich auch.", flüsterte er in den Raum, nahm meine Hand in seine und sah mich leicht traurig an. Eine Weile wagte keiner die Stille zu unterbrechen und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.

„Warte, ich komme gleich wieder. Ich tausche nur schnell das Handtuch gegen eine Hose.", liess er mich sanft los und huschte darauf schnell aus dem Zimmer. Gedankenverloren liess ich mich ins Kissen sinken und starrte die Wand an. Was soll ich bloss tun?
Ich wusste es nicht.
Keine zwei Minuten später kam er wieder rein und hatte tatsächlich bloss eine Hose an. Während er auf mich zu kam, starrte ich ihn unentwegt die ganze Zeit an und konnte spüren, wie meine Wangen heiss wurden.

Sein Blick fing den meinen auf und wieder einmal konnte ich mich nicht mehr los reissen. Er setzte sich neben mich ins Bett und legte einen Arm um mich, den er sanft um meine Mitte legte. Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter und starrte ihm noch immer in seine Augen, da er den Blickkontakt noch nicht unterbrochen hatte. Unsere Köpfe waren eine knappe Handbreite voneinander entfernt. Langsam fingen meine Augen an zu brennen und die Lider wurden schwerer, doch ich wollte nicht schlafen, ich hatte Angst, gleich noch Mal solch einen Traum zu haben.

„Schlaf ruhig, ich bin da.", flüsterte er mir entgegen, kam mir näher und küsste mich auf die Stirn. Er verharrte länger als nötig und ich schloss meine Augen und genoss seine Berührung. Danach kuschelte ich mich enger an ihn und legte meinen Kopf auf seine Brust. „Bleib bitte da.", bat ich ihn. „Okay.", flüsterte er und strich mir sanft eine Strähne hinter mein Ohr.
„Danke.", flüsterte ich zurück, schloss meine Augen und schlief lächelnd ein.

Hybrid - Tochter einer halben WölfinWhere stories live. Discover now