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„Was für eine Überraschung denn?", fragte ich neugierig und bemerkte gleichzeitig, wie plötzlich alle aufgeregt waren. „Ihr wisst alle davon?", fragte ich verblüfft in die Runde und alle, sogar Pearl und Annabeth, nickten.
„Schau doch mal dort hin.", forderte Milo mich auf und zeigte in eine Richtung. Mein Blick folgte seinem Finger, bis er bei einen Pärchen stehen blieb, das ziemlich verunsichert zu mir sah und mich traf der Schlag.

Die Freude führte dazu, dass meine Augen sich mit Tränen füllten. Meine Hände begannen zu zittern und um meinen Mund erschien ein Lächeln. Ich stand auf und ging ein paar Schritte auf sie zu. Doch mit jedem Schritt, den ich auf sie zu ging, wurde der Schmerz in meinem Herzen grösser, das mich daran erinnerte, was sie mir angetan hatten. Sie hatten mich drei Jahre lang im Glauben gelassen, dass sie tot wären. Drei Jahre lang hatte ich darunter gelitten und nicht richtig schlafen können. Und jetzt, als ich einigermassen damit abgeschlossen hatte, standen sie vor mir. Meine Eltern.

Unbeschreibliche Wut stieg in mir auf. „Wie könnt ihr es wagen?! All die Zeit hab ich gedacht, ihr seid tot! Aber ihr hockt irgendwo da draussen, gemütlich zusammen und meldet euch nicht bei mir?! Schämen solltet ihr euch!", schrie ich sie fuchsteufelswild an, kehrte auf dem Absatz und stürmte davon, als ich merkte, dass das Monster die Kontrolle ergreifen wollte.

Die verletzten Gesichter meiner Eltern hatten sich in mein Gedächtnis geprägt. Aber das war mir im Moment ziemlich egal. Ich hörte auch, wie sie mir hinterher riefen, doch ich hörte nicht auf sie. An einem Baum stützend, blieb ich stehen und würgte ein paar Mal, bis das letzte bisschen an Nahrung draussen war. Mir wurde schwarz vor Augen und ich fühlte mich wie eine Hilflose.

Schon bevor er mich in die Arme geschlossen hatte, hatte ich ihn bemerkt. Nur war ich zu schwach, als dass ich mich wehren konnte. Nicht dass ich es gewollt hätte. Milos Duft einatmend beruhigte ich mich langsam wieder und meine Sinne begannen wieder normal zu arbeiten.
Meine Sicht klärte sich, der Druck auf meinen Ohren verschwand und mein Herz begann den Herzschlag auf Normalbetrieb zu senken.

„Es tut mir leid.", nuschelte Milo in meine Haare. „Ich dachte, du würdest dich freuen." Ich drückte ihn fester an mich und versteckte mein Gesicht an seiner Halsbeuge. „Tu ich auch.", sagte ich, als ich mich endlich beruhigt hatte und entfernte mich so weit von ihm, dass ich ihm in die Augen sehen konnte. Verwirrung stand in seinem Gesicht, was mich leicht lächeln liess. „Aber mit jedem Schritt, den ich auf sie zu ging, schmerzte mein Herz immer mehr und erinnerte mich an die Dinge, die sie mir angetan haben."

Darauf antwortete er nichts, sondern zog mich einfach wieder ganz an sich und hielt mich fest. Weit von uns entfernt hörte ich Schritte von zwei Personen, die sich uns langsam näherten. „Bitte bleib bei mir.", bat ich Milo, da ich wusste, dass dies die Schritte meiner Eltern waren. „Aber klar doch.", erwiderte er sanft und gab mir einen langen Kuss auf die Stirn. Ich schloss die Augen und genoss es.

„Tiana.", hörte ich meine Mutter sagen und ich versteifte mich. „Hör ihnen wenigstens zu.", flüsterte Milo in mein Ohr. Halt suchend lehnte ich mich an Milo, sobald ich mich umgedreht hatte.
Nun sah ich mir meine Eltern genauer an. Sie sahen müde aus und in Papas Gesicht war eine grosse Narbe, den Kiefer entlang, vom Ohr bis zum Kinn, zu sehen. Meine Mama hinkte leicht beim Laufen und verlagerte ihr Gewicht auf die rechte Seite. Ihre Augen schimmerten von den Tränen, die sich darin gesammelt hatten.

„Wir..", begann sie, wusste aber nicht, wie sie fortfahren sollte und sah hilfesuchend zu ihrem Mann. „Es tut uns schrecklich leid.", sagte nun mein Papa an ihrer Stelle und ich konnte den Schmerz in seinen Augen sehen. „Wieso..?", presste ich diese Frage raus, trotz dass ein grosser Kloss im Hals es zu verhindern versuchte. Milo legte seinen Arm schützend und Kraft gebend um mich und hielt mich fest.

Hybrid - Tochter einer halben WölfinWhere stories live. Discover now