Kapitel 58

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Sofort entspannten sich seine Schultern wieder etwas und er fragte: "Woher weißt du das?" Er schien weder überrascht, noch wütend, weshalb ich erklärte: "Die Lage stimmt nicht überein, soweit ich mich erinnern kann. Außerdem müssten die Steine viel mehr verwittert sein und ein ganzer Flügel wurde angebaut." Er quittierte das Ganze nur mit einem zustimmenden Brummen und machte keine Anstalten weiter zu antworten. "Danke", meinte ich, als er mein Kleid nach dem "Verarzten" etwas zurechtzog. "Ich hätte es früher gemacht, aber meine Kräfte waren zu erschöpft", rechtfertigte er sich und wand sich wieder dem Spülbecken zu. "Ich rede nicht von meinem Bein", gab ich zurück und sprang von der Arbeitsfläche um ihm weiter zu helfen "und das weißt du." Lange schwieg er, bevor er anfing zu erzählen: "Als ihr damals weggelaufen wart bin ich zu eurem Schloss zurückgekehrt. Sie haben es niedergebrannt, da sie der Meinung waren, dass sie ihre Stadt nur so 'von dem Bösen reinigen' konnten." Seine Stimme klang voll Schmerz und Verachtung, als er das sagte. "Jahre später habe ich einen neuen Ort gesucht und es wieder aufgebaut. Ich habe es modernisiert und erweitert", fuhr er fort. "Deswegen warst du so oft weg, seit wir dich kannten... ähm, wiedergetroffen haben", schlussfolgerte ich "Du hast alles fertiggestellt und Vorräte aufgefüllt." Als ich zu ihm blickte, nickte er und er fügte kaum hörbar hinzu: "Ich wusste, dass wir eines Tages hierher zurückkehren werden. Du und ich." Verwirrt starrte ich ihn an, denn seine Worte erschlossen sich mir nicht wirklich. In ihnen schwang eine große Bedeutung mit, die mein müdes Gehirn nicht verstehen wollte. Und trotzdem schien es ihm unangenehm zu sein, dass ich wusste, was er bedeutungsvolles für mich getan hatte. Schließlich hatte er alle Mühen auf sich genommen mein Zuhause zu rekonstruieren und hatte lange geplant mich hierher zurückzubringen. "Miso hat vorhin übrigens gesagt, dass ihr ihr Zimmer sehr gefällt", teilte ich ihm in der Hoffnung auf eine Reaktion mit. Er gab nur einen zustimmenden laut von sich, ließ das Spülwasser ab und trocknete seine Hände ab. Er war tatsächlich verlegen! Er! Ungläubig sah ich ihn an. "Warum hast du das für mich gemacht?", platzte es aus mir raus. Endlich sah er mich an, doch sein Blick in den rot glühenden Augen ließ mir das Blut in den Adern gefrieren und ich ließ das Glas in meiner Hand beinahe fallen. Jetzt sah er entgültig tödlich beleidigt aus. "Tut mir Leid", murmelte ich, drehte mich schnell weg und trocknete das letzte Glas. Ich hatte eine Grenze überschritten. Ich sollte ihn nicht hinterfragen, sondern einfach dankbar sein. "Fragst du, weil du es nicht weißt?", fragte er, wobei seine Stimme mehr einem Knurren glich. Der Tellerstapel klapperte in meinen zitternden Händen, als ich ihn in den Schrank stellte. Irgendwie machte er mir Angst, wenn er so wütend war. Unsicher drehte ich mich zu ihm um und musste feststellen, dass er direkt vor mir stand. "Weißt du es wirklich nicht?", wiederholte er seine Frage grimmig und kam näher. Er ließ es klingen, als sollte ich wissen, wovon er sprach, doch ich schüttelte unsicher den Kopf. Er stieß ein freudloses Lachen aus und beugte sich über mich, wobei er sich mit den Armen neben meinem Kopf an den Schränken abstützte. "Weil ich dich liebe", sagte er und sah mir tief in die Augen "seit ich dich das erste mal gesehen habe, liebe ich dich, Hyun!" Dann küsste er mich.

Angel or devil (Ateez Park Seonghwa)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt