16 | Nikan

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Es ist nun eine Woche vergangen und River scheint sich von Tag zu Tag wohler zu fühlen. Mit den Jungs geht sie um, als würden sie sich schon ihr ganzes Leben kennen. Nur zwischen uns entsteht gelegentlich eine merkwürdige Stimmung.
An ihrem zweiten Abend hier, hat sie gemeinsam mit Jesper in der Küche das Abendessen vorbereitet. Ich saß währenddessen mit Clayton im Konferenzraum und habe überlegt, wie wir gemeinsam an Geld kommen können. Doch konzentrieren konnte ich mich nicht. Ihre Lache hat meine Ohren erreicht und sofort kam diese unbeschreibliche Eifersucht in mir auf.
Warum lacht sie mit Jesper?
Warum kann ich sie nicht so zum lachen bringen?
Warum ist sie bei ihm und nicht bei mir?
Dass diese Gedanken vollkommen hirnverbrannt sind, weiß ich selbst, doch ich kann sie nicht aufhalten. Es ist mir an diesem Abend wirklich schwer gefallen die Kontrolle zu behalten. Nicht nur, weil sie in diesem Moment so glücklich war, auch weil sie es ein paar Stunden zu vor nicht zu sein schien.
Es war am Nachmittag. Sie hat an ihrem Traumfänger gearbeitet. Ich habe mit den Jungs Fußball gespielt und plötzlich war da dieses beklemmende Gefühl in meiner Brust. Ich habe zu ihr geschaut und gesehen, dass sie etwas beschäftigt. Die Augenbrauen hatte sie angestrengt zusammen gekniffen und ihr Blick hat in die Leere gestarrt. Mit ihren Gedanken war sie in einer vollkommen anderen Welt. Doch dann hat sich Olivia zu ihr gesetzt und River war abgelenkt. Das Gefühl in meiner Brust ist verschwunden und ich habe sie auch noch nicht darauf angesprochen. Ich möchte ihr Freiraum geben, doch gleichzeitig zerreißt es mich, dass ich ihr nicht helfen kann. Ob es mit ihrer Vergangenheit zu tun hatte?
Wir haben uns an dem Tag darüber unterhalten und ich habe gespürt, dass mehr dahinter steckt, als sie mir erzählt hat. Vielleicht sollte ich Mato fragen, ob er sich mit ihr darüber unterhalten kann. Auch wenn allein bei dem Gedanken mein Blut vor Eifersucht zu kochen beginnt, aber wenn ich nicht der Richtige bin, bei dem sie sich in dieser Angelegenheit anvertrauen kann, dann werde ich alles dafür tun, jemanden zu finden, bei dem sie es kann.

Die ganze vergangene Woche haben wir nicht viel miteinander gesprochen. Was wir aber getan haben, ist uns lange anzustarren. Es ist nicht so, dass wir keine Zeit miteinander verbringen. Wir verbringen sogar sehr viel Zeit miteinander. Doch dann unterhalten wir uns nicht. Wir werfen uns nur verstohlene Blicke zu oder starren einander an.
Ich weiß absolut nicht, was das zu bedeuten hat.
Und dann noch diese zufälligen Berührungen. Wenn sich kurz unsere Hände streifen oder ihre Schulter meinen Arm berührt. Es zieht jedes Mal, wie ein Stromschlag durch meinen ganzen Körper. Zwischen uns beiden befindet sich wahrlich eine elektrisierende Spannung und alles was ich möchte, ist sie in meine Arme zu nehmen und meinen Kopf in ihren Haaren zu verstecken. Ich möchte ihren Duft in mich aufnehmen und herausfinden, wie es sich anfühlt, wenn sich ihre Arme um meinen Nacken legen. Ich möchte ihr doch einfach nur nah sein.

Doch im Augenblick darf ich mich nicht damit beschäftigen. Es gibt eine Sturmwarnung für den morgigen Tag und wir müssen noch alles Wetterfest bekommen. Mato und Noah sorgen dafür, dass der Hühnerauslauf stabil bleibt. Es gibt ein paar lose Bretter, die befestigt werden müssen und auch der Zaun wird einen Sturm, wie wir ihn erwarten, nicht Stand halten. Also heißt es die Fenster verriegeln und Schwachstellen verbessern.
Jesper und Len sind im Geräteschuppen, der gleichzeitig als Werkstatt dient, und bauen eine provisorische Überdachung für dass Gemüsebeet, damit die Pflanzen nicht von herunterfallenden Ästen oder dem Regen zerstört werden.
Ian und Clayton tragen währenddessen Brennholz in die Küche und das Wohnzimmer. Wir haben zum Glück einen Kamin, also wenn der Strom ausfällt, haben wir sowohl eine Licht- als auch eine Wärmequelle und in der Küche können wir auf einem alten Küchenofen kochen, der ebenfalls mit Holz befeuert wird.
Ich war bereits auf dem Dach und habe nach den Solarmodulen geschaut und ob die Abdeckungen und Scharniere in Takt sind. Noch können wir sie aufgeklappt lassen, doch sobald es morgen richtig los geht, muss es schnell gehen und dann darf nichts klemmen. Hoffentlich fällt uns kein Baum auf das Dach.
Anschließend werde ich nach den Fahrzeugen in der Garage schauen. Vielleicht gibt es dort auch ein paar Stellen, die verstärkt oder Löcher, die geschlossen werden müssen.
Antonio, Olivia und River schlagen Bretter vor die Fenster. Dafür werden wir morgen nämlich keine Zeit mehr haben.

MoonshadowWhere stories live. Discover now