Kapitel 27

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Seonghwa hatte mir erzählt, dass am Tag, nach dem der Mond aufgegangen war, das Datum meines Geburtstags gewesen war. Ich blickte auf den Abreißkalender, den er mir besorgt hatte und stellte fest, dass ich also seit fünf Monaten 18 war. Inzwischen war laut Seonghwa die Außenwelt nur noch ein einziges Chaos: viele Menschen waren gestorben, als das gestörte Magnetfeld die Autounfälle verursacht hatte, aber scheinbar erlagen auch viele, ohne genügend medizinische Versorgung, ihren Krankheiten, die nach dem Mondaufgang ausgebrochen waren. Viele hatten sich zu Gangs zusammengeschlossen und vor allem Lebensmittelgeschäfte ausgeraubt. Durch das Fenster strahlten die Sonne und der Mond um die Wette und ließen Mr. Quiets Geschichten wie einen bösen Traum wirken. Dieser trat gerade durch die Tür und verkündete er habe zwei Nachrichten. Aufmerksam hörte ich ihm zu, als er mich informierte: "Wir haben ja darüber gesprochen, dass wir zu deiner Sicherheit wahrscheinlich umziehen müssen und unser neuer Unterschlupf ist endlich fertig!" Das war eine fantastische Neuigkeit, da er mit Sicherheit darauf geachtet hatte, dass ich dort mehr Platz zum Üben und Trainieren hatte. Mit einem herzerwärmenden Lächeln sagte er: "Die zweite Nachricht ist, dass ich ein Geschenk für dich hab'!" Verwirrt nahm ich den aufschriftlosen Briefumschlag entgegen und öffnete ihn. Als ich den Inhalt herausnahm, tropfte eine Freudenträne auf meine Hand, in der ich einen Stapel Fotos hielt. "Hat ein bisschen gedauert bis ich eine Polaroidkamera auftreiben konnte", erklärte er entschuldigend "Als Entschädigung hab' ich gleich ein paar mehr gemacht!" Von den Bildern lächelte mir Miso, mal neben Mingi, mal mit Seonghwa entgegen. Ohne groß nachzudenken umarmte ich ihn glücklich und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Erschrocken wollte ich zurückweichen, doch er hielt mich umarmt. Ich hatte sowieso keine Chance gegen ihn und beschloss einfach die Umarmung zu genießen. Ich legte entspannt den Kopf an seine Brust, wo ich seinen Herzschlag hörte, der der Geschwindigkeit meines gleichkam. Vermutlich hatte ich ihn nur erschrocken. Durch den Stoff seines dünnen T-Shirts spürte ich seine Muskeln an meinem errötenden Gesicht und mein Puls verdoppelte sich gefühlt ein weiteres mal. Als wir uns nach einer gefühlten Ewigkeit voneinander lösten, sah er mit flammendem Blick auf mich herab und fing an zu grinsen. "Du machst es mir echt nicht leicht, Hyun", meinte er, während seine Augen meinen Körper hinabwanderten. "Wir sollten los. Pack den Rest zusammen", wieß er mich mit zugewandtem Rücken an. Bei seinem Tonfall kribbelte mein Bauch und ich machte mich sogleich an die Aufgabe. Innerhalb von fünf Minuten war ich bereit, da ich die restlichen Sachen bereits gepackt hatte und es hatte glücklicherweise alles in einen Koffer gepasst. Dieser wurde mir kommentarlos abgenommen und ich machte das letzte mal eine Runde durch das Haus. Ich versuchte mir jeden Raum genau einzuprägen, da, auch wenn wir nicht luxuriös gelebt hatten, es doch ein Zuhause für mich gewesen war. Der Abschiedsschmerz war jedoch gleich wieder vergessen, als wir durch die Tür traten, denn wir fanden alles so vor, wie Seonghwa es beschrieben hatte. Selbst nach all dieser Zeit waren die ausgebrannten Überreste der Fahrzeuge quer über die Straßen verteilt und in der Ferne konnte man eine Schießerei vernehmen. Mit einem letzten Blick auf unser Haus stieg ich in das Auto, das mein Begleiter besorgt hatte.

Angel or devil (Ateez Park Seonghwa)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt