Kapitel 12

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Ich stand im Flur und starrte auf die Badezimmertür, unfähig mich zu bewegen. Wenigstens bekam ich wieder einigermaßen Luft, als ich Schritte hörte. "Morgen, Hyun", begrüßte mich eine verschlafene Miso, die sich die Augen rieb und dabei so jung aussah. Als sie mich ansah, rief sie erschrocken: "Hast du Fieber? Du bist ganz rot!" "Nein, alles gut", winkte ich ab und hielt meine erhitzten Wangen. In diesem Moment kam Seonghwa fertig angezogen und mit trockenen Haaren aus dem Bad. Er sah mich kurz mit einem belustigten Blick, der meinem Zwilling nicht aufgefallen sein konnte, an und begrüßte sie dann wortlos mit seinem alltäglichen Pokerface. Er bot mir in wenigen Worten an, auch duschen zu gehen und gab mir ein Handtuch, welches ich benutzen konnte. Mit meinen Klamotten in der Hand betrat ich das luxuriöse Badezimmer, welches so groß war wie unser Zimmer zuhause.
Ich stellte mich unter die moderne Regendusche und genoss das kalte Wasser auf meiner viel zu warmen Haut. Ich schloss die Augen und hatte sofort wieder das Bild von vorhin vor mir. Ich war immer noch nicht sicher, was mich mehr verwirrte: dass ich seinen Oberkörper so anziehend fand oder dass er zwei riesige Narben auf seinem sonst so makellosen Körper hatte. Ich wusch mir die Make-Up Reste des Vortags und die Röte von meinem Gesicht.
Ich zog mich an und verließ, nachdem ich mich leicht geschminkt hatte, das Bad, wo bereits meine Schwester wartete. Sie hatte unserem Gastgeber geholfen das Frühstück zu servieren und ging jetzt selbst auch duschen. Als ich das Wohnzimmer betrat roch es nach frischen Waffeln und Kaffee. Seonghwa saß am Esstisch, während er Zeitung laß und gedankenverloren mit dem Finger über seine Unterlippe fuhr. Gebannt folgte mein Blick seiner Bewegung und erinnerte mich plötzlich an den Vorabend: 'Er hat mich mit diesen Lippen geküsst!' Die Schmetterlinge in meinem Bauch flatterten als hätten sie epileptische Anfälle und ich fing, das gefühlt zehnte mal heute, an zu schwitzen. Der Kuss war bereits vor mehreren Stunden gewesen und trotzdem fühlte es sich immer noch so an, als würde er mich noch umarmt halten mit seinen himmlischen Lippen auf meinen. Sie waren so weich und warm gewesen, dass mir nur bei dem Gedanken daran schwindelig wurde. Dunkle Augen sahen mich an und ein wissendes Grinsen breitete sich auf Seonghwas Gesicht aus. Schnell sagte ich schüchtern: "Du solltest öfters lächeln, es schaut schön aus!" Ich hatte so leise gesprochen, dass ich fast sicher war, dass er es unmöglich hören konnte, doch er zog weiterhin grinsend eine Augenbraue nach oben. Mein Herz setzte einen Schlag aus und klopfte dann so laut, dass die Nachbarn jeden Moment wegen Lärmbelästigung herüberkommen müssten. "Immer weiteratmen", ermahnte mich Mr. Quiet, da ich tatsächlich die Luft angehalten hatte. Nach einem tiefen Atemzug setzte ich mich neben ihn und lehnte sowohl Kaffee als auch Waffeln dankend ab. "Komm schon, Hyun! Nur ein Stück Waffel!", bat mich Miso und setzte sich ebenfalls. Da ich keine Chance gegen sie hätte, gab ich nach und ließ mir von ihr ein Stück auf den Teller legen. Ich seufzte. 'Puderzucker', dachte ich missmutig 'na toll, noch mehr Zucker.' Ich nahm einen kleinen Bissen, wobei mich mein Zwilling lächelnd beobachtete. Es hätte gut geschmeckt, wenn mir nicht klar gewesen wäre, wie viel Zucker und Fett in diesem kleinen Stück waren. Dennoch zwang ich mich aufzuessen, weil meine Schwester es wollte und sich Seonghwa so viel Arbeit gemacht hatte. 'Dann muss ich später eben länger joggen gehen', plante ich im Kopf und erstellte mental einen Zeitplan.

Angel or devil (Ateez Park Seonghwa)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt