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Bevor wir aufbrachen, musste ich meinem Opa versprechen, dass ich ihn wissen lassen würde, dass es mir gut ginge. Und Milo musste ihm versprechen, dass er immer gut auf mich achtete und mich beschützte.

„Aufgeregt?", fragte Milo mich, als er meinen Blick auf den Wald sah. Ich war wirklich aufgeregt. Denn ich wusste nicht, was uns darin erwarten würde.
„Es wird schon alles gut gehen.", machte Milo mir Mut, als ich nicht geantwortet hatte. Diesmal sah ich ihn an und sah die Zuversicht in seinen Augen. Durch diesen einzigen Blick spendete er mir tatsächlich Mut und ich nickte, als ich soweit war und trat einen Schritt näher an den Wald.

Milo folgte mir und suchte die Umgebung wachsam ab. Nach einigen Schritten drehte ich mich um und blickte zu Milo, welcher alles ganz genau betrachtete. „Ich weiss nicht, was an diesem Wald anders sein sollte. Es sieht alles genau gleich aus, wie bei anderen Wäldern.", murmelte er vor sich hin. „Stimmt, ich seh auch nichts, was anders wäre.", stimmte ich ihm zu.
„Na dann. Auf geht's.", sagte er voller Euphorie und nahm extra grosse Schritte in den Wald hinein, was mich zum Lachen brachte und ich folgte ihm.

Nach einigen Stunden legten wir eine Pause ein, als wir an einer kleinen Quelle vorbei liefen. Gierig tranken wir daraus, um unseren Durst so schnell wie möglich zu stillen. Während ich aus der Quelle trank, hörte ich ein Knacksen hinter mir und ich schrak hoch. Alarmiert und in Angriffsposition sah ich mich um, konnte aber nichts Verdächtiges erkennen. „Was ist?", fragte Milo, der anscheinend nichts gehört hatte, als ich plötzlich so aufgeschreckt war.
„Ich dachte, ich hätte was gehört.", murmelte ich leise, meinen Blick noch immer wachsam auf meine Umgebung gerichtet.

Auch nach weiteren Minuten, veränderte sich nichts und auch kein weiteres Knacksen war zu hören. „Vielleicht hast du dir das bloss eingebildet.", versuchte Milo mich zu beruhigen und zerrte vorsichtig an meinem Arm. Dies liess mich schlussendlich den Blick losreissen und ich widmete mich wieder dem Wasser.

Den Durst vollends gestillt, traten wir unseren Weg wieder an. Milo schwatzte wieder von allem Möglichen, um die Stimmung zu erheitern und versuchte mich dadurch abzulenken. Doch er schaffte es nicht wirklich. Ich hörte ihm bloss mit einem Ohr zu, da ich zu vertieft in meine eigenen Gedanken war. Was, wenn es dieses Rudel nicht mehr gab? Was, wenn alles umsonst war? Den ganzen Weg. Was, wenn die uns nicht akzeptieren?

Milo merkte, dass ich ihm nicht wirklich zuhörte, was ihn aber nicht davon abhielt, munter weiter zu quatschen. Mit der Zeit gelang es ihm sogar, dass ich ihm immer mehr zuhörte und mich weniger mit meinen Gedanken befasste. „Es wird alles gut gehen.", meinte er plötzlich, was mich überrascht zu ihm blicken liess.
„Woher..?", fing ich meine Frage an, brach aber ab, als er mich wissend angrinste. „Tiana, ich kenne dich mittlerweile sehr gut. Ich weiss genau, wann du dir Sorgen machst.", grinste er mich weiterhin an. Gegen meinen Willen musste ich ebenfalls grinsen. „Ja, sieht so aus.", schmunzelte ich.

„Egal was geschieht. Ich werde an deiner Seite sein.", sagte er und sah mir dabei tief in meine Augen. So tief, dass ich mich für eine kurze Zeit in ihnen verlor. Ich musste regelrecht mit mir kämpfen, dass ich meinen Blick von seinen mystisch schimmernden Augen abwenden konnte. „Danke.", hauchte ich, da ich meine Stimme nicht richtig fand und sah ihn dankbar an. Er lächelte und schloss mich fest in seine Arme, was ich nur zu gerne geschehen liess. Gerade jetzt konnte ich eine Umarmung sehr gut gebrauchen.

Als ich mich von ihm löste, streifte mein Blick etwas, was mich erstarren liess. „Tiana?", fragte Milo besorgt, doch ich reagierte nicht darauf, weshalb er meinem Blick folgte. Überrascht schnappte er nach Luft.
„Ist das... die Selbe?", traute er sich fast nicht, es laut auszusprechen. „Ja.", gab ich kurz und knapp zurück.
Wir starrten beide wie Idioten auf diese Quelle, welche vor uns lag. Es war nicht irgend eine. Nein, es war sie selbe, wie zuvor, als wir unseren Durst stillten. Nur dass jetzt schon fast Abend war.

„Verdammt! Wir sind in einem Kreis gelaufen..!", schrie ich frustriert auf und liess mich erschöpft auf den Boden sinken. „Wie konnte uns das bloss passieren?", fragte ich ihn und sah verzweifelt auf. Auch er sah frustriert aus und suchte nach einer logischen Lösung.

„Der Erzählung nach ist dieser Wald doch verflucht. Was ist, wenn das wirklich so ist. Naja, nicht ganz so doll, aber vielleicht ist das irgend so ein Schutz, damit das Rudel nicht so leicht gefunden wird.", meinte er, als er sich neben mich setzte.
Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr Sinn ergab es für mich. Milo könnte damit tatsächlich recht haben.
„Ja das gäbe tatsächlich Sinn.", stimmte ich ihm zu.

Entschlossen rappelte ich mich auf, hielt Milo eine Hand hin und zog ihn hoch. Leicht verwirrt sah er mich an, folgte mir jedoch ohne zu zögern, als ich einfach los lief. Er griff nach meiner Hand und verflocht seine Finger mit meinen. Überrascht blickte ich zu ihm, worauf er mich anlächelte und meine Hand kurz drückte. Lächeln erwiderte ich den Druck und fokussierte meinen Blick wieder auf die Umgebung.

Schnell wurde es dunkler und wir wussten beide, dass wir uns einen geeigneten Unterschlupf suchen mussten, da wir nicht im Dunkeln weiter wollten. Plötzlich blieb Milo stehen, was mich zurück riss, da wir uns noch immer an den Händen hielten. „Schau mal da.", zeigte er auf ein Baum mit grossen Wurzeln. Es war perfekt für diese Nacht. Unter den Wurzeln befand sich eine kleine Nische, worin wir genügend Schutz finden würden.

Schnell verwandelte ich mich in einen Wolf und kroch in die Nische. Sobald ich es mir bequem gemacht und meinen Kopf auf meine Vorderpfoten gebettet hatte, hüpfte Milo vergnügt hinein. „Jumper.", schmunzelte ich und erntete einen bösen Blick von ihm, was ich nicht ernst nehmen konnte. „Schau nicht so, du bringst mich damit noch zum Lachen.", schmunzelte ich wieder und erntete eine rausgestreckte Zunge.
Beim vorbei Stolzieren boxte er mir spielerisch in meine Pfote, bevor er sich in mein Fell kuschelte. „Schlaf gut, Milo.", flüsterte ich noch, bevor ich meine Augen schloss und sofort einschlief. „Du auch, Tiana.", hörte ich noch vage im Hintergrund.

Das nächste Mal, als ich die Augen öffnete, war es, weil Milo nach mir rief. „Hilfe! Tiana! Verdammt, wach endlich auf!", schrie er so laut es nur ging. „Milo. Was ist denn?", antwortete ich schläfrig. „Ich könnte deine Hilfe brauchen!", schrie er und zeigte mir seine Situation. Noch nie war ich so schnell auf den Füssen und rannte los.
Milo wurde immer weiter zurück gedrängt und hatte schon einen Baum in seinem Rücken. Vor ihm baute sich ein Löwe bedrohlich auf und fauchte, bevor er nach ihm ausholte. Knapp konnte er der Tatze ausweichen, doch nun sass er ganz in der Patsche.

So schnell ich konnte, rannte ich Milo zur Hilfe und schlitterte genau im letzten Moment vor ihn und stand so genau zwischen den beiden.

Hybrid - Tochter einer halben WölfinWhere stories live. Discover now